Eskandar: Roman (German Edition)
Schlägen.
Rede, wiederholt der Dritte.
Was soll ich sagen?
Woher kommt das Geld?
Von einer Dame.
Von welcher Dame?
Einer reichen Dame, die so viel davon hat, dass sie gern etwas davon abgibt.
So geht das eine Weile hin und her, der Dritte stellt sinnlose Fragen, und Eskandar-Agha gibt die erstbeste Antwort, die ihm einfällt, und versucht derweil, einen klaren Kopf und einen Eindruck von seiner Lage und der Absicht dieser Männer zu bekommen. Dass sie ihn in irgendeinem Hauseingang festhalten, statt ihn gleich auf ein Revier oder ins Gefängnis zu schleppen, deutet er als gutes Zeichen.
Sagen Sie, wonach Sie suchen, dann werde ich Ihnen helfen, sagt Eskandar-Agha und überrascht die drei damit so sehr, dass es einem der beiden, die ihn geschlagen haben, herausrutscht: Der ist unschuldig.
Ob einer schuldig oder unschuldig ist, entscheide ich, sagt der Dritte und macht dem Zweiten ein Zeichen, Eskandar-Agha noch einmal zu schlagen. Der aber scheint Mitleid zu haben und haut nur sanft zu.
Eskandar-Agha sieht ihn dankbar an, stöhnt aber auf und krümmt sich, damit der Dritte nicht misstrauisch wird.
Auf welcher Seite stehst du?, fragt der Dritte. Auf der des Königs und der Farangi oder der vom verehrten Mossadegh?
Der Zweite greift sich kurz an die Nase und flüstert, Mossadegh.
Mossadegh, sagt Eskandar-Agha. Und das ist die Wahrheit, ich habe für ihn gearbeitet.
Augenblicklich lassen die beiden Eskandar-Agha los, der Dritte nickt, tippt den Finger zum Gruß an die Stirn, sagt, vergib Bruder, das hättest du auch gleich sagen können, dann hättest du dir alles das ersparen können.
Aber nach allem, was Sie über den verehrten Mossadegh erzählen, sagt der Nachbarjunge Hossein, sieht es ihm nicht ähnlich, dass er Schläger bezahlt.
Eskandar-Agha zuckt die Schultern. Nichts als Ärger. Sobald ich einen Fuß vor die Tür setze, erwartet mich nichts als Ärger.
Mit Ihrer Erlaubnis, sagt der Nachbarjunge, genau das wollen die Kerle erreichen. Wir sollen eingeschüchtert werden und uns hinter den Mauern unserer Häuser verkriechen, damit sie in Ruhe tun und lassen können, was sie wollen.
Das können sie auch, ohne mich grün und blau zu schlagen, antwortet Eskandar-Agha resigniert und hängt seine müden Füße ins Becken, wo die Goldfische sofort angeschwommen kommen und mit den Nasen dagegenstoßen und ihn angenehm kitzeln.
Diese Kerle sind Agenten der Ausländer und des Königs, sie wollen glauben machen, dass sie vom verehrten Mossadegh bezahlt werden, damit sie genau das erreichen, nämlich dass wir enttäuscht von unserem Premier sind und uns von ihm abwenden, erklärt Hossein, und sein Vater weiß nicht, wovon sein Sohn spricht.
Agenten, Gegenagenten, Provokateure, Doppelagenten, wer soll das noch verstehen? Dabei ist alles, was wir von Allah erbitten, dass wir endlich unsere Ruhe haben und mein Sohn ein anständiger Bürger dieses Landes wird. Er soll seiner Heimat dienen und seinen Vater stolz machen.
Eskandar-Agha muss an seine Aftab-Khanum denken, die immer gesagt hat, der Junge ist schlau, er hat nur nicht das nötige Werkzeug, seine Klugheit einzusetzen. Unser Hossein-Agha hat recht, sagt Eskandar-Agha und klopft dem Jungen auf die Schulter. Und könnte meine Aftab-Khanum dich sehen, sie wäre stolz auf dich, mein Junge.
Hilfe von der kleinen Nimtadj
Die Einsamkeit in seinem Zimmer; seine Angst davor, wieder in die Klauen irgendwelcher Agenten oder Spitzel zu geraten, die Ungewissheit über die politische Lage lassen Eskandar-Agha nachts nicht schlafen.
Das ist alles zu viel für mich, sagt er zum Nachbarjungen Hossein und packt ein Bündel. Hab ein Auge auf mein Zimmer, sagt er. Ich werde eine kleine Reise machen.
Wohin gehen Sie?, fragt Hossein. Ich werde Sie vermissen.
Schließe die Augen und lausche, sagt Eskandar-Agha. Hörst du den Wind?
Siehst du, das ist der gleiche Wind, der auch dort weht, wo ich sein werde. Und wann immer er weht, werden du und ich durch ihn verbunden sein. Ich weiß selbst noch nicht, wohin ich gehen werde, lügt Eskandar-Agha, aber ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen, sobald ich mich irgendwo länger aufhalte.
Dieses Haus würde meiner Aftab-Khanum gefallen, notiert Eskandar-Agha, als er im kühlen und ruhigen Norden der Stadt vor Roxanas Anwesen steht. Es erscheint ihm noch größer als das Haupthaus des Palang-Khan. Ähnlich wie dort führen auch hier weiße Stufen zu einer riesigen Terrasse mit hohen Säulen. Ein Diwan steht
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