Eskandar: Roman (German Edition)
den Alten ausbezahlt, hat ihm meine Mitgift gegeben, und der Alte hat mich freigegeben.
Wie es aussieht, muss ich mich vor Ihnen in Acht nehmen, sagt Eskandar lachend.
Statt mit ihm zu lachen, sieht seine Braut ihn weiterhin ernst an. Werden Sie mich unterstützen?
Unterstützen? Sie machen nicht den Eindruck, als bräuchten Sie Unterstützung, und die meine schon gar nicht. Wie Sie bereits festgestellt haben, besitze ich nichts, kenne niemanden von Bedeutung und habe auf niemanden und nichts Einfluss.
Wer Sie sind und was Sie besitzen, spielt keine Rolle. Es reicht, dass Sie ein Mann sind. Als Frau kann ich nicht einmal einen Fuß allein auf die Straße setzen, sei ich noch so klug, stark oder wohlhabend.
Diese Worte hat Eskandar-Agha schon einmal gehört. Von Mahrokh-Khanum. Ohne es zu wollen, tauchen wieder Bilder von ihr in Eskandars Kopf auf, und er fragt sich, ob er seiner Braut jemals wird von seinen Heimlichkeiten erzählen können.
Meine Mutter nennt mich Mahrokh, weil mein Gesicht sie an den Mond erinnert. Es schüttelt mich bei diesem Namen. Der Mond ist kalt und abweisend. Dann lächelt sie, und richtet sich auf. Mein richtiger Name ist Aftab, sagt sie endlich, legt ihre Hand auf die von Eskandar und zwingt ihn, sie anzusehen.
Ich werde Sie niemals Mahrokh nennen, sagt Eskandar-Agha. Ich liebe die Sonne. Schon der Prophet Zartosht hat sie für heilig erklärt und angebetet. Die Sonne ist Anfang und Ende von allem, und der Prophet hat als Symbol der Sonne das Feuer angebetet. Und ich werde ebenfalls die Sonne anbeten, meine Sonne, sagt Eskandar-Agha und wundert sich über sich selber, weil er wirklich meint, was er sagt. So wird es sein, sagt Eskandar-Agha. Ich werde Sie anbeten, meine geliebte Braut.
Aftab lächelt triumphierend und beginnt ihre Kleider abzulegen. Die Sonne ist mächtig und stark, sagt sie, und bald wird sie die alten Bilder und Gedanken in Ihrem Kopf auslöschen. Sie rückt so nah an Eskandar heran, dass er die Wärme ihres Körpers spürt und ihren Duft einatmet und davon ganz und gar durchdrungen wird.
Meine Aftab, flüstert Eskandar, meine Aftab-Khanum. Er umfasst ihre Hüfte, küsst ihren Nacken, ihre Schulter, ihre Brust, ihren Bauch, zieht sie auf seinen Schoß, sieht und hört nichts mehr außer seiner Sonne.
Wir müssen die Regeln einhalten, sagt sie am nächsten Morgen und schickt ihren Eskandar-Agha ins öffentliche Hammam, damit die Leute sehen, dass alles so ist, wie es sein muss, es nichts zu verbergen gibt und er ein zufriedener Mann ist. Das wird Ihnen und mir das Leben leichter machen, sagt die Sonne. Sie haben mich zur Frau genommen, um im Basar und in der Gesellschaft weiterbestehen zu können, was macht es nun, wenn Sie dieses Spiel bis zum Ende spielen?
Wie Sie von Ihrem Vater wissen, kenne ich den Koran auswendig, aber an keiner Stelle des heiligen Buches bin ich auf eine Regel gestoßen, die besagt, der Mann soll sich nach der ersten Nacht mit seiner Braut im öffentlichen Hammam reinigen, sagt Eskandar-Agha. Der Mann soll sich waschen, ja. Der Prophet hat eine bestimmte Abfolge und bestimmte Rituale dafür vorgegeben, ja. Aber diese Bestimmungen gelten nicht nur für die erste Nacht, sondern für jedes Mal, wenn ein Mann sich mit einer Frau vereint. Und genauso wenig steht irgendwo geschrieben, der Mann soll seine Waschungen im öffentlichen Bad vornehmen. Eskandar umarmt seine Aftab-Khanum, küsst ihre Schulter, spürt, dass er bereits nach der ersten Nacht mit ihr auf eine Art umgeht, wie er es mit Mahrokh-Khanum niemals getan hat.
Hören Sie auf, über Dinge nachzudenken, die Sie ohnehin nicht ändern können, flüstert Aftab-Khanum und schiebt ihren bettwarmen Körper näher an ihn heran. Also werden Sie nun ins Hammam gehen?
Aber nur, weil es Ihr Wunsch ist.
Es wird Ihnen guttun, sagt Aftab-Khanum. Sie werden sich entspannen und frisch und munter zu mir zurückkehren. Und wer weiß, vielleicht gelingt es Ihnen auch, Ihre schweren Gedanken loszuwerden. Aftab-Khanum streichelt seine Brust, sagt, doch bevor Sie gehen, kommen Sie noch für einen Augenblick zu mir.
Ich bin doch bei Ihnen, flüstert Eskandar.
Ich meine, kommen Sie richtig zu mir, sagt sie, legt den Kopf in den Nacken und sieht Eskandar auf eine Art an, dass er sich wie ein richtiger Mann fühlt, der über alles bestimmt, auch über sie. Sie zieht ihn an sich, überlässt ihren jungen Körper abermals seinen Händen und Wünschen.
Später im Hammam, als er auf den heißen Kacheln
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