Eskandar: Roman (German Edition)

stürzen können.
    Als das Automobil vor dem Haus hält und alle aussteigen, findet Eskandar-Agha noch immer nicht den Mut, etwas zu sagen. Er steht einfach nur da und weiß nicht, was er tun soll. Schließlich kann er nicht einfach gehen und seine Roxana mit einem wildfremden Mann allein lassen. Aber dann sieht es genau danach aus, als wollte Roxana Eskandar-Agha wegschicken und den Studenten einladen, sie ins Haus zu begleiten. Doch zum Glück besinnt sie sich und sagt, Eskandar-Agha, bitte begleiten Sie mich zusammen mit Ihrem Freund ins Haus, und wir trinken eine Tasse Tee zusammen. Es interessiert mich brennend, mehr über die politische Lage in unserem Land zu erfahren.
    Am liebsten würde Eskandar-Agha fragen, seit wann Roxana sich für die politische Lage des Landes interessiert, stattdessen verbeugt er sich, sagt, wie Sie wünschen, und folgt ihr und dem Studenten ins Haus.
    Die Engelissi und Amrikai haben in Zypern eine Zentrale eingerichtet, von wo aus sie ihre Agenten im Iran koordinieren, erzählt der Student, während er nach Art der Farangi zur Seite tritt und Roxana zuerst durch die Tür lässt. Eskandar-Agha allerdings übersieht er, geht zuerst hinein und vergisst, dass nach Art der Iraner zuerst Ältere hineingelassen werden müssen. Dabei hat Eskandar noch immer die Brote unterm Arm und trägt Sahra, die inzwischen eingeschlafen ist.
    Der Plan ist einfach, erklärt der Student. Um hier und auch im Ausland die Angst vor einer kommunistischen Übernahme zu schüren, bezahlen Agenten der Amrikai und Engelissi käufliche Iraner. Sie sollen auf die Straße gehen und Unruhe stiften. Als Gegner von Mossadegh, als Kommunisten getarnt, als Befürworter des Premiers, aber immer als Agents provocateurs.
    Das ist ja unglaublich, sagt Roxana, ohne den Blick vom Studenten zu wenden.
    Am liebsten würde Eskandar-Agha seine Roxana durchschütteln und sagen, sie soll aufhören, die Ahnungslose zu spielen, schließlich hat er selber ihr vor gerade mal vier Tagen die Geschichte von dem jungen Soldaten erzählt, mit dem er in die Gruppe angeblicher Kommunisten geraten ist.
    Hören Sie den Engelissi-Radiosender BBC?, fragt der Student, und Eskandar-Agha hat den Eindruck, der junge Mann würde Roxana am liebsten auf der Stelle in die Arme schließen.
    Ja, das tue ich, lügt Roxana und schielt schuldbewusst zu Eskandar-Agha.
    Mädchen, schäm dich, will er sagen. Was ist das für eine Art, mit einem fremden Mann zu sprechen? Und warum lügst du?
    Dann haben Sie sicher schon gehört, dass selbst die BBC Mossadegh als Verräter und Feind des Iran und des iranischen Volkes beschimpft und behauptet, er ist ein Verbündeter und Freund der Sowjetunion.
    Wieder schielt Roxana zu Eskandar-Agha, besitzt dieses Mal aber so viel Anstand, nicht wieder zu lügen, stattdessen nickt sie nur.
    Wir haben erfahren, dass diese Radiobeiträge und sogar Artikel für unsere persischen Zeitungen und Zeitschriften von Agenten in Washington verfasst werden.
    Eskandar-Agha hält sich nicht oft im Haupthaus auf und fühlt sich schon allein deshalb nicht wohl, jetzt aber auch noch den Anstandshüter spielen zu müssen, gefällt ihm gar nicht. Khanum, beginnt er zögernd und räuspert sich.
    Roxana sieht ihn mit einem Lächeln an, als wäre sie nicht ganz bei Sinnen.
    Gestatten Sie bitte, dass ich gehe?, fragt Eskandar-Agha und deutet auf die schlafende Sahra in seinen Armen.
    O ja, natürlich, flüstert Roxana. Gehen Sie nur, gehen Sie.
    Also dann, sagt Eskandar-Agha und sieht den Studenten an.
    Also dann, antwortet der Student und sieht aus, als müsste er eine Menge schöner Phantasien loswerden, bevor er antworten kann. Also, dann danke ich, sagt er und schüttelt zum Abschied die Hand von Roxana mit beiden Händen und für Eskandar-Aghas Geschmack ein wenig zu lang.
    Kommen Sie bald wieder, bittet Roxana. Das müssen Sie versprechen. Das will ich, sagt der Student, lässt endlich ihre Hand los, bewegt sich aber trotzdem nicht von der Stelle und sieht sie einfach nur an.
    Also dann, wiederholt Eskandar-Agha.
    Also dann, sagt der Student und geht endlich langsam in Richtung Tür, bleibt jedoch wieder stehen, dreht sich erneut zu Roxana um und sagt, darf ich fragen, was Sie zum Fest des neuen Jahres machen? Ich habe diese Fische im Glas gekauft, aber dann ist mir aufgefallen, dass ich gar keinen Platz habe, um einen Haft-Ssin, einen Gabentisch, aufzubauen, und ich dachte -
    Oh, ruft Roxana entzückt aus und strahlt übers ganze Gesicht. Wir haben