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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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backen. Wie ihr Name schon besagt, werden diese Tortas normalerweise zur Weihnachtszeit gegessen, doch diesmal sollte es sie zu Titas Geburtstagsfeier geben. Am 30. September vollendete Tita ihr 16. Lebensjahr, und sie hatte sich gewünscht, diesen Tag mit ihrem Leibgericht zu begehen.
    »Herrjeh, ich kann es einfach noch nicht fassen. Ihre Mama, nein sowas, für die Ehe geschaffen, als ob sie einen Gaul verkaufen wollte. Und dann setzt sie den Leuten so mir nix dir nix einfach einen Teller Tacos statt Enchiladas vor!«
    Chencha konnte sich gar nicht beruhigen und schmückte die Schilderung der Szene, der sie soeben beigewohnt hatte, auf ihre Weise immer weiter aus. Tita waren Chenchas Übertreibungen und ihr Geflunker gewiß nicht fremd, und dennoch überkam sie unfreiwillig ein Gefühl der Panik. Vorläufig weigerte sie sich jedoch hartnäckig, das, was sie dort hörte, für bare Münze zu nehmen. Daher heuchelte sie Gleichgültigkeit und fuhr seelenruhig fort, die Baguettebrötchen in zwei Hälften zu teilen, damit ihre Schwestern und Nacha sie füllen konnten.
    Vorzugsweise nimmt man für dieses Rezept hausgebackene Brötchen. Anderenfalls sollte man beim Bäcker extra kleine weiße Baguettebrötchen in Auftrag geben, denn die großen eignen sich zu diesem Zweck weniger gut. Sind sie gefüllt, werden sie 10 Minuten im Ofen überbacken und sogleich heiß serviert. Am besten gelingen sie, wenn man sie zuvor über Nacht in ein Tuch gewickelt ruhen läßt, damit sie das Wurstfett gut aufsaugen.
    Tita war soeben dabei, die letzten Tortas für den nächsten Tag einzuwickeln, als Mama Elena die Küche betrat und verkündete, sie habe Pedros Heirat zugestimmt, freilich mit Rosaura.
    Kaum wurde die schlechte Nachricht zur Gewißheit, da spürte Tita auch schon, wie mit einem Schlag der Winter in ihrem Körper Einzug hielt, so frostig kalt und spröde, daß ihre Wangen feuerrot zu glühen begannen, rot wie das Leuchten der Äpfel, die vor ihr lagen. Diese eisige Kälte sollte sie von Stund an lange Zeit nicht mehr verlassen, kein Mittel der Welt konnte ihr Lindern ng verschaffen, daran änderte sich auch nichts, als Nacha ihr verriet, was ihr auf dem Weg zum Hoftor, wohin sie Don Pascual Muzquiz und seinen Sohn begleitet hatte, zu Ohren gekommen war. Nacha war vor ihnen hergegangen und hatte ihren Gang etwas verlangsamt, um so der Unterhaltung zwischen Vater und Sohn besser lauschen zu können. Don Pascual und Pedro waren ihr in einigem Abstand gefolgt und hatten die ganze Zeit über in kaum verhohlenem Zorn miteinander getuschelt.
    »Warum hast du das getan, Pedro? Wir haben uns lächerlich gemacht, indem wir in die Heirat mit Rosaura einwilligten. Was wird aus der Liebe, die du Tita geschworen hast? Steht ein Mann so zu seinem Wort?«
    »Aber ich stehe doch zu meinem Wort, Papa! Wenn man Ihnen genauso rundheraus abschlüge, die Frau zu heiraten, die Sie lieben, und die einzige Möglichkeit, ihr nahe zu sein, darin bestünde, ihre Schwester zu heiraten, würden Sie dann nicht genau die gleiche Entscheidung treffen wie ich?«
    Nacha hatte die Antwort leider nicht mehr hören können, denn just in diesem Moment hatte sich Pulque, der Hofhund, losgerissen, um einem Kaninchen, das er wohl irrtümlicherweise für eine Katze hielt, hinterherzukläffen.
    »Du willst also die Ehe eingehen, ohne Liebe zu empfinden?«
    »Nein, Papa, ich heirate, weil ich eine grenzenlose, nimmer endende Liebe für Tita in mir fühle.«
    Die Stimmen wurden immer stärker vom Geräusch der Schritte auf den trockenen Blättern überdeckt, so daß Nacha nun zunehmend schlechter verstand. Freilich war es überhaupt ein Wunder, daß Nacha, die zu jener Zeit schon stocktaub war, der Unterhaltung hatte folgen können. Tita war ihr gleichwohl für diese Nachricht dankbar, wenn es auch nichts an der kühlen, distanzierten Haltung änderte, die sie von nun an Pedro gegenüber einnahm. Im Volksmund heißt es: »Was der Taube nicht hören mag, er reimt sich's zusammen.« Womöglich hatte Nacha nur jene Worte vernommen, die alle sich insgeheim wünschten. In der folgenden Nacht konnte Tita keinen Schlaf finden; es war ihr unmöglich, in Worte zu fassen, was in ihr vorging. Jammerschade, daß man zu jener Zeit noch nichts von den schwarzen Löchern im Weltall wußte, denn dann wäre es ihr weniger schwergefallen zu begreifen, daß sich mitten in ihrer Brust ein schwarzes Loch auftat, durch das unaufhörlich der Frost einsickerte.
    Jedes Mal wenn sie die Augen

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