Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
Vom Netzwerk:
falschen Leuten auf die Zehen trat, konnte man seine Befriedigung aus der einem zur Verfügung stehenden Macht gewinnen, vor allem, wenn man als Rotzlöffel in den schmutzigen Mietskasernen von Glasgow aufgewachsen war.
    Was hatte Cassandra Lamarr doch gleich gesagt? »Ich bin sicher, daß Sie ein interessantes Leben führen, Inspektor Macken.« Eingebildete Kuh! Aber der Commissioner hatte befohlen, höflich und ihr behilflich zu sein, weil sie eine Berühmtheit war, allerdings mußte natürlich jegliche Auskunft, die man ihr gab, so gehalten sein, daß sie ein vorteilhaftes Licht auf die Polizei warf.
    Er hatte sich genau danach gerichtet und offenbar einen ziemlichen Eindruck auf sie gemacht. Sie ließ mehr als einmal während des Interviews durchblicken, daß durchaus die Möglichkeit bestand, man könnte sich für ihn entscheiden, und er würde demnach die Hauptperson der Show: »Ein Tag im Leben eines Londoner Polizeidetektivs«. Willy Macken, 3-V-Star! Er kicherte trocken vor sich hin. Dazu würde es natürlich nicht kommen, dafür sorgte schon der Commissioner.
     
    Coleman öffnete sofort nach dem ersten Läuten. »Ah, Inspektor! Schön, daß Sie kommen.«
    »Dr. Coleman.« Macken schritt durch die Diele ins Wohnzimmer. Seine wachsamen Augen nahmen jede Einzelheit auf. Colemans Beruf war ganz offensichtlich besser bezahlt als der eines Detektivinspektors. »Möchten Sie etwas trinken? Kaffee, vielleicht?«
    »Ja, gern.« Sein Gastgeber hatte sich, seit er ihn das letztemal im Krankenhaus gesehen hatte, seelisch und körperlich auffallend erholt. War es möglich, daß seine Erinnerung zurückgekehrt war? Wenn ja, was konnte er dann tun? Dieser lächelnde, selbstbewußte junge Mann sah nicht aus, als bräche er unter der Androhung einer Sittenklage zusammen.
    »Bitte setzen Sie sich doch, ich hole nur den Kaffee.«
    Der weiche Sessel, so bequem er auch war, trug nicht dazu bei, Mackens wachsende Unruhe zu mildern. Seine normale Taktik war, sofort die Peitsche zu zeigen, aber er hatte das Gefühl, daß er Victor Coleman damit nicht beeindrucken konnte. Zu dumm, daß er nicht mehr mit ihm als Zeugen gerechnet hatte, so hatte er sich auch nicht auf eine Vernehmung oder eine neue Taktik vorbereitet.
    Coleman kam zurück und stellte ein Silbertablett mit Kaffeekanne und zwei Tassen auf die Marmorplatte des Couchtischs.
    »Ich nehme an, daß Sie wegen des Falles im Bahnhof Temple mit mir sprechen wollen?«
    »Ja …« Coleman schenkte den Kaffee ein. »Bitte nehmen Sie sich Zucker und Milch selbst.«
    »Sie haben Ihr Gedächtnis wiedergewonnen?«
    Coleman schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht.«
    »Aber weshalb …?«
    Coleman lehnte sich vor. Seine Züge legten den bisherigen Gleichmut ab und wurden schärfer. »Inspektor, ich brauche meine Erinnerung nicht, um zu wissen, daß Ihre Anklage gegen die Immigrantenjungen reine Erfindungen Ihrerseits sind. Cass Delahoy, beispielsweise, ist ein alter Freund von Flowers Familie und ihr selbst ebenfalls. Ich lernte ihn ein paar Tage vor dem schrecklichen Unglück bei den O’Connors kennen.«
    »Sie sahen ihn nur dieses eine Mal?«
    »Ja. Er erzählte mir, daß er achtzehn Monate in den Vereinigten Staaten gewesen war.«
    Macken verspürte neues Selbstvertrauen. »Und während dieser Zeit haben sie mit seiner Nignogfreundin geschlafen! Ich wette, er war zuhöchst erfreut, daß Sie sich so gut um sie gekümmert haben. Oder vielleicht erfuhr er das erst ein bißchen später? Ich glaube, Sie wissen nicht, in was Sie sich da hineingeritten haben, Coleman. Ich kenne diese Rastaaffen. Sie haben keine Hemmungen, wenn es um ihre Weiber geht. Ich habe gesehen, wie eine dieser Jamaikahuren nackt mitten auf eine Hauptverkehrsstraße geworfen wurde. Wenn man es so recht bedenkt, können Sie noch von Glück reden …«
    »Unsinn, Macken!« unterbrach ihn Victor scharf. »Ich sage Ihnen jetzt, was Sie tun werden. Sie nehmen die Anklage gegen Cass Delahoy und die anderen Immigrantenjungen zurück und lassen sie sofort frei, und dann erheben Sie Anklage gegen die restlichen Hobs wegen Vergewaltigung und Mord an Flower O’Connor.«
    Die Unverschämtheit dieses Befehls war so unglaublich, daß Macken nach Luft schnappte. »Das können Sie doch nicht ernst meinen! Ich könnte es nicht tun, selbst wenn ich es wollte, nicht in diesem Stadium. Dazu brauchte man neue Beweise, Zeugen …«
    »Sie können und werden es tun!«
    Macken lehnte sich vor. Normalerweise wäre er jetzt explodiert,

Weitere Kostenlose Bücher