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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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Ausländer so plötzlich aus dem Arm, dass sie erschrickt und laut zu weinen anfängt.
    Eskandar speak. How is the mother?
    Slipping.
    Sie schläft, übersetzt der Moteardjem, und ärgert sich, weil Eskandar englische Worte benutzt.
    Why sleeping?
    Eskandar zuckt die Schultern.
    Go get a doctor, sagt der Kanadier zum Übersetzer und setzt sich mit Eskandar und dem Kind auf die Stufe vor der Holztür.
    Wüsste Eskandar, was Verräter in Farangi-Sprache heißt, würde er es jetzt sagen.
    What is her name?
    Noname.
    No name? Why?
    Noname.
    We need a name for her. A beautiful Iranian name.
    Eskandar versteht name und iranisch und schön und sagt, yes.
    Eskandar means Alexander, sagt der Farangi. Alexander der Große war ein König, der das Reich der Perser erobert und die iranische Prinzessin Roxana geheiratet hat. Roxana. Good name?
    Eskandar versteht nichts.
    Roxana?, fragt der Ausländer und tippt dem Kind auf die Brust.
    Roxana, wiederholt Eskandar. Gud, sagt er. Gudgud name.
    Eskandar küsst sein Mädchen und grinst wie der Kanadier: Zähne zusammengebissen und die Lippen weit auf. Wer so heißt, lässt sich von niemandem so leicht unterkriegen, sagt er. Und auch nicht einfach so von einem dahergelaufenen Farangi mitnehmen.
    Alexander and Roxana, sagt der Farangi.
    Es ist aber kein islamischer Name, sagt der Übersetzer, als er mit dem Hakim, dem Heiler, zum Haus von Frau-Rohan zurückkommt.
    Er trägt Leben in sich, sagt der Hakim. Und als Alexander der Große vor mehr als zweitausend Jahren unsere Heimat erobert und Roxana, die Tochter des Königs, geheiratet hat, ist sie es gewesen, die mit ihrer Klugheit und Schönheit erreicht hat, dass Alexander unser Land und seine Menschen lieben und schätzen lernte, statt mehr als nur den Palast in Schutt und Asche zu legen.
    Der Hakim hält Tajelmoluk alle möglichen Fläschchen und Kräuter unter die Nase, träufelt ihr Sud in den Mund, legt Umschläge auf ihre Stirn, bis sie endlich aufwacht.
    Sie fängt gleich an zu weinen. Ich bin müde, sagt sie, lasst mich in Ruhe, ich will schlafen.
    Du hast acht Nächte und Tage geschlafen, sagt Frau-Rohan. Dein Rücken wird steif, deine Beine werden schwach, du musst essen. Steh auf, setz dich, du musst deinem Kind die Brust geben.
    Das wird sie nicht können, ihre Milch ist ausgetrocknet, sagt der Hakim zu Eskandars Bedauern. Er hätte nichts dagegen, nach den Brüsten der Akhund-Frau auch die von Tajelmoluk zu sehen.
    Der Junge hat deiner Tochter einen hübschen Namen gegeben, sieh sie dir wenigstens an, sagt Frau-Rohan. Aber Tajelmoluk vergräbt ihr Gesicht in den Händen und weint noch mehr.
    Junge, geh hinaus, sagt Frau-Rohan. Es ist nicht gut für das Kind, wenn es das Weinen seiner Mutter hört.
    Der Übersetzer hockt an der Lehmmauer und beobachtet den Kanadier, wie er vor der Tür auf und ab geht, seine dunkle Zigarre raucht und Worte in seiner eigenen Sprache murmelt. Als Eskandar aus der Tür tritt, bleibt der Ausländer stehen und starrt ihn an.
    Slipping finisch, sagt Eskandar.
    Good. Good, sagt Richard.
    Sag dem Mesterr, Roxana bleibt hier, sagt Eskandar schüchtern. Wie meinst du das?, fragt der Kanadier.
    Wie ich es sage. Sie bleibt hier bei mir. Ich behalte sie.
    Junge, sei nicht so frech, warnt der Übersetzer.
    Eskandar drückt Roxana noch fester an sich. Ich bin nicht frech. Ich verhandle. Ich will nicht der Freund von jemandem sein, der mir meine Roxana wegnehmen will.
    Was hat er gesagt?, fragt Richard.
    Der Übersetzer druckst herum, statt zu übersetzen sagt er, er meint es nicht so, Saheb.
    Als er schließlich erfährt, was Eskandar gesagt hat, wundert der Ausländer sich. Natürlich bleibt das Kind hier. Niemand hat die Absicht, es mitzunehmen.

Bis zum letzten Tropfen Blut
     
    In derselben Nacht, als Eskandar erfährt, dass er Roxana behalten darf, dringen von der Gasse her Schritte und gedämpfte Stimmen in seinen Schlaf, und er denkt, der Ausländer hat es sich überlegt und kommt nun doch seine Roxana abholen.
    Geh hinaus und sieh nach, was geschehen ist, sagt Frau-Rohan und bleibt im Hof hinter der Tür stehen.
    Es ist die Rede von Reitern, berichtet Eskandar. Nationalisten sind aus der Hauptstadt zurückgekehrt, es hat Verletzte gegeben, der König und die russischen Besatzer haben das iranische Parlament bombardiert.
    Was sind Nationalisten?, flüstert Frau-Rohan.
    Mein Freund, der Reiter Hodjat, ist auch Nationalist, antwortet Eskandar. Und wenn ich ein richtiger Mann bin, werde auch ich mein

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