Essays: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
19: Sei du der Dinge Herr und nie der Dinge Sklave.
14 Horaz, Epist. I, 12, 12: Dem Demokrit fraß seine Herde das Kornfeld und den Weinberg kahl, indessen daß sein Geist in höhern Regionen wandelte.
15 Persius, Sat. I, 23: Die Wissenschaft ist also nichts für dich, wenn andre nicht dich weise preisen?
16 Properz II, 25, 38: Laß jedem seine eigne Laune; laß jedem seinen eignen Weg.
17 Horaz, Epist. I, 4, 4: Wann im balsamischen Haine ich still und ruhig wandle und auf die Dinge sinne, die würdig sind des Weisen und des Guten.
18 Persius, Sat. V, 151: Laßt Blumen uns pflücken am Wege des Lebens! Nur Frohsinn heißt Leben. Bald werden wir Schatten, Asche und eine bloße Mär.
19 Persius, Sat. I, 22: So, schwacher Graubart, sammelst du Köder für fremde Ohren?
20 Cicero, Tusc. disp. II, 22: Was schön und bieder ist, das schwebe stets vor unsrer Seele.
Unsere Begierden wachsen durch die Schwierigkeiten.
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Es gibt keinen Grund, der nicht einen ihm entgegenstehenden habe, sagt die weiseste Partei der Philosophen. Neulich sann ich diesem schönen Spruche nach, den einer der Alten für die Verachtung des Lebens anführt: kein Gut kann uns Vergnügen gewähren, es sei denn dasjenige, auf dessen Verlust wir vorbereitet sind: In aequo est dolor amissae rei, et timor amittendae 1 ; wodurch er erweisen wollte, daß der Genuß des Lebens nicht wirklich angenehm sein könne, wenn wir in Furcht stehen, es zu verlieren. Man könnte indessen gerade im Gegenteil sagen, daß wir das Gute um desto fester umfassen und mit unserer Seele daran hängen, um so ungewisser uns sein Besitz ist, und je mehr wir finden, daß es uns geraubt werde. Denn man fühlt es ganz deutlich, daß, wie das Feuer durch den Beistand der Kälte heftiger wird, auch unser Wollen durch Widerstand sich schärft.
Si nunquam Danaen habuisset ahenea turris,
Non esset Danae de Jove facta parens. 2
Und daß unserm Geschmacke natürlicherweise nichts so sehr entgegensteht als die Sattheit, welche aus der Leichtigkeit der Befriedigung entsteht; daß nichts ihn mehr reizt als die Seltenheit und Schwierigkeit. Omnium rerum voluptas ipso quo debet fugare, periculo crescit. 3
Galla, nega; satiatur amor, nisi gaudia torquent. 4
Um die eheliche Liebe in Atem zu erhalten, verordnete Lykurg, daß die verehelichten Lakedämonier sich nicht anders als verstohlnerweise begehen sollten und daß es gleich schimpflich sein solle, sie beide beieinander anzutreffen als mit einer fremden Person. Die Schwierigkeit, sich einander an einen sichern Ort zu bestellen, die Gefahr bei der Überraschung, die Gefahr des Schimpfs des folgenden Tages.
Et languor, et silentium,
... et latere petitus imo spiritus. 5
Das ist es, was die Brühe so lecker macht. Wie viele sehr üppig angenehme Spiele entstehen nicht aus der bescheidenen und schamhaften Art, über die Werke der Liebe zu sprechen. Die Wollust selbst sucht sich durch den Stachel der Schmerzen zu reizen; sie ist viel verzuckerter, wenn sie kocht und wenn sie durch die Haut brennt. Die Kebse Flora sagte, sie habe den Pompejus niemals umarmt, ohne daß er Zeichen von ihren Bissen davongetragen habe.
Quod petiere, premunt arcte, faciuntque dolorem
Corporis, et dentes inlidunt saepe labellis ...
Et stimuli subsunt, qui instigant laedere id ipsum,
Quodcumque est, rabies unde illae germina surgunt. 6
So geht es mit allem. Schwierigkeiten geben den Dingen einen größern Wert. Die Einwohner der Mark Ancona tun ihr Gelübde lieber dem St. Jakob, und die Einwohner von Galizien unser lieben Frauen von Loretto. Zu Lüttich macht man ein großes Werk aus den Bädern zu Lucca und in Toskana von den Spawassern. Auf den Fechtböden zu Rom sieht man wenig Römer, dagegen sind sie voll von Franzosen. Der große Cato fand sich ebensogut wie wir von seiner Frau bis zum Ekel gesättigt, solange sie die seinige war, und begehrte ihrer, nachdem sie einem andern angehörte. Ich habe einen alten Hengst aus der Stuterei geworfen, mit dem in seinem Harem nichts mehr anzufangen war. Die Leichtigkeit bei seinen gewöhnlichen Stuten ließ ihn alsbald die Ohren hängen; gegen fremde aber, wenn nur eine an seinem Weideplatz vorbeiging, ließ er sich immer mit seinem schändlichen Wiehern hören und geriet in die wütendste Hitze wie vorher. Unser Gelüsten verachtet, was ihm zur Hand liegt, und fährt darüber hin, um demjenigen nachzuhaschen, was
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