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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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geschafft hat, das Interesse von Eskandar-Agha zu wecken und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Zu schade, dass Sie sich nicht dazu überreden lassen, wieder für den verehrten Mossadegh zu arbeiten, sagt er.
    Eskandar-Agha sieht den Studenten an, stöhnt unter der Last seiner Sahra und überlegt noch, was er sagen oder wie er sich verhalten könnte, um den Studenten endlich loszuwerden, als die schwarze Limousine von Roxana-Khanum um die Ecke biegt und neben ihm hält.
    Roxana streckt ihren Kopf durch das offene Fenster und lächelt. Guten Tag, sagt sie. Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit. Doch dann entdeckt sie den Studenten, und der sieht Roxana, und ihre Blicke begegnen sich und kommen nicht mehr los voneinander. Keiner sagt mehr etwas, bis schließlich der Chauffeur aussteigt, die Tür öffnet und strammsteht. Zuerst steigt Eskandar-Agha mit Sahra ein, und als hätte man ihn ebenfalls eingeladen, steigt auch der Student ein. Ohne Roxana auch nur einen Augenblick lang aus den Augen zu lassen, setzt er sich auf den freien Platz neben sie.
    Damit nicht genug, beginnt er Fragen zu beantworten, die ihm keiner gestellt hat. Dass er zu den ersten jungen Männern gehört hat, die in Teheran und nicht im Ausland studiert haben, dass er natürlich längst kein Student mehr ist, aber alle ihn noch immer so nennen. Er erzählt, dass er verheiratet war, seine eigentliche Liebe aber Mossadegh und der Politik gehört und er deswegen seiner Frau nicht böse gewesen ist, als sie die Scheidung von ihm verlangte, und dass er glücklich und zufrieden mit sich und der Welt ist. Und dann sagt der Student etwas, worüber er sich selbst wundert. Er sieht Roxana an und sagt, bis jetzt ist mein Leben vollkommen gewesen und nichts und niemand hat mir gefehlt. Bis jetzt, wiederholt er und lächelt.
    Roxana erwidert sein Lächeln und bekommt rosige Wangen.
    Und Eskandar-Agha bekommt alles mit und kann nur eins denken, er hat den Studenten angelogen, dass er nur zufällig in der Gegend ist, und nun wird seine Lüge auffliegen.
    Leben Sie in der Nähe?, fragt Roxana den Studenten.
    Leider nicht, antwortet er, und sie machen beide ein enttäuschtes Gesicht. Dann hellt die Miene des Studenten sich auf. Aber ich liebe diese Gegend und steige, sooft ich kann, in den Autobus und komme hierher und mache Spaziergänge durch die Straßen und genieße die schöne Aussicht, sagt der Student mit breitem Grinsen. Die prächtigen Häuser und Gärten und gute Luft sind eine willkommene Abwechslung zur Armut und den Tumulten im Rest der Stadt und auch dem Viertel, wo ich lebe.
    Roxana schweigt, aber sie kann nicht verbergen, dass sie nicht weiß, wovon der Student spricht, und sie die Armenviertel der Stadt nicht kennt.
    Mir ist klar, sagt der Student verständnisvoll, wenn man hier im reichen Norden der Stadt lebt, bekommt man nicht so viel davon mit, aber die wirtschaftlichen Sanktionen und das Ölembargo der Engelissi haben unser Land in die Knie gezwungen und viele Menschen in die Armut getrieben.
    Es ist beschämend, dass ich mich so wenig auskenne und mich nur mit meinem eigenen kleinen Leben beschäftige, sagt Roxana freimütig.
    Es ist nie zu spät, Verantwortung zu übernehmen, antwortet der Student ohne jeden Vorwurf und lächelt.
    Das ziemt sich nicht, will Eskandar-Agha sagen und dem Studenten am liebsten eine runterhauen dafür, dass er so unverhohlen mit seiner Roxana flirtet. Doch stattdessen rutscht er nur auf seinem Sitz hin und her und versucht so die Aufmerksamkeit des Studenten auf sich zu ziehen, doch der hat nur Augen und Ohren für Roxana.
    Soll ich Ihnen etwas Ungeheuerliches verraten?, fragt der Student.
    O ja, bitte, haucht Roxana in einer Art und Weise, wie Eskandar-Agha sie noch nie hat reden hören.
    Wir haben Informationen, dass der künftige Außenminister der Amrikai klipp und klar gesagt hat, das Verbleiben von Premier Mossadegh im Amt liegt nicht im nationalen Interesse der USA, sagt der Student, als sie durch das Tor in den Park fahren.
    Aber das ist doch sicher auch für Sie gefährlich, stellt Roxana mit verführerischem Augenaufschlag fest.
    Gefährlich? Nun ja, schon, antwortet der Student. Jeder, der im Umfeld des verehrten Premiers arbeitet, ist einer gewissen Gefahr ausgesetzt. Dann beugt er sich noch weiter zu Roxana hinüber, sieht ihr noch tiefer in die Augen und sagt, wir haben Informationen, dass die Amrikai und Engelissi an einem konkreten Plan arbeiten, wie sie unseren verehrten Premier noch in diesem Sommer

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