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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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auf den ersten Blick, wie sie manchmal vorkommt, wenn zwei Menschen innerlich völlig aufeinander abgestimmt sind und Zärtlichkeit, Leidenschaft, Verständnis füreinander und Liebe miteinander teilen. Harry Evison wohnte in dem Apartment unter ihrem und arbeitete als Laborant im Wasserwerk. Er war ein sanfter, ein wenig weltfremder Mann, der sich in seiner Freizeit mit Malen beschäftigte, aber es gelang ihm nie etwas Besonderes, bis er Margaret kennenlernte. Ihr Porträt, das er in Öl malte, war etwas Einmaliges. Möglicherweise war es nicht einmal ein großes Kunstwerk, aber ein visueller Ausdruck der Zärtlichkeit, die er für sie empfand. Obgleich sie ihm nur einen Teil der Geschichte ihrer Ehe erzählte, wollte er, daß sie ihren Mann verließ. Doch sie weigerte sich, denn die Erinnerung an ihre vergeblichen Versuche, ihm zu entkommen, war noch zu frisch in ihr. Sie wußte, daß ihr Mann sie nie gehen lassen würde, weil er sie auf seine perverse Art brauchte. Dazu kam noch die Angst, was er ihrem sanften Liebsten antun würde, wenn er hinter ihre Beziehungen kam. Ihr Leben war durch den Trost ihres Verhältnisses mit Harry erträglicher geworden, und sie wollte ihn nicht verlieren. Also überredete sie ihn, ihr Glück geheimzuhalten und für die kostbaren Minuten, die ihnen miteinander vergönnt waren, dankbar zu sein.
    Seine schon allein berufsbedingte Intuition schien ihren Mann hier im Stich zu lassen, vermutlich aufgrund seiner Verachtung für Margaret, und wahrscheinlich, weil er sich nicht vorstellen konnte, daß jemand dieses hagere, willenlose Mäuschen anziehend finden könnte. Jedenfalls dauerte das Verhältnis schon ein ganzes Jahr, ehe er dahinterkam. Und dann machte er nicht den Fehler, impulsiv zu handeln, denn es war ihm klar, daß er sie so verlieren würde, und er wußte, er brauchte sie, um das Gleichgewicht seines psychotischen Lebensmusters aufrecht zu halten. Ohne Margaret auch nur ahnen zu lassen, daß ihm die Augen geöffnet worden waren, schlich er sich ein paar Abende später in Harrys Apartment und erschlug ihn mit sadistischer Langsamkeit und methodischer Brutalität. Danach arrangierte er alles so, daß der Anschein erweckt wurde, ein Einbrecher habe das grausame Verbrechen begangen.
    Danach muß das Leben für ihn von besonderer Würze gewesen sein, wenn er Margarets heimliche Trauer beobachtete und sein Machtgefühl genoß, weil er wußte, daß er ihren letzten Lebensfaden durchschnitten und ihre letzte Fluchtmöglichkeit geraubt hatte. Das einzige, was seine Befriedigung beeinträchtigte, war die Tatsache, daß er ihr nie sagen konnte, was wirklich passiert war. Und zwar nicht so sehr deshalb, weil sie ihn anzeigen könnte, sondern weil er überzeugt war, daß sie es dann nicht mehr ertragen könnte, mit dem Mann zu leben, der ihren Liebsten ermordet hatte, und sie ihn ohne Rücksicht auf irgend etwas verlassen würde, und wäre es durch Freitod.«
    Coleman hielt grimmigen Gesichts inne. »Seither sind achtzehn Monate vergangen, Macken, aber sie weint immer noch jede Nacht um Harry, um das, was hätte sein können und nun nie mehr werden kann – und über die sinnlose Grausamkeit, mit der man sie des einzigen Stückchens Glück beraubte, das sie seit ihrer Heirat mit diesem Sadisten gekannt hatte. Wenn sie auch nur vermutete, daß der Mörder derselbe Mann ist, der ihr Leben seit fünfzehn Jahren zu einer einzigen Hölle macht, was glauben Sie, würde sie dann tun?«
    Macken spürte den Schmerz, als die Fingernägel sich in seine Handfläche bohrten. Diesem glatten Mediziner war es irgendwie gelungen, tief in ein Gebiet einzudringen, das zu erforschen er selbst nie gewagt hatte, um den rohen, pulsierenden Stoff seiner Motivation isoliert zu halten, denn er war sich auch so klar, daß er die wahren sinnlichen Genüsse seines Lebens nur durch eine ständige Reihe kleiner Morde erringen konnte, und selbst dann war ihre Süße von bitterem Nachgeschmack.
    Die Situation war einfach unvorstellbar. Nach all den Jahren sorgsam entwickelter Unverwundbarkeit und ständig wachsender Macht wurde er, Willy Macken, der harte Polizist, von diesem Niggerfreund bis in den tiefsten Grund seiner verletzbaren Seele entblößt. Nicht, daß sich deshalb Scham in ihm regte, nein, so war Macken nicht gebaut. Er machte bereits neue Pläne, überlegte, wie er das erhalten konnte, was in seinem persönlichen Universum als einziges von wirklicher Bedeutung war – sein Überleben und das seiner

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