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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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bestellt ist.
    Einmal, als Aftab-Khanum ihrem Eskandar-Agha das Mittagessen in den Basar bringt, sieht sie den Mann von der Regierung. Er ist mir nicht geheuer, sagt sie beunruhigt. Es gefällt mit nicht, dass Sie für die Regierung arbeiten. Sie könnten sich damit eine Menge Ärger einhandeln. Aus Angelegenheiten, die mit der Regierung zu tun haben, sagt sie mit verschwörerischer Miene, sollte man sich unbedingt heraushalten und einen großen Bogen darum machen.
    Weil Eskandar-Agha nicht auf sie hört und nur über sie lacht, sagt sie, ich werde zum Mullah gehen und ein Nazr für Sie machen, damit jegliches Unheil von Ihnen abgewendet wird und Ihnen nichts zustößt.
    Bei den Bettlern in der Gegend hat sich längst herumgesprochen, dass, wer immer an ihre Tür klopft, mit einem Almosen oder auch einer warmen Mahlzeit rechnen kann. Ich bin sicher, Allah wird bis in alle Ewigkeit sämtliche Nazr, die Sie noch zu machen gedenken, als abgegolten betrachten.
    Machen Sie sich nur lustig über mich, sagt Aftab-Khanum. Sie werden schon noch sehen, wohin das führt.
    Meine neue Tätigkeit gefällt mir, sagt Eskandar-Agha. Ich bin sogar ein wenig stolz auf mich. Die Regierung zahlt besser als jeder meiner anderen Kunden. Viel wichtiger aber ist mir, dass ich endlich etwas Nutzbringendes für meine Heimat tun kann.
    Einmal, als der Mann von der Regierung bei Eskandar hockt und ihm die neuesten Bestimmungen diktiert, kommen zufällig zwei Händler vorbei und erklären dem Angestellten der Regierung, dass er sich den Aushang mit den neuen Gesetzen sparen kann, weil die meisten Männer im Basar sie ohnehin nicht lesen können.
    An diesem Tag verlässt der Mann Eskandar-Agha zerknirscht, kommt aber schon früh am nächsten Morgen freudestrahlend zu ihm zurück. Die ganze Nacht habe ich wach gelegen und gegrübelt, sagt er. Jetzt weiß ich, was zu tun ist. Und Sie, mein Lieber, sagt er, sind Teil meines Plans.
    Versammelt euch, versammelt euch, ihr guten und edlen Herren von Schiras, ruft Eskandar-Agha, der von nun an das Doppelte ausbezahlt bekommt, um die neuen Bestimmungen und Gesetze nicht nur zu schreiben, sondern sie auch auszurufen.
    Den Männern gefällt es, als edel und gut und die Agha von Schiras bezeichnet zu werden, sagt Eskandar-Agha zu seiner Aftab-Khanum. Es gefällt ihnen, dass aus der Hauptstadt und von der Regierung höchstpersönlich Nachrichten eigens für sie geschickt werden; es gefällt ihnen, dass sie ernst genommen und als Teil eines großen Landes betrachtet werden.
    Aftab-Khanum bleibt skeptisch. Und Ihnen scheint es am meisten von allen zu gefallen, dass nun der ganze Basar, die gesamte Verwandtschaft und alle Nachbarn wissen, dass mein verehrter Herr Gemahl offiziell mit der Regierung zusammenarbeitet. Aftab-Khanum regt sich so sehr auf, dass sie nicht aufpasst und ihr beim Umfüllen des Wassers der Tonkrug aus der Hand rutscht und zerbricht. Sehen Sie?, ruft sie, den Tränen nahe. Das ist ein Zeichen Allahs. Mit der Regierung zu arbeiten bringt nichts als Ärger und Unheil.
    Khanum, ich bitte Sie, nehmen Sie sich zusammen, herrscht Eskandar-Agha seine Frau an.
    Ich will mich nicht zusammennehmen, schimpft Aftab-Khanum. Was sind das überhaupt für Gesetze, die Sie öffentlich in alle Welt hinausposaunen?
    Kommen Sie, sagt Eskandar-Agha. Setzen Sie sich zu mir, ich werde Ihnen den heutigen Aushang vorlesen, damit Sie sich beruhigen kön nen. Seit unser verehrter König Resa-Khan vor drei Jahren an die Macht gekommen ist -
    Geputscht hat und die Macht an sich gerissen hat, unterbricht Aftab-Khanum ihren Mann.
    Khanum, ich lese hier nicht meine eigene Meinung vor.
    Sehen Sie, sagt Aftab-Khanum. Da haben wir es. Nicht nur, dass Sie Nachrichten für die Regierung verbreiten, sie entsprechen nicht einmal Ihrer eigenen Meinung und schon gar nicht der Wahrheit.
    Dann lese ich eben nicht weiter, spielt Eskandar-Agha den Beleidigten und beginnt den Zettel wieder zusammenzufalten.
    Nein, bitte, lesen Sie, fordert Aftab-Khanum.
    Das interessiert Sie ohnehin nicht, sagt Eskandar-Agha. Es geht um den ersten offiziellen Staatsbesuch im Iran, seit Resa-Khan – wie auch immer er es angestellt hat – an die Macht gelangt ist. Und es geht darum, welch eine große Ehre dieser Besuch für den König und sein Volk darstellt.
    Wer ist der Besuch?, fragt Aftab-Khanum.
    Der König von Afghanistan. Als ich heute diese Nachricht im Basar vorgelesen habe, haben die Männer begeistert in die Hände geklatscht und mir

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