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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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sagt Eskandar-Agha und grinst.
    Sie sind ein Held, sagt Roxana ebenfalls grinsend.
    Nur um die Blumen und Setzlinge, die ich zurücklassen musste, tut es mir leid, sagt Eskandar-Agha.
    Seien Sie ehrlich. Im Grunde Ihres Herzens hat es Ihnen doch auch gefallen.
    Eskandar-Agha seufzt und grinst noch breiter und sagt, meiner Aftab-Khanum jedenfalls hätte es gefallen.

Ein gescheiterter Staatsstreich, und Eskandar-Agha ist dabei
     
    Noch haben wir den Kampf nicht gewonnen, erklärt der Student. Angeblich haben die Amrikai General Zahedi versprochen, ihn zum Premier zu machen, nachdem unser verehrter Mossadegh von ihnen beseitigt worden ist. Die Amrikai haben dem General bereits ein paar Millionen Dollar gegeben, damit er, sobald er das Amt übernommen hat, das Geld unters Volk bringt, um die Zustimmung der Leute zu bekommen.
    Froh darüber, dass er mit all dem nichts mehr zu tun hat, tut Eskandar-Agha das, was er am liebsten tut. Er kümmert sich um seine Tochter Sahra, die ihn mit Monsieur anspricht und sil vous plais und merci bocoups sagt. Und er stellt Blumensträuße für die Veranda und das Haus zusammen, schließt und öffnet im Garten Wasserläufe, topft Blumen um, beschneidet Büsche und Bäume.
    Nur das zufriedene Gefühl, das sich sonst dabei einstellte, will nicht mehr aufkommen.
    Khanum, das ist Ihre Schuld, beschwert er sich bei Roxana.
    Ich weiß, antwortet sie. Sie haben Blut geleckt. Es macht Freude, seinem Leben einen Sinn zu geben. Kommen Sie, sagt Roxana, lassen Sie Sahra bei der Mademoiselle, und wir fahren zu unserem Freund, dem verehrten Studenten, dort gibt es bestimmt etwas Sinnvolles für uns zu tun.
    Natürlich weiß Eskandar-Agha, sie will ihn nur als Anstandshüter dabeihaben. Gehen wir, antwortet er und fühlt sich auch gleich besser.
    Ich bin froh, dass Sie hier sind, sagt der Student mit einem seligen Lächeln. Wir können jeden Mann gebrauchen.
    Scheinbar auch jede Frau, murmelt Eskandar-Agha so leise, dass es keiner hört.
    Wir haben Nachricht erhalten, dass heute Nacht ein Oberst der Armee mit einer Einheit der Nationalen Garde hierherkommen wird, um den verehrten Premier zu entmachten und in polizeilichen Gewahrsam zu nehmen, sagt er leise. Ich möchte Sie bitten, das hier auszuwerten. Der Student deutet auf einen Stapel Papier, der auf dem Tisch liegt, als hätte er bereits damit gerechnet, dass Eskandar-Agha in sein Büro kommt. Es sind Beschwerdebriefe, die wegen der turbulenten Lage liegen geblieben sind.
    Gibt es in dieser turbulenten Lage nichts Wichtigeres zu tun, als irgendwelche Beschwerdebriefe auszuwerten?, fragt Eskandar-Agha kleinlaut. Aber weil ihn keiner beachtet, setzt er sich und arbeitet einen Brief nach dem anderen ab, ohne müde zu werden.
    Nach dem Essen, als es in den Büros ruhiger wird, die Luft flimmert und manche an ihren Arbeitstischen eingedöst sind, bebt das Haus plötzlich sanft, und von der Straße her ist Lärm von Militärfahrzeugen zu hören. Eskandar-Agha rennt den Flur entlang, sieht aus dem Fenster im ersten Stock und kann gerade noch rechtzeitig den Kopf einziehen, bevor ein Schuss direkt neben ihm im Fensterrahmen einschlägt.
    Alles geht sehr schnell. Ein zweiter und dritter und viele weitere Schüsse folgen. Königstreue Soldaten liefern sich ein Gefecht mit dem Wachpersonal, das das Haus des Premiers beschützt.
    Eskandar-Agha überlegt noch, ob er zum Hintereingang gehen und flüchten soll. Aber da ist auch schon wieder alles vorbei. Von seinem Fenster aus beobachtet er, wie der Offizier und seine Soldaten, die eigentlich gekommen waren, um Mossadegh kraft des vom König schließlich und endlich unterschriebenen Dekrets zu entmachten und zu verhaften, selber verhaftet und abgeführt werden.
    Als Eskandar-Agha mit zitternden Knien wieder zu seinem Stapel Briefe zurückkehrt, sitzt der Student am Tisch und hat für sich und Eskandar-Agha zwei Gläser Tee mitgebracht. Fürs Erste haben wir Ruhe, sagt er und reicht Eskandar-Agha die Untertasse mit dem Zuckerwürfel darin. Bitte, nehmen Sie Platz. Es ist eine Ewigkeit her, seit Sie und ich uns unterhalten haben.
    Ja, ja, sagt Eskandar-Agha, die turbulenten Zeiten lassen einem nicht einmal mehr Zeit für die alten Freunde.
    Mit einem Schmunzeln steckt der Student die Anspielung ein, schiebt sich ein Stück Zucker in den Mund und schlürft genüsslich seinen Tee. In Zeiten wie diesen, sagt er, muss man das Leben genießen, so gut es eben geht. Schließlich weiß nur Gott allein, wie viel jedem von

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