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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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Grund dafür war nicht die Beerdigung, sagt Tristan, sondern
Sophies Tod.“
    „Das kann nicht sein. Unmöglich.“
    „Schatz, er wollte dich beschützen.“
    Lächerlich. Auf keinen Fall. Nicht auf diese Weise.
Nika schüttelte den Kopf.
    „Und du sagst mir das, während deine Geschwister möglicherweise
gerade gekidnappt wurden?“
    Teresa blieb cool.
    „Ich konzentriere mich auf meine Möglichkeiten. Für
Jonah und Maddie kann ich im Augenblick nichts tun.“
    „Aha.“
    Nika sah sich um. Daniel war also ein Mörder. Sophies
Mörder. Aber so fühlte er sich nicht an!
    Ziemlich sicher sollte sie zutiefst betroffen sein,
angesichts der Umstände. Von der unmittelbaren Katastrophe um Maddie und Jonah
mal abgesehen.
    „Ich verstehe das nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und
drehte an der goldenen Armatur. Als das Wasser zu fließen begann, streckte sie
ihre Hände hinein. Warm. Angenehm. Seltsam, denn sie konnte es auf der Haut
fühlen. Aber außer dem Wasserstrahl fühlte Nika nichts.
    Sie drehte den Hahn wieder zu, trocknete ihre Hände an
einem goldgesäumten, schwarzen Gästehandtuch ab und warf es in den dafür
vorgesehenen Behälter.
    Weshalb waren die Dinger goldgesäumt? Und wie passte
das zu dem ganzen grauen Betonstaub da draußen?
    „Nikki. Daniel wollte dir nicht wehtun. Er glaubt, du
verstehst das.“
    „Verstehe ich nicht, Tess.“
    Nika spürte, wie ihre Lungen sich mit Luft füllten.
Ganz regelmäßig. Ganz von allein. Das Atmen fiel ihr gar nicht schwer, trotz
der Tatsache, dass sie soeben erfahren hatte, mit einem Mörder im Bett gelegen
zu haben.
    Mit Sophies Mörder.
    Aber Daniel fühlte sich eben nicht wie ein Mörder an.
Sie atmete ein und wieder aus. War ganz leicht. Nur ihr Herz raste. Sie presste
die Hände auf den marmornen Waschtisch. Die sorgenvollen Elfenaugen waren
unerträglich.
    „Lass mich bitte allein.“
    Teresa schüttelte den Kopf.
    „Geht nicht.“
    „Aber ich trage doch das Amulett.“ Nika schloss die
Augen. „Tess. Bitte. Du hast hier drinnen alles kontrolliert, außer uns ist
niemand da. Ich will allein sein.“
    Nach einer Ewigkeit nickte Teresa endlich und fing an,
den Waschraum ein zweites Mal gründlich zu durchsuchen.
     
    Als sie allein war, wandte Nika sich wieder dem
Spiegel zu. Ihr Blick fiel auf die Spange in ihrem Haar. All die mächtigen
Voodoo-Steine. Und trotzdem war es möglich, Nika wehzutun.
    Sie zog das Amulett aus dem Haar. Es verschwamm vor
ihren Augen, bevor es aus ihren Fingern rutschte.
     
    „Na, das ist ja eine interessante Wendung.“
    Nika erstarrte. Das war nicht Teresas Stimme, hinter
ihr. Sie schnellte herum und wischte die Tränen weg.
    Es waren tiefblaue Augen und goldblonde Locken, die zu
der Stimme gehörten und geradezu grotesk mit den Armaturen in dieser marmornen
Hölle harmonierten. Ein Mädchen von Teresas Kaliber stand ihr gegenüber; sie
wirkte wie ein Schulmädchen, wenn man von der Härte ihres Blickes absah. Sie richtete
eine Waffe auf Nika.
    „Wer sind Sie?“ Nikas Kehle war wie zugeschnürt. Das
Mädchen mit der Waffe lächelte.
    „Wer sind Sie?“,
wiederholte ihr Mund nur stumpf. Ihre Augen starrten die Pistole an. Sie
versuchte, die Tränen aus ihren Augen zu blinzeln, aber weder gehorchten ihr
die Lider, noch das Gehirn.
    Was hatte sie
denn überhaupt verbrochen, außer, die Königin der Idioten zu sein? Blöd genug,
um sich und andere in ausweglose Situationen zu manövrieren. Und soeben hatte
sie sich selbst gekrönt, nicht wahr? Sie hatte ihr Amulett fallen lassen.
    Nika hätte Angst
verspüren sollen. Aber da war nur Wut in ihr. Auf Sophie, die dumm genug
gewesen war, ihr eine Freundin zu sein. Auf Daniel, der erbarmungslos genug
gewesen war, eine Unschuldige zu töten. Auf sich selbst, weil sie mit ihrer
Sorglosigkeit alles angezettelt hatte. Hätte sie nicht Moms Amulett verloren,
hätte niemand sie jemals in Paris gefunden.
    Aber die größte
Wut hatte Nika auf diese dreiste Engelsblüterin, deren Kinderhand eine Waffe
auf sie richtete.
    „Was wollen Sie
von mir?“, fragte sie und hob den Blick.
    „Nur eine
Antwort, bevor ich dich töte.“
    Das Miststück
machte eine theatralische Pause. „ Wie viele
Projektile muss ich auf dich verwenden, damit dein Herz zu schlagen aufhört?“
     
     
    Als Daniel sich im Versammlungshaus zu materialisieren
begann, spürte er Nikas Anwesenheit. Das war kein gutes Zeichen. Es bedeutete,
dass sie das Amulett nicht mehr am Körper trug.
    Er biss die Zähne zusammen

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