Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
Vom Netzwerk:
achtunddreißigsten Stock zu bekommen. Die Sicherheitsbeamten hatten sich schließlich damit zufriedengegeben, weil ein eigener Notlift direkt aus der Wohnung in den Bunker führte, und eine Rohrverbindung zum neuen Parlamentsgebäude vorhanden war.
    Nachdem er Galbraiths Pink Gin und seinen eigenen Scotch mit Wasser auf dem Tischchen abgestellt hatte, setzte er sich ebenfalls und blickte Moray fragend an.
    »Nun, Doktor, ich nehme an, Sie haben meine Frau eingehend untersucht. Was können Sie mir sagen?«
    Morays graue Augen blickten ihn an. »Zweifellos sind Sie mit der Situation im wesentlichen vertraut, aber ich hoffe, Sie verzeihen, wenn ich einige Punkte noch einmal durchgehe. Die Hämorrhagie verursachte eine beachtliche Schädigung des Zellgewebes. Ein großer Teil muß als irreparabel betrachtet werden. Davon abgesehen hat die Unterbrechung der normalen Blutzufuhr bereits zu bestimmten atrophischen Veränderungen geführt, und ich will Ihnen keineswegs verheimlichen, daß der Zustand der Patientin ernst ist.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß er sich verschlechtert hat – trotz Bandrys Gerede über Adaptation?«
    Moray nickte. »Leider, ja.«
    »Und was er über die Möglichkeit behauptete, daß andere Teile des Gehirns die Funktion der beschädigten übernehmen könnten, ist also auch nur Gewäsch?«
    »Nein – zu einer solchen Entwicklung kann es in vielen Fällen ganz spontan kommen.«
    »Aber nicht in ihrem?«
    »Ich fürchte nicht. Der aktive Teil ihres Gehirns ist durch die physischen Schäden so abgekapselt und isoliert, daß kaum eine Möglichkeit besteht, durch eigenen Willen aus einem solchen Gefängnis auszubrechen.«
    »Dann ist die Situation also hoffnungslos? Ist es das, was Sie mir sagen wollen?« Es tat weh zu hören, daß die Hoffnung, die er in den vergangenen vierundzwanzig Stunden aufgebaut hatte, wieder zu Staub zerfiel.
    »Nein, durchaus nicht. Ich beabsichtigte lediglich, völlig klar zu machen, daß eine spontane Adaptation im Fall Ihrer Gattin unwahrscheinlich ist. Andererseits glaube ich, daß es möglich ist, den Beginn eines solchen Prozesses zu stimulieren und zu ermutigen, wenn wir einen Weg durch die Barriere um ihren zentralen Bewußtseinskern finden. Das Ganze würde natürlich viel Zeit beanspruchen, und das Ausmaß des Erfolgs von vielen Faktoren abhängen, die wir im gegenwärtigen Stadium nicht bestimmen können.«
    Wieder regte sich Hoffnung in Donleavy. Man konnte sich auf Moray offenbar verlassen. Allein schon die vorsichtige Beurteilung erweckte Vertrauen. »Dann werden Sie also etwas für sie tun können?«
    Morays grobe Züge wirkten ernst. »Nicht im Augenblick, fürchte ich. Und die Zeit ist leider, wie Sie inzwischen wohl erkannt haben, gegen uns.«
    »Was, zum Teufel, soll das alles?« brauste Donleavy auf. »Zuerst sagen Sie mir, sie könnte geheilt werden – und jetzt …«
    »Es tut mir leid, wenn ich mich nicht klar genug ausgedrückt habe. Ich erklärte dem Minister bereits, daß ich zwar in der Lage bin, einen solchen Fall zu diagnostizieren, die speziellen therapeutischen Maßnahmen jedoch von meinem Partner Victor Coleman entwickelt wurden, und er bis jetzt der einzige ist, der sie auch durchführen kann.«
    »Dann ziehen Sie ihn doch, um Himmels willen, zu!« Donleavy wandte sich verärgert an Galbraith. »Sie hätten das doch wirklich bereits veranlassen können!«
    »Den Minister trifft keine Schuld«, warf Moray schnell ein. »Er war mit der Situation nicht völlig vertraut, und da ich annahm, daß die Sache dringend ist, hielt ich es für das beste, die Patientin erst zu untersuchen, ehe ich mich in Einzelheiten ergehe. Die Art von Arbeit, die Victor Coleman durchführt, ist eine ungeheure physische und psychische Belastung, die leicht völlige Erschöpfung zur Folge haben kann. Gegenwärtig befindet sich Dr. Coleman im Krankenstand nach einem sehr ernsten Zusammenbruch.«
    »Wie lange …?«
    Moray zuckte die Schultern. »Ich wollte, ich wüßte es, Premier. Augenblicklich ist Victor jedenfalls nicht in der Lage, irgend jemanden zu behandeln. Sobald er sich einigermaßen erholt hat …«
    »Ist es vielleicht bereits zu spät!« sagte Donleavy heftig.
     
    Der Junge befand sich ganz offensichtlich in einem schlimmen Zustand. Zitternd lag er auf dem eisernen Bett in der Krankenstation des Gefängnisses.
    »Noch einmal, Vincent«, befahl Macken. »Und diesmal will ich es richtig hören, oder ich dreh dir auch noch den anderen Arm aus.«
    Vincent

Weitere Kostenlose Bücher