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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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nicht erfahren wollte. Wie dem auch sein mochte, es änderte nichts. Ihr Leben hatte durch die Heirat einen besonderen Reiz gewonnen.
    Das war zu Ende, als Richard nach Portfield versetzt wurde. Anfangs hatte sie seine Beförderung zum Projektleiter begrüßt, weil sie sich davon einen neuen, aufregenden Bekanntenkreis versprach. Aber schon nach den ersten paar Wochen in Portfield merkte sie, wie vollkommen ihre Isolierung war.
    Etwa zwei Dutzend Menschen nahmen an dem Forschungsprojekt teil, und sie alle hatten ihre fest umrissene Aufgabe. Lediglich sie war davon ausgeschlossen. Der kleine Haushalt bot ihr nicht genug Abwechslung. Richard spürte ihre Unruhe und schlug ihr vor, eine Familie zu gründen. Wieder einmal wurde sie daran erinnert, daß ihre vierte Abtreibung, durchgeführt von einem verantwortungslosen Pfuscher, sie für immer steril gemacht hatte. Damals, im Alter von neunzehn, war es ihr als Segen erschienen. Es bestand nie mehr die Gefahr, irgendeinen ungeliebten Bastard in die Welt zu setzen. Nun, da sie ihr Leben lang zur Kinderlosigkeit verurteilt war, machte sie sich bittere Vorwürfe.
    Sie begann zu trinken. Richard war mitfühlend wie immer, aber er konnte den Grund für ihr verändertes Verhalten nicht verstehen. Und sie hatte nicht den Mut, es ihm zu erklären, da er nichts von ihrer Nymphomanie ahnte. Sie trank weiter und stumpfte das Verlangen ihres Körpers ab.
    Die Tage von Portfield waren vorbei. Sie lebte in einem Haus, das der Makler als »reizvollen Wohnsitz« bezeichnet hatte, aber die Umgebung war ihr gleichgültig. Gelegentlich fand sie bei einem Fremden Befriedigung; wenn nicht, dann suchte sie Trost im Alkohol.
    »Zigarette?«
    Sie warf einen Blick auf den Mann, der ihr gegenübersaß. Er war kein Adonis, aber er wirkte zumindest sauber und intelligent, was sie von ihren letzten Partnern nicht behaupten konnte. Er hatte etwas Besonderes an sich – vielleicht der schmale, grausame Mund oder die unruhigen, brennenden Augen …
    »Danke.« Sie lächelte, als sie ihm das Foto zurückgab. »Vermutlich möchten Sie das da behalten.«
    Er erwiderte das Lächeln und steckte das Bild in die Tasche. Mit einem angenehmen Schauder erkannte sie, daß er den Symbolcharakter ihres Handelns begriff.
    »Was wollten Sie wissen, Mister Glover?« fragte sie. Sie hatte die Absicht, das Thema möglichst rasch hinter sich zu bringen, denn sie wußte, was danach geschehen würde. Vielleicht war es häßlich Richard gegenüber, aber ihr Körper verlangte sein Recht.

 
6
     
    Richard Havenlake schloß das Garagentor und warf einen Blick auf das Haus. Die Mauern waren hellgrün gestrichen; freundliche gelbe Vorhänge leuchteten an den Fenstern im Obergeschoß. Er hätte sich auf die Heimkehr freuen können, aber sie war jeden Abend eine Qual. Nie wußte er, in welchem Zustand er Annette antreffen würde.
    An diesem Morgen hatte sie völlig normal gewirkt. Sie war früh erwacht und vor ihm aufgestanden. Ab er nach unten kam, richtete sie gerade das Frühstück her. Sie plauderte fröhlich und unbeschwert von den Dingen, die sie im Laufe des Tages erledigen wollte. Er nahm ihre heitere Stimmung als ein Zeichen dafür, daß seine Expedition in ihr Unterbewußtsein zumindest geholfen hatte, den Druck der Psychose zu lindern. Und doch konnte er sein Unbehagen nicht ganz überwinden. Wie oft war sie am Morgen völlig nüchtern gewesen und hatte ihn dann abends lallend und mit haßerfülltem Kreischen empfangen!
    Mit raschen Schritten ging er ins Haus.
    »Annette!« rief er, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Keine Antwort. Er stand in der Diele und horchte. Dann rief er noch einmal nach ihr. Gleichzeitig tastete sein Psi-Bewußtsein nach ihren Gedankenausstrahlringen. Er scheute im allgemeinen davor zurück, in die Privatsphäre anderer Menschen einzudringen, aber das kurze Suchen nach Annette war im Laufe der Jahre schon eins Art Reflex geworden. Es half ihm, sich auf ihre jeweilige Stimmung einzustellen, bevor er ihr gegenübertrat.
    Im Haus war sie nicht. Er versuchte es im Garten. Arch nichts. Seine böse Vorahnung wuchs. Er spürte einen kalten Klumpen im Magen.
    Du quälst dich unnötig, Richard, schalt ihn Viktor. Havenlakes Erregung hatte ihn aus seinen Gedanken geschreckt. Sie sagte doch heute morgen, daß sie in die Stadt fahren wollte, oder?
    Aber es ist nach sechs …
    Und? Vielleicht hat sie im West End Hüte anprobiert oder irgendwo eine Tasse Tee getrunken …
    Ich weiß nicht

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