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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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weiß ich nicht.
    Ich möchte Tischdecken und Kissenbezüge mit Elefanten darauf haben. Das würde das Herz meiner kleinen Prinzessin erfreuen, sagt Mahrokh-Khanum, und auch ich würde mich freuen, sagt sie und schlägt ihre langen schwarzen Wimpern auf und ab, als wären es Schmetterlinge.
    Noch am selben Nachmittag eilt Eskandar in den Basar und gibt beim Stoffdrucker einen Stoffstempel mit einem Elefanten in Auftrag.
    Der Stoffdrucker ist beleidigt. Meine Arbeit ist Kunst, meine Stempel sind Kunstwerke, Elefanten sind unter meiner Würde.
    Dann werde ich es eben beim nächsten Stoffdrucker versuchen.
    Aber nicht doch, ruft der Stoffdrucker und bestellt beim Jungen aus dem Teehaus nebenan zwei Tee. Revolution und Kriege haben Spuren hinterlassen, Wirtschaft und Handel liegen danieder, klagt der Stoffdrucker. Kein Händler kann es sich leisten, einen Auftrag auszuschlagen. Er schlürft den Tee mit leidvoller Miene, und sei es, dass ich Elefanten auf Stoff drucken muss.
    Roxana klatscht in die Hände, springt glücklich auf und ab, als sie die Elefanten auf den Tischdecken und Kissenbezügen sieht. Und Mahrokh-Khanum ist dermaßen entzückt, dass sie, statt nach dem Preis des Stoffes zu fragen, Eskandar gleich eine ganze Handvoll Münzen gibt.
    Es dauert keinen halben Tag, da wollen auch die anderen Frauen und Töchter des Palang-Khan Tischdecken, Bezüge für ihre Kissen und Bett überwürfe mit Elefanten und allen möglichen anderen Lieblingstieren auf Stoff gedruckt haben.
    Der Stoffdrucker findet es noch immer unter seiner Würde, statt Motiven aus dem Diwan des Dichters Hafez oder zumindest Versen aus dem Koran Kamele, Vögel und wilde Tiere auf Stoff zu drucken. Aber die Lage ist schlecht, und so beeilt er sich, die entsprechenden Stempel zu schnitzen. Er muss sogar zwei Gehilfen einstellen, um die Aufträge fristgerecht ausführen zu können.
    Für Roxana hat Eskandar noch eine Überraschung: Einen ausgestopften, etwas zu dünn geratenen Elefanten, der aber mindestens so groß ist wie sie selber.
    Roxana fällt ihrem Eskandar um den Hals, bedeckt ihn mit Küssen und ruft, erzähl mir die Geschichte dazu.
    Du weißt doch, sagt Eskandar. Jeder Mensch, jedes Tier, jeder Baum und jeder Stein hat eine Geschichte, also auch dieser Elefant. Der verehrte Stoffdrucker aus dem Basar hat die ganze Nacht von allen möglichen Tieren geträumt, von Elefanten und Giraffen, von Affen und Eseln, Hunden und Katzen, Vögeln, Mäusen und allen anderen von Gott geschaffenen Tieren dieser Welt. Als er dann am Morgen aufgewacht ist, hatte er eine Idee. Er schnitzte einen zweiten Stempel, bedruckte damit den Stoff, schnitt zwei Elefanten heraus, nähte ihre Beine, ihre Körper und Rüssel zusammen und stopfte alles mit Stroh aus. Und so, meine kleine Zuckerpuppe, hast du das Vergnügen, Besitzerin dieses Elefanten zu sein.
    Roxana rennt mit ihrem Elefanten zu den anderen Kindern, was natürlich zur Folge hat, dass sie nun alle ein Stofftier haben möchten. Die Töchter wünschen sich Vögel, Fische und Affen und die Söhne zur Freude ihres Vaters Tiger.
    Im Basar spricht sich herum, welche seltsamen Aufträge der Stoffmacher ausführt, worauf der Holzschnitzer ihm einen Besuch abstattet, um die Tiere zu begutachten.
    Das habe ich mir gedacht, sagt er. Diese Tiere aus Stoff haben keine Stabilität. Holz eignet sich viel besser, sagt er und präsentiert Eskandar einen Elefanten, ein Kamel und einen Tiger, die er aus Zedernholz hergestellt hat. Aber auch ernste Angelegenheiten, die Sache richtiger Männer sind, muss Eskandar erledigen. Denn inzwischen kennt er sich im Basar so gut aus wie kaum ein anderer.
    Mobasher-Agha bittet ihn um Hilfe, als Palang-Khan ein besonderes Fest für seine Farangi-Freunde und die Männer aus der gehobenen Gesellschaft veranstalten will. Eskandar soll in Erfahrung bringen, wer die besten Tänzer und Musikanten der Stadt sind, und sie für das Fest verpflichten.
    Im Basar von Teheran gibt es alles; und wenn du es dort nicht findest, dann ist es etwas, was du ohnehin nicht brauchst, zitiert Eskandar die Händler und grinst.
    Welche Art Tänzer suchst du?, fragen die Männer im Basar mit einem Schmunzeln, an dem Eskandar erkennt, dass sie damit etwas meinen, was er nicht versteht. Dein Herr sucht wohl hübsche junge Männer, mit denen er und seine Gäste sich ungestört vergnügen können.
    Ich hätte wissen müssen, dass du für diese Aufgabe zu jung und unerfahren bist, schimpft der alte Verwalter und

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