Eskandar: Roman (German Edition)
verspreche und gelobe ich, acht auf sie zu geben, wie ich auf das Licht meiner Augen achtgebe. Ich werde sie ehren und ihren Ruf verteidigen.
Eskandar will endlich den Namen seiner Braut erfahren, doch um seinen Schwiegervater stehen fremde Männer, der Name seiner Braut soll nicht in der Öffentlichkeit und vor all den fremden Na-mahram, Nichtblutsverwandten, genannt werden.
Sie haben mich nicht nach meinem Namen gefragt, sagt seine Braut, als Eskandar-Agha endlich zu ihr geführt wird und das frisch vermählte Paar zum ersten Mal allein ist.
Kein Name dieser Welt kann Ihre Schönheit und Anmut beschreiben, sagt Eskandar-Agha. Auch wenn es mir bislang nicht vergönnt gewesen ist, Sie länger als einen Augenblick zu sehen, weiß ich bereits, Sie tragen den schönsten aller Namen, denn Sie sind schöner als jede Blume, die Sterne und der Mond zusammen, und Ihre Augen funkeln wie die Steine der Krone des Königs.
Das Mädchen lächelt, legt den Kopf schief, versucht nicht einmal, wie es sich für eine junge Braut gehört, scheu und schüchtern zu wirken. Glücklich die Frau, die Ihre erste Geliebte gewesen ist.
So gut er kann, überspielt Eskandar-Agha seine Verwunderung und fragt, wie kommen Sie darauf, es habe eine Geliebte gegeben?
Die Art, wie Sie mir schmeicheln, lernt ein Mann nirgendwo sonst als bei einer Frau.
Sie verunsichern mich, denn auch Sie sprechen wie eine Frau, die Erfahrung hat.
Spielen Sie nicht den Empörten, ich weiß es von anderen Frauen.
Sie ist klug, denkt Eskandar und sagt, wer immer ich bin, was immer ich kann, ist nur geschehen für diesen Moment. Es ist geschehen, um Ihrer würdig zu sein.
Sie leugnen also nicht, sagt sie und lächelt.
Meine Braut ist keck, denkt Eskandar, ich muss vorsichtig sein. Lassen wir die Vergangenheit ruhen, sagt er.
Gut, sagt sie, reden wir von jetzt. Welchen Grund, glauben Sie, hat mein Vater gehabt, ausgerechnet Sie, einen Mann ohne jeden Besitz, jede Verwandtschaft und jede Sicherheit zu fragen oder besser zu bitten, mein Mann zu werden?
Würde ich Ihre sanften Augen nicht sehen, müsste ich den Verdacht hegen, Sie wollen mich brüskieren, sagt Eskandar.
Nun? Sie sehen und sagen es, es ist nicht meine Absicht, Sie zu brüskieren, erwidert sie und sieht ihn abwartend und herausfordernd an.
Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, welchen Grund Ihr Vater gehabt haben könnte, mich zu fragen, antwortet Eskandar ehrlich, verschweigt seiner Braut aber, dass es für ihn nur einen Grund gegeben hat, sich auf diese Ehe einzulassen. Nämlich dass die Basari ihm weiter wohlgesinnt bleiben, ihn in Ruhe lassen und er Arbeit und sein Auskommen hat.
Ich werde es Ihnen verraten, sagt sie. Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat mein Vater mich, dem Brauch entsprechend, einem Mann versprochen. In diesem Fall war es kein Verwandter, sondern einer, mit dem er Grundstücke und Felder tauschte. Ich war also eine Art Versicherung für ihre Geschäfte. Nicht mehr und nicht weniger, sagt die junge Braut und lacht bitter. Wäre der Mann, dem ich versprochen bin, jung und schön, hätte ich vielleicht nichts dagegen gehabt, seine Frau zu werden, aber er ist sogar noch älter als mein Vater. Er hat keine Zähne mehr im Mund, er ist schwach und hässlich. Allein die Vorstellung, mein Leben an seiner Seite verbringen zu müssen, war mir zuwider. Ich wäre seine dritte, vierte oder wer weiß wievielte Frau geworden und hätte seinen älteren Ehefrauen dienen müssen. Ich bettelte und flehte, aber mein Vater bestand darauf, sagte, er habe dem Alten sein Wort gegeben. Ich habe meinem Vater gesagt, er kann mich zwingen, die Frau des Greises zu werden. Aber ich habe ihm auch gesagt, dass er mich damit in den sicheren Tod treiben würde. Eines Tages dann hat mein Vater erzählt, dass er auf der Rückreise von den Farangi einen Qessegu, also Sie, kennengelernt hat, und ich habe sofort gespürt, Sie sind die Lösung meines Problems. Dann haben Sie uns diese arme Frau anvertraut, deren Mann sie geschlagen hat. Sie haben Mut bewiesen und Ihr Leben für eine Fremde riskiert.
Sie beschämen mich, sagt Eskandar, genießt aber die Lobhudelei seiner Braut in vollen Zügen.
Ich habe meinem Vater damit gedroht, mir das Leben zu nehmen, sollte er mich zwingen, die Frau des Alten zu werden. Habe ihm aber auch gesagt, dass ich bereit bin, der Ehre und dem Ruf der Familie wegen zu heiraten, allerdings nicht den Alten, sondern Sie. Schließlich hat mein Vater eingewilligt, er hat
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