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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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damals, als Roxana-Khanum selber und Agha-Farrokh von der Welt abgewendet gelebt haben. Ich werde mich nicht noch einmal der Tatenlosigkeit schuldig machen, sagt er zu sich selber und gewöhnt sich an, für Alexander eigene Notizen zu erstellen. Darüber, was im Garten und im Haus geschieht und was er sieht und mitbekommt, wenn er draußen ist.
    Manchmal schiebt er eine Fotografie unter der Tür zu Alexander ins Zimmer, oder er fertigt kleine Zeichnungen an. Der Garten im Sommer, im Winter, mit Schnee, mit Rosen, in der Blüte des Frühlings; er klebt eine Blüte, eine Feder, rote, gelbe, orangefarbene Herbstblätter auf und schiebt sie Alexander unter seiner Zimmertür durch. Weil du nicht zu uns in die Welt hinauskommst, bringen wir die Welt zu dir in dein Zimmer, schreibt Eskandar-Agha.
    Nimtadj und Sahra machen es Eskandar-Agha nach. Was immer sie tun, wo immer sie sind, machen sie Fotografien, versehen sie mit Ort und Datum und machen eine Notiz dazu oder schreiben sogar eine kleine Geschichte.
    Zu dem Bild, das sie von einer Moschee aufnehmen, schreiben sie: Oktober 1965. In dieser Mosche im Süden der Stadt beten die Leute für einen Geistlichen mit dem Namen Khomeini. Der Schah hat ihn im vergangenen Jahr des Landes verwiesen. Die Leute sagen, dass er inzwischen beim Erzfeind Irak Unterschlupf gefunden hat.
    Sie machen Fotografien auf den Straßen, von großen amerikanischen Autos, von Ampeln, Frauen in kurzen Röcken, einem neuen Park, einem neuen Rondell mit Wasserfontänen. 1966, Teheran, schreiben sie. 2 700 000 Einwohner, riesige amerikanische Automobile, überall Tankstellen.
    Besonders stolz sind Nimtadj und Sahra auf ihre heimliche Fotografie von einer Frau und einem Mann, die sich in einem Auto küssen. Darunter schreiben sie: Und das, obwohl öffentliche Liebesbekundungen gesetzlich verboten sind, auch in Kinos, Restaurants, Cafés und auf allen öffentlichen Plätzen.
    Weil Eskandar-Agha und Roxana-Khanum um die Sicherheit ihrer Töchter fürchten und ihnen verbieten, am Tag, als Mohammad-Resa-Pahlewi sich selbst zum Kaiser krönt, auf die Straße zu gehen, fotografieren sie die Bilder aus dem Fernseher und notieren: 28. Oktober 1967. Nun ist er König der Könige, ein Kaiser. Farah-Diba ist die erste Kaiserin seit tausend Jahren. Im Falle eines Falles wird sie die Geschäfte des Landes führen, bis der Kronprinz volljährig ist.
    Unter das Foto von Eskandar-Agha und der neuen Aftabeh aus Plastik schreiben sie: Sogar die Toilettenkultur in unserem Land ist modern geworden. Wasserkannen aus Gusseisen sind zum Bedauern von Eskandar-Agha kaum noch zu finden. Aber auch viele andere Gegenstände im Haus, viele unserer Schalen, Schüssel, Teller, sogar Schuhe und Körbe sind inzwischen aus diesem neuen Material, genannt Plastik, was man scheinbar in jede beliebige Form gießen kann.
    Als Eskandar-Agha, Roxana, Nimtadj, Agha-Farrokh und Sahra einen Ausflug in die Berge im Norden Teherans machen, schreiben Sahra und Nimtadj unter die Fotografie des Teehauses, in dem sie haltmachen: Es ist ein herrlicher Ausflug. Siehst du den leeren Platz am Sofre? Den haben wir für dich frei gehalten. Eine endlos lange Karawane der Nomaden mit ihren Kamelen und Eseln, Schafen und Ziegen zieht an uns vorbei. Ihre Glöckchen und klimpernden Glücksbringer klingen wie Lieder. Wie du siehst, haben wir für dich den Karawanenführer fotografiert, er hat freundlich gelächelt, und er sendet dir seine Grüße. Als wir seine Frau ablichten wollten, die im Bergbach ihre Wäsche und ihre beiden Kinder gewaschen hat, hat der Führer seinen Dolch gezogen. Wir haben uns höflich bedankt und schnell verabschiedet.
    Alexander hat in den vergangenen Jahren die Tür zu seinem Zimmer nur selten geöffnet. Allenfalls um Essen, Bücher, Kleider, Batterien für sein Transistorradio und was seine Familie sonst noch für ihn neben der Tür deponiert, hereinzuholen. Er wird zum unsichtbaren Geist im Haus seiner Mutter, von dem nur selten eine Reaktion kommt, bis zu dem Tag, an dem Nimtadj und Sahra ihm die Fotografien der Nomaden unter seine Tür schieben.
    Am nächsten Morgen liegt auf dem Verandatisch ein Zettel, auf den Alexander geschrieben hat: Danke für die Bilder der Nomaden. Ich musste weinen, als ich die Gesichter der Menschen sah. Es ist ein stolzes und freies Volk. Ich wünschte, auch ich könnte leben wie sie. Ich verachte unseren König dafür, dass er diese wunderbaren Menschen sesshaft machen und ihr Leben zerstören will.
    Für

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