Essen mit Freunden - Roman
ÃbergröÃe, mutmaÃte Luise. Judith gab Nele und Lilly ein Zeichen, auf das die Mädchen zu Luise stürmten, um ihr zwei SträuÃe Gänseblümchen in die Hand zu drücken und ihr gleichzeitig auf jede Wange einen klebrigen Schokoladenkuss zu geben. Ole stand vor
einem halb aufgebauten Grill. Markus und Paul an seiner Seite nickten ihr lächelnd zu. Sie war so überwältigt von allem, dass sie sogar das rührend fand. Ein Knall zog kurz die Aufmerksamkeit auf sich. Anne hatte eine Sektflasche geöffnet.
»Bevor wir anstoÃen«, rief Thorben, »bin ich aber erst mal dran.« Er lieà die Hand seiner Begleitung los und stürmte, ähnlich wie vor ihm die Kinder, auf Luise zu, um ihr zu gratulieren.
Â
Manchmal waren Geburtstage doch nicht so schlimm. Niemand hatte Kerzen auf eine Torte gesteckt, und auch Zahlen wurden vermieden. Wider Erwarten genoss es Luise sehr, an diesem Tag diejenigen so harmonisch um sich zu haben, die in den letzten Monaten eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt hatten. Alle hatten es sich auf Decken oder Campingstühlen bequem gemacht, plauderten, tranken Sekt oder träumten in den sonnigen Nachmittag hinein. Ihre Mutter war nach dem Kaffee Hand in Hand mit Paul zu einem kleinen Waldspaziergang aufgebrochen. Sybille hatte das Baby übernommen, damit Trixi in Ruhe mit Svenja, Ole und Judith Kuchen essen konnte. Nele und Lilly tobten durch die Gegend und hatten Markus schlieÃlich dazu bewegen können, ihnen Papierschiffchen zu bauen, die sie auf dem See aussetzen wollten. Thorben schloss sich der Bastelrunde mit dem Vorschlag an, Faltfrösche in einer Flaschenpost zu Wasser zu lassen. Seine brünette Begleitung war darüber allerdings nicht sehr erfreut und hackte schmollend auf ihr Handy ein.
»Vielleicht findet sie Basteln albern, weil sie noch nicht genügend Distanz zu ihrer eigenen Kindergartenzeit hat«,
flüsterte Anne und lachte. »Aber warum bist du eigentlich nicht zu zweit hier?«, wollte sie dann von Sybille wissen.
»Weil mein Anwalt zu viel Distanz zum Kindergarten hat«, antwortete Sybille knapp. »Aus. Passé. Egal!« Sie schaukelte das Baby auf ihrem Schoà und lächelte, als es nach ihrer Kette griff, um sabbernd an den Perlen zu kauen. »Sag mal«, wandte sie sich an Luise, »wieso hast du uns den da eigentlich bis jetzt verheimlicht?« Sie deutete mit einem Seitenblick auf Markus.
»Da gibt es nichts zu verheimlichen. Das ist nur der nervige Freund von Ole.«
»Der ihr seine Kitchen Aid geliehen hat«, ergänzte Anne.
»Oh! Dann kann er also nicht nur mit Kindern gut, sondern vermutlich auch kochen«, sagte Sybille und blickte noch interessierter hinüber zur Bastelrunde. »Abgesehen davon sieht er gut aus und hat das charmanteste Lächeln, das ich seit langem gesehen habe â guckt doch mal.«
Vier Köpfe drehten sich in Richtung See.
»Ich glaube, es ist nicht das Lächeln an sich«, fachsimpelte Anne nach einer Weile schweigsamen Betrachtens. »Das sind eher diese kleinen, netten Lachfalten, die er bekommt, wenn er sich über Lilly amüsiert. Schaut! Jetzt!«
Luise kniff die Augen zusammen, um zu sehen, was Anne meinte.
»Und diese Hände. Sehr schön. Er faltet eine ganze Papierbootflotte in null Komma nichts. Wenn ich mir unseren Thorben dagegen anschaue.« Sybille lachte kurz auf. »Geschickte Finger sind ein Geschenk.«
Luise zählte kurz durch: Fünf Boote für jedes Mädchen. In unterschiedlichen GröÃen. Und nun übernahm Markus auch noch das mit den Fröschen, da Thorben mit seinen Ori
gami-Künsten gerade mal einen gefalteten Papierhut hinbekommen hatte.
»Falls du mit gutaussehend auÃerdem meinst, dass er nicht nur groà ist, sondern auch gut proportioniert, dann hast du recht«, setzte Anne nach.
Luise war überrascht. Unter diesen Aspekten hatte sie Markus noch nie betrachtet. Sie fragte sich, was mit Anne los war.
»Was soll das heiÃen: gut proportioniert? Ich dachte nicht, dass du für so etwas ein Auge hast.« Natascha schien ebenfalls irritiert zu sein.
»Das ist doch nur eine neutrale Feststellung«, erklärte Anne gelassen. »Ich hatte früher mal ein gutes Auge dafür. Nur interessiert mich das heute nicht mehr.« Sie gab Natascha einen Kuss, der keine weiteren Fragen duldete.
»Wenn ich mir das aber so anschaue«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher