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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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Welt.
    Wirklich gut, sagt Alexander leise, als er den Film sieht, und er lächelt sogar, worauf Roxana-Khanum sofort Tränen in die Augen bekommt und am liebsten aufspringen und ihren erwachsenen Sohn abküssen würde.
    Bevor er wieder in sein Zimmer verschwindet, winkt Alexander Sahra mit einer Geste, die so klein und unauffällig ist, dass sie kaum zu sehen ist, zu sich. Er flüstert etwas in ihr Ohr und lächelt sogar ein zweites Mal an diesem Abend.
    Wir sollen den Film in der Universität zeigen, strahlt Sahra, als sie den anderen erzählt, was Alexander ihr zugeflüstert hat.
    Wenn er so weitermacht, müssen wir ihm noch Prophetenstatus verleihen, murmelt Eskandar-Agha vor sich hin, als er mit seiner Laterne in der Hand zum Gärtnerhäuschen geht.
    Zwei Wochen nachdem ihr Film in der Universität gezeigt wird, fährt eine Limousine in die Einfahrt von Roxana-Khanum. Ein Offizier in einer einwandfrei sitzenden Uniform bittet die Regisseurinnen Nimtadj und Sahra sprechen zu dürfen.
    Die beiden amüsieren sich über den Begriff Regisseurin, Roxana und Eskandar-Agha hingegen haben so viel Angst, dass sie den Uniformierten einfach nur anstarren und keinen Ton über die Lippen bekommen.
    Ihre Majestät, die Kaiserin Farah Diba, hat sich den Film bringen lassen. Sie hat ihn gesehen und wünscht nun die beiden Damen im Palast zu empfangen, verkündet der Uniformierte feierlich.
    Sobald er wieder abgefahren ist, rollt Roxana die Augen nach oben und sinkt ohnmächtig in die Arme von Agha-Farrokh, der sie nur auffangen kann, weil Eskandar-Agha ihm dabei hilft. Nachdem sie wieder zu sich kommt, ist das Erste, was sie sagt, schnell, schnell, wir müssen packen und so rasch wie möglich das Land verlassen. Bestimmt ist irgendetwas in dem Film, woran der SAVAK Anstoß genommen hat, und nun wollen sie euch verhaften. Und Ihr wisst ja, was sie mit Mädchen machen, die in ihren Gefängnissen landen.
    Während Eskandar-Agha hofft, dass sie ihn selber, aber zumindest seine Tochter Sahra in ihre Rettungspläne einbezieht, lachen Nimtadj und Sahra über Mutter und Vater.
    Vielleicht ist es zu euren Zeiten so gewesen, dass der Geheimdienst einen Offizier der königlichen Leibgarde mit einer Limousine schickt, der dich höflich einlädt, sie zu besuchen. Heutzutage jedenfalls haben die Dinge sich geändert. Wenn der Geheimdienst dich haben will, bittet er nicht, sie nehmen dich mit, oder der Einfachheit halber ermorden sie dich gleich an Ort und Stelle.
    Außer Nimtadj und Sahra sitzen eine Handvoll anderer Studentinnen in der Audienz der Kaiserin im Palast.
    Sie ist hübsch, flüstert Sahra ein wenig zu laut.
    Danke, meine Liebe, sagt die Kaiserin und schenkt den Mädchen ein aufrichtiges Lächeln.
    Dienerinnen und Diener in weißen Jacken und weißen Handschuhen bringen Tee und Gebäck, Limonade und Wassermelone. Wie der Zeremonienmeister es ihnen vorher eingebläut hat, nehmen die Studenten sich zwar das eine oder andere Stück auf die Teller, lassen die Speisen aber unberührt. Schließlich isst man in Anwesenheit einer Kaise rin nicht, hat der Zeremonienmeister streng gesagt. Und sprechen sollen die Studentinnen auch nur, wenn die Kaiserin ihnen eine Frage stellt, und die Antworten der jungen Damen sollen zurückhaltend und knapp sein.
    Ich habe Sie zu mir gebeten, sagt Farah Diba, weil ich von den jungen Künstlerinnen hören möchte, wie ich als Kaiserin und Mutter der Nation Kunst und Künstler des Landes besser unterstützen könnte.
    Während Nimtadj und Sahra sich noch eine Antwort überlegen, reden die anderen Studentinnen, als wären sie vorbereitet und hätten ihre Antworten abgesprochen.
    Wir brauchen finanzielle Unterstützung, sagt eine; Räume, vielleicht ein Institut, in dem wir arbeiten können, sagt die Zweite; mehr Freiheit, um ausdrücken und darstellen zu können, was uns bewegt und am Herzen liegt, erklärt die Dritte.
    Alle halten den Atem an. Der Zeremonienmeister wiegt seinen schweren Körper vor und zurück, sodass die Ledersohle seiner Schuhe knarrt, die Mädchen sehen ihn an, und er wirft ihnen einen strafenden Blick zu.
    Nimtadj wird augenblicklich bleich und sieht sich selbst und die anderen schon in Handschellen und Ketten, wie sie alle zusammen abgeführt und in den berühmt-berüchtigten kaiserlichen Folterkammern gefoltert und vergewaltigt werden.
    Doch die Kaiserin lächelt ruhig, nickt verständnisvoll und hebt die Hand, um ihrem Zeremonienmeister, zu signalisieren, er solle sich beruhigen. Dann

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