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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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nächsten Abend, als Eskandar-Agha nach Hause kommt, kann er es nicht abwarten, gefragt zu werden. Khanum, Sie werden es nicht für möglich halten, wer heute in diesem Haus gewesen ist. Dieser General, von dem alle sprechen, hat unseren Kirmit Roosevelt besucht. Sie haben zusammen mit den iranischen und Amrikai-Agenten um meine frisch gepflanzten Mandelbäume gestanden und sie bewundert, mir bei der Arbeit zugesehen und lauthals über die Begegnung dieses Mister-Schwarzkopf mit Seiner Majestät, dem König, gelacht und gelästert.
    Haben Sie ihr Gespräch verstanden?, fragt der Student ungläubig und erntet dafür einen tadelnden Blick von Roxana.
    Eskandar-Agha sieht stoisch nur Roxana an. Der Amrikai-General hat gesagt, der König hatte so viel Angst, dass sein Palast und seine Gespräche abgehört werden könnten, dass er mit dem General in den großen Ballsaal gegangen ist. Dort hat Seine Majestät einen Tisch in die Mitte des Saals gezogen, und der General musste sich mit dem König zusammen auf den Tisch setzen, bevor der Schah bereit gewesen ist, das Gespräch zu beginnen.
    Nun sieht auch Roxana Eskandar-Agha misstrauisch an. Sind Sie sicher, dass Sie diese Geschichte richtig verstanden haben?
    Khanum, die haben zwei Schritte von mir entfernt gestanden, und ein Iraner hat für die anderen alles übersetzt. Da gab es nichts falsch zu verstehen, antwortet Eskandar-Agha beleidigt und verzieht sich trotz der Dunkelheit in den Garten.
    Als er sich wieder beruhigt, geht er unter dem Vorwand, die Blumen auf der Veranda gießen zu wollen, aber eigentlich, um sich wieder mit Roxana-Khanum zu versöhnen, zum Haupthaus und überrascht Roxana und den Studenten dabei, wie sie sich küssen.
    Eskandar-Agha senkt den Kopf und will gleich wieder verschwinden, aber als wäre es das Normalste der Welt, dass ein fremder Mann mitten in der Nacht bei einer fremden Frau auf der Veranda sitzt und sie küsst, bittet Roxana ihn, sich zu ihnen beiden zu setzen.
    Ich muss BBC hören, murmelt Eskandar-Agha kurz angebunden. Heute werden sie ein geheimes Zeichen senden.
    Ein geheimes Zeichen?, fragt der Student und versucht unauffällig seine Hand von Roxanas Bein zu nehmen.
    Eskandar-Agha tut, als würde er es nicht bemerken. Üblicherweise sagt die BBC um Mitternacht: It is now midnight. Heute Abend werden sie sagen: It is now exactly midnight, sagt Eskandar-Agha und sieht weiter auf seine Giweh.
    Roxana verdreht die Augen. Spannen Sie uns doch bitte nicht auf die Folter, bitte sprechen Sie. Was ist das für ein Zeichen?
    Das ist eine Botschaft von Churchill und Eisenhower für unseren König, antwortet Eskandar-Agha.
    Und? Roxana und der Student beugen sich beide vor.
    Wenn die BBC anders als an allen anderen Abenden das Wort exactly einfügt, ist das der Beweis für den Schah, dass der Agent, der Amrikai, der in dem Haus, in dem ich gezwungen wurde zu arbeiten – Eskandar-Agha legt eine lange Kunstpause ein, die Roxana wütend macht.
    Reden Sie in Gottes Namen weiter.
    Dass also dieser Amrikai Roosevelt kein Betrüger ist, sondern wirklich von Mister Churchill und Mister Eisenhower geschickt worden ist und dass die Farangi Mossadegh und seine Regierung wirklich loswerden wollen.
    Wenig später hören Eskandar-Agha, Roxana und der Student mit eigenen Ohren die veränderte Ansage der BBC, können aber trotzdem kaum glauben, dass so etwas möglich ist. Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass die Medien der Farangi frei und unabhängig sind und sich niemals für derlei Machenschaften hergeben, schon gar nicht die BBC, sagt der Student mutlos.
    Das sollte man nie tun, antwortet Eskandar-Agha.
    Was sollte man nie tun?, fragt Roxana.
    Seine Hand ins Feuer legen. Könnte ja schließlich sein, dass man sie noch für wichtigere Dinge braucht, antwortet Eskandar-Agha trotzig.
    Als wäre er beim Stehlen ertappt worden, kreuzt der Student die Arme vor der Brust und versteckt seine Hände. Jetzt passt alles, was wir in den vergangenen Tagen erfahren haben, zusammen, sagt er. Angeblich sollen die Amerikaner dem Schah gesagt haben, dass sie ihren Plan, den verehrten Premier zu stürzen, in jedem Fall ausführen werden. Und zwar gleichgültig, ob er mitmacht oder nicht. Andererseits haben sie ihm ihre volle Unterstützung zugesichert für den Fall, dass er jetzt tut, was sie von ihm verlangen.
    Das ist dreist, schimpft Roxana.
    Genauso dreist, wie einer fremden Frau die Hand aufs Knie zu legen, würde Eskandar-Agha am liebsten

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