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Esswood House

Esswood House

Titel: Esswood House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Straub
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zu interessieren. Und als Standish nach dem Weg zu einem Dorf in Lincolnshire fragte, erhielt er zur Antwort: »Keine Bange, Sir. Im Vergleich zu Ihrem ist dies ein kleines Land. Allzu sehr können Sie sich nicht verirren.« Jedes Wort, sogar jede einzelne Silbe dieser charmanten kurzen Ansprache war nicht nur glasklar, sondern melodisch: Der Paßkontrolleur ließ seine Stimme auf und ab gleiten, wie es kein Amerikaner vermochte, ebenso die junge Frau am Mietwagenschalter, die noch nie von Esswood oder Beaswick gehört hatte, ihm aber mehrere Karten aufdrängte, ehe sie ihn zur Glastür des Terminals führte und auf das kleine, fast konturlose Automobil zeigte, das er gemietet hatte. Es war ein türkisfarbener Ford Escort, der mindestens zehn Jahre alt zu sein schien. »Ihr gesamtes Gepäck müßte in den Kofferraum passen«, sagte sie, »aber wenn nicht, gibt es haufenweise Platz auf dem Rücksitz. Sie sollten die Autobahn direkt voraus nehmen und einfach über die Straßenkreuzung fahren, das müßte Sie auf den richtigen Weg bringen.«
    Standish fragte sich, ob einem die Leute in ganz England mit ihren Stimmen eine Melodie spielten.

KAPITEL ZWEI
    Das Linksfahren, das seinen Instinkten so zuwiderlief, begeisterte ihn. Wie immer beim Fahren ging es überwiegend darum, mit dem Strom zu schwimmen und zu machen, was alle anderen auch machten. Standish stellte fest, daß es nur eine kleine Umgewöhnung erforderte, das Radio mit der linken statt mit der rechten Hand einzuschalten und langsamere Autos rechts zu überholen - aber er war nicht sicher, wie lange diese Beherrschung bei einem Notfall anhalten würde. Wenn dem Auto vor ihm ein Reifen platzte oder es ins Schleudern geriet ... Standish sah sich einen monumentalen Auffahrunfall verursachen, eine Reihe qualmender Fahrzeuge, die sich über eine Meile Länge erstreckte. Er stellte fest, daß sein Herz schneller schlug, und lächelte sich selbst im Rückspiegel zu. Er war müde, litt unter dem Jetlag und hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber er fühlte sich auf eine närrische, schamlose Weise lebendig.
    Der Kreisverkehr bereitete ihm Probleme. Der Verkehrsstrom sog ihn in einen weiten runden Kreis, in dem Fahrer verschiedene Ausfahrten wählen mußten, die durch ein speichenartiges Diagramm ausgewiesen wurden. Zuerst konnte Standish nicht erkennen, welche Speiche die richtige für ihn war und fuhr zweimal schwitzend durch den großen Kreisel. Als er endlich herausgefunden hatte, daß die dritte Ausfahrt seine war, mußte er feststellen, daß er auf der inneren Fahrbahn des Kreisverkehrs festsaß und sie nicht rechtzeitig wechseln konnte. Er fuhr noch einmal in dem riesigen Kreis, verdrehte den Hals und sah über die Schulter. Er schaltete den Scheibenwischer ein und fand schließlich den Blinker. Kaum scherte er aus seiner Fahrspur aus, ertönten Hupen. Standish fluchte und drehte das Lenkrad zurück. Er bildete sich ein, daß er einen Mann hörte, der ihn durch das Fenster eines anderen Autos anbrüllte. Er drehte noch eine Runde, und diesmal gelang es ihm, sich in den Verkehr auf der äußeren Spur des Kreisverkehrs einzufädeln. Als er die Ausfahrt hinaus schoß, stellte er fest, daß er am ganzen Körper schweißnaß war.
    Fünfundzwanzig Meilen weiter nördlich wiederholte sich alles. Diesmal rutschte ihm die Karte vom Beifahrersitz und er geriet in Panik - er sollte auf dieser langen Autobahn Richtung Norden bleiben, aber irgendwann auf eine Landstraße abbiegen und von der auf eine Reihe von Straßen, die nur als dünne schwarze Linien auf der Karte abgebildet waren. Er fuhr rundherum und wurde von Zweifeln geplagt. Er war in den kreisenden Autos gefangen. Sein Blinker tickte wie eine Bombe. Schweiß machte seinen Griff am Lenkrad unsicher. Schließlich gelang es ihm, die hupende Mauer von Autos zu durchbrechen, die ihn einkesselte, und dem Kreisverkehr zu entrinnen. Er fuhr an den Straßenrand. Er bückte sich und wühlte in den auf dem Boden verstreuten Karten. Als er die Karten endlich in Händen hielt, konnte er den Kreisverkehr, aus dem er gerade geflohen war, nicht finden. Er existierte nicht auf der Karte, nur in Wirklichkeit. Seine anfänglichen Gefühle der Entspannung und Zielstrebigkeit verspotteten ihn jetzt. Sie waren Illusionen; er hatte sich verirrt. Schlußendlich fiel der Wunsch, zu weinen, von ihm ab und er beruhigte sich. Er fand einen Kreisverkehr auf der Karte, einen harmlosen kleinen grauen Kreis, der fast derjenige sein mußte, dem

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