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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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Truppen der Briten und Russen erlebt habe, sagt Eskandar-Agha, als ich gesehen habe, mit welcher Kraft und Ausdauer er sein Schwert schwingt, seine Männer führt, sein Pferd unermüdlich zurück ins Feld treibt, habe ich gedacht, dieser Mann wird niemals müde, er wird ewig leben und immer den Sieg davontragen.
    Allah sei seiner Seele gnädig. Seit seiner Niederlage gegen Resa-Khan ist vom großen Tiger, wie du und ich ihn gekannt haben, nicht viel mehr als eine kleine zahme Katze übrig gewesen.
    Die Sonne steht am höchsten Punkt des Himmels und brennt gnadenlos auf die trockene Erde und die Köpfe von Eskandar-Agha, seinem alten Meister und dem klapprigen Esel, als sie nach drei Tagen die siebzig Kilometer Wüste durchquert haben und in der Ferne die ersten steinernen Türme der Ruinen von Takhte-Jamshid sehen. Eskandar-Agha erinnern sie an die Bohrtürme der Erdölfelder. Wie sie strecken unzählige Säulen ihre Hälse gen Himmel, als wollten sie sich Allah persönlich präsentieren. Am Ende einiger Säulen sind noch immer Reste von zwei steinernen Stieren, auf deren Rücken einst die Balken für das prächtige Dach der berühmten Apadanahalle geruht haben. Die Wände, Mauern und Säulen waren mit Keramik, Gold und Silber geschmückt, und glaubt man den Legenden hat es den Bewohnern weder an Pracht noch an Komfort gefehlt. Von hier aus haben die persischen Könige über die Welt geherrscht, hier haben sie Regenten und Könige anderer Völker empfangen und Pläne geschmiedet für ihre Kriege, aber auch für den Frieden.
    Unsere Vorfahren hatten mehr Kultur und Wissen, als wir es heute haben, sagt der alte Hodjat. Bereits vor 2500 Jahren hat König Cyrus ein Plädoyer für Menschenrechte und Frieden in eine Tonrolle gravieren lassen. Und auf Sauberkeit und Hygiene haben sie größeren Wert gelegt als wir das heute tun. Und sie haben Kultur gehabt, sagt Hodjat und Eskandar-Agha muss lachen, weil er sich an den Übersetzer im Lager der Farangi erinnert, der zum kleinen Eskandar gesagt hat: Du hast eben keine Kultur.
    Sieh her, sagt der alte Hodjat-Agha, alles hatte seine Ordnung, an dieser Stelle haben sie ihre Stallungen gehabt, dort sind ihre Bibliotheken gewesen, und weiter hinten im Osten hatten sie ihre Schlafgemächer. Dieser Palast ist 2500 vor unserer Zeit entstanden, aber sie haben ein zivilisierteres Leben geführt als wir. Überall in diesen Ruinen kannst du Hinweise auf die Kunst und die Kultur, den Fortschritt, die Offenheit entdecken, die im Reich der alten Perser geherrscht haben. Sieh her, sagt der Alte und hebt seinen dünnen Arm. Hier, an dieser Stelle haben sie ihr Badehaus gehabt. Ein kompliziertes unterirdisches Wassersystem hat über Hunderte von Kilometern das Wasser aus den Bergen in den Palast hineingeleitet.
    Ein Bad im Haus?, wundert Eskandar-Agha sich. Das ist schlau, und es ist bequem. Aber ist es hygienisch? Ich meine, was sagt der Prophet dazu?
    Hodjat mustert seinen früheren Schützling und schüttelt den Kopf. Wenn der Prophet gewusst hätte, wie hygienisch und bequem es ist, hätte er es für seine Anhänger zur Pflicht gemacht, dass jeder ein Bad in sein Haus baut.
    Hodjat hockt sich auf eine der umgestürzten Säulen und seufzt schwer, als wären die Ruinen Überreste seines eigenen Lebens. Alles das haben die Griechen zerstört, sagt er. Niemand, weder die Perser noch die Griechen selbst, hätte es für möglich gehalten, dass es irgendeinem menschlichen Wesen gelingen könnte, den gottgleichen König der Perser, seine Soldaten, seine Armee, sein Reich in die Knie zu zwingen und zu zerstören. Iran, das bislang größte Reich, das es je gegeben hat, die halbe Welt hat es umfasst. Indien, Afrika und Ägypten, Afghanistan, das Osmanische und griechische Reich und sogar Teile des heutigen China haben die Perser beherrscht. Und diese Weltmacht wurde von einem Mann, dem König der Griechen, Alexander dem Großen, und seinen Soldaten, die aus vielen Völker bestanden, erobert.
    Als wäre er selbst dabei gewesen, als könnte der Griechenkönig ihn hören, sieht Hodjat-Agha sich um und spricht leise. Dass er den Palast Takhte-Jamshid zerstört hat, ist eine Art Rache dafür, dass die Perser Athen in Schutt und Asche gelegt haben. Hodjat-Agha richtet sich auf, so gut er kann, und spricht jetzt so laut, als wollte er, dass die Toten ihn hören. Aber Alexander ist ein kluger Mann gewesen, er hat den Befehl gegeben, das Reich der Perser zu erhalten. Er hat es sich untertan gemacht und sogar

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