Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
funktioniert einwandfrei.“
Becky lächelte, während Madeleine erstarrte.
„Denk ruhig weiter nach, kleiner Neunmalklug. Du amüsierst
mich.“
Madeleine zuckte zurück. Sie verschränkte die Arme vor
der Brust. Unglaublich, wie blöd sie war! Wieso hatte sie ihre Gedanken nicht
abgestellt? Stattdessen fütterte sie diese Verräterin mit Info rmationen!
Was, wenn Becky in ihrem Kopf Verknüpfungen fand? Wichtige Pfade, die zu
anderen führten. Wie etwa zu…
Nein.
Madeleine wendete alle Energie auf, um das Angefangene
nicht zu Ende zu denken. Augenblicklich füllte sie ihr Bewusstsein mit
fließendem Wasser, so wie Mom es ihr beigebracht hatte. Madeleine sah es aus
dem Wasserhahn sprudeln. Weiß, mit Millionen von Luftbläschen darin. Es
rauschte im Waschbecken.
Von mir erfährst du nichts mehr, Miststück.
„Sieh einer an.“ Becky seufzte theatralisch. „Die
letzte Stunde gebiert eine Rebellin. Trotzdem hat der Abend mir viel Spaß
gemacht.“ Sie grinste. „Zumal die Versammlung, an der ihr nicht teilnehmen
durftet, auch recht unterhaltsam war.“
Tief in Madeleines Herzen breitete sich Sorge aus,
aber sie verbot sich jeden Gedanken. Sie tauchte vollständig in den sprudelnden
Strahl des Wassers ein. Bis Becky sich von ihr abwandte und die Hand hob.
„Ich werde also mit deinem Bruder anfangen, mein
törichtes Plappermäulchen, nur falls dir noch etwas einfällt, was du mir
verraten möchtest, bevor du stirbst.“
Madeleine sah das blitzende Metall aus dem Augenwinkel.
Sie begriff, dass ihre Entführerin nicht spaßte. Und jetzt war ihr klar, dass
Jonah und sie verloren waren. Von hier an gab es kein Zurück mehr, aber
Madeleine würde sich nicht unterwerfen, und Jonah auch nicht. Obwohl ihr
Zwilling und sie nicht waren wie der Rest der Millers, so entstammten sie doch einer
Familie von Kämpfern.
Mit aller Kraft warf sie sich gegen Becky und riss dabei
auch Jonah um. Das Messer schoss trotzdem weiter auf ihn herab, verfehlte ihn
aber, nun da er in Bewegung war, um mehr als eine Handbreit.
Während Madeleine und Jonah sich noch bemühten,
möglichst schnell wieder hochzukommen, hatte Becky sich längst gefangen. Ihr Freund
beglotzte das Schauspiel, während sie einfach zum nächsten Schlag ausholte.
Ihre Hand schwenkte wild durch die Luft, und Madeleine schrie auf, als die
Kraft der Telekinese sie quer durch den Raum schleuderte. Sie krachte gegen ein
Regal, sackte auf den Boden und -
Daniel teleportierte nach Mayfair, wo Nika war.
„Wo bist du gewesen?“, fragte seine Mom, die neben
einem leichenblassen, schweigenden Julian stand.
Daniel setzte sich neben Nika auf das Bett. Die
Ampulle mit Meejaels Blut war noch warm in seiner Hand. Julian sah sie und
ergriff seinen Arm.
„Nein!“ Seine Augen waren rot. „Daniel,… Ich weiß, woher
du die Essenz hast, und ich weiß, dass du sie nicht umsonst bekommst. Ich liebe
meine Tochter, sie ist alles was ich habe. Aber was auch immer das Monster für
sein Blut verlangt, der Preis ist zu hoch. Das ist keine Option.“
„Schon gut“, sagte Daniel und befreite sich möglichst
behutsam aus Julians Griff. Ohnehin war er halbherzig, und das Blut war sehr
wohl eine Option. Daniels Option.
„Um was für einen Preis geht es?“ Teresas Augen waren
verquollen. Wenn sie sich erst beruhigt hatte, dann würde sie verstehen, dass nichts
hiervon ihre Schuld war.
„Ich werde diesen Preis bezahlen, Daniel.“ Sie trat an
ihn heran. „Es war mein Fehler. Ich will es tun.“
Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde Daniel
ungeduldiger. Die Essenz musste schnellstmöglich Nikas Organismus zugeführt
werden, deshalb ignorierte er seine Schwester. Er brach die Ampulle auf und
schüttete den Inhalt auf die Schusswunde.
„Also“, Teresa stemmte ihre Hände in die Hüften. „Was
muss ich machen?“
Daniel schüttelte den Kopf.
„Ich muss es selbst tun, Tess. Dich will Meejael
nicht.“ Er kam nicht umhin zu lächeln, als die Essenz das nekrotische Gewebe zu
zersetzen begann. Also würde der Rest des verletzten Herzmuskels regenerieren.
Nika würde leben.
Jonah sprang auf, aber Rebecca war schneller. Sie beamte
durch diese provisorische Metzgerei und gewann dadurch eine wertvolle Sekunde,
in der sie, durchgedreht und blutrünstig, das Erstbeste packte, was sie zwischen
die Finger bekam, und nur, um es auf Madeleine zu schleudern, obwohl sie schon
regungslos am Boden lag.
Eine Handvoll Skalpelle.
Jonah heulte auf. Er sah, wie die
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