Essen kann jeder
alles Salzige, Fettige und Süße. Richtig. Aber in diese Falle kannst du auch im gutbürgerlichen Gasthof Lamm tappen.
Generell neigen wir sehr dazu, einzelne Nährstoffe wie Fett und die Kohlenhydrate zu dämonisieren und dabei die Gesamtheit unseres Essverhaltens aus den Augen zu verlieren. Wie lehrt der alte Paracelsus: »Ein jeglich Ding ist Gift, allein die Menge macht’s!« Aber das gilt für Fett und Zucker nicht weniger als für Proteine und Vitamine. Die Dosis entscheidet über Fluch oder Segen. Wenn Sie Ihre Kinder 364 Tage im Jahr einigermaßen gesund durchfüttern, dann können Sie sie auf dem Weg in den Italienurlaub auch mal mit Pommes und Milchshakes ruhigstel len.
Und stecken Sie nicht zu viel Energie in den Versuch, Ihren Kindern den Fraß auszureden. Sie erreichen nur das Gegenteil. Sehen Sie die Sache realistisch. Spätestens in der Pubertät werden Ihre Kinder mit den Kumpels so oder so zu McDonald’s schlurfen. Denn Fast Food ist nun mal der erhobene Mittelfinger im Gesicht der bürgerlichen Esskultur. Die einzige Chance, die Sie vielleicht haben, ist, Ihren Kinder beizubringen, dass es einen krasseren, geileren und abgefahreneren Burger gibt: nämlich den von McMama’s (oder McPapa’s).
→ Mein Tipp
Wenn Ihre Kinder sich vor der nächsten McDonald’s-Filiale auf den Boden schmeißen, strampeln und nach Burger und Pommes schreien, bleiben Sie ruhig und sagen Sie: Ihr Lieben, Ihr bekommt euren Burger, aber den machen wir zu Hause. Und wenn Ihre Kindern dann kontern: »Und was ist mit Chicken Nuggets?« Da antworten Sie: »Kann ich besser!« Ein paar Hühner bruststücke in Paniermehl zu wälzen und dann in eine fett triefende Pfanne zu hauen ist schließlich kein Kunststück. Wenn die Blagen daraufhin verschlagen einen McRib bestellen, lächeln Sie und kneten ein viereckiges Hacksteak aus Schweinefleisch, bevor Sie es in Barbecuesoße ertränken. Wenn daraufhin der Einwand kommt, aber beim Mäc seien doch gerade Schweizer Aktionswochen, legen Sie einfach eine Scheibe Edamer und eine Kartoffelrösti auf eine Frikadelle, und fertig ist die McHüt tengaudi. Und wenn die Bagage dann noch einen McSunday-Eisbecher mit Schokosoße verlangt … können Sie sie immer noch zur Adoption freigeben!
→ Futter für Fortgeschrittene
Und jetzt an alle Erwachsenen, die wie ich viel unterwegs sind und Gefahr laufen, in Reichweite multinationaler Fraßfabrikanten zu stolpern: Reaktivieren Sie Ihre BBB, Ihre Butterbrotbox. Es muss ja nicht die mit ›Hello Kitty‹ drauf sein. Haben Sie das Gefühl, die Hotelpreise seien völlig überzogen, revanchieren Sie sich und stopfen das Frühstücksbuffet in den Rimowa-Koffer. Ich habe sogar den alten Thermophor meines Opas herausgekramt. Jetzt bin ich endlich vollkommen unabhängig. Neulich hab ich mir vor meiner Abreise zwei Liter selbst zubereiteten Grünkohleintopf abgefüllt. Sie können sich meine Freude gar nicht vorstellen, als ich im ICE von Köln nach Hamburg die Kanne aufgeschraubt habe. Das war ein Fest. Und das Schönste war: Ich hatte das ganze Abteil für mich allein.
Hüttengaudi – eine Abrechnung
Diese Woche habe ich es mal so richtig krachen lassen. Dreimal war ich zu Gast bei einem Spitzenkoch der Extraklasse – er hat einen Michelin-Stern, drei Hauben von Gault-Millaut und vier Kochlöffel vom Schlemmeratlas. Ich war bei Alfons Schuhbeck! Mein Kassler mit Chiliwirsing aß ich im ICE 374 nach Frankfurt, an meinen Rindsrouladen würgte ich im IC 2026 nach Hagen, und mein Linseneintopf rutschte mir in einer Kurve ir gendwo im Sauerland auf die Hose. Wahnsinn, wie der Schuh beck das schafft? Der arme Mensch muss wirklich irre viel unterwegs sein. Und obwohl die Mahlzeit in einem muffigen Bordrestaurant serviert wurde, muss man sagen, das Essen war gar nicht mal so gut. Aber tatsächlich ohne Geschmacksver stärker, wie ich der beigelegten Broschüre entnehmen konnte. Sehr löblich, denn gerade den Chiliwirsing musste man im Geschmack definitiv nicht verstärken, wenn Sie mich fragen.
Der Schuhbeck ist ein Meister seines Faches. Wie er aus einfachsten Zutaten die raffiniertesten Gerichte zaubert. Da nimmt er etwas modifizierte Stärke hier, eine Handvoll Sahnepulver da. Fügt einen Hauch Hefeextrakt hinzu, rührt unter Zugabe von feinen, aber nicht näher deklarierten Aromen alles mit drei Prozent (!) gefriergetrockneten Pilzen zusammen und voilà! Fertig ist die Champignoncremesuppe à la Schuhbeck. Wer mir nicht glaubt, kann in den
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