Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
den anderen Weg zu nehmen, der sie direkt in den Keller führte. Sie versteckte sich hinter einer der Türen, erleichtert atmete sie aus. Die Wände des Kellerraums waren aus rotem Ziegelstein. Ein kalter Windhauch wirbelte ihr rotes Haar durcheinander, das ihr nun stürmisch um die Schultern flog. Sie spürte, dass sie nicht alleine war. Etwas war bei ihr und es beobachtete sie. Sie blickte sich um und schließlich sah sie es. Es klebte an der Decke und starrte dürstend zu ihr hinunter. Die roten Augen eingefallen, der Kopf kahl und voller weißlicher Stellen. Sein Körper hielt nichts Festes zusammen, sondern bestand aus einer Art Aschewolke, die sich wie ein Fliegenschwarm um seinen Kopf scharrte. Maira war wie versteinert, als das Wesen die Decke entlang, die Wand hinunter und dann direkt auf sie zu schwebte. Es schnupperte an ihr, wie an einem saftigen Steak. Dann leckte es mit seiner Zunge ihre Wange ab. Es fühlte sich eiskalt und widerwärtig an. Maira zuckte zusammen.
„Mhm, ein Leckerbissen“, schnarrte es mit kratziger Stimme und blies seinen frostigen Atem durch ihr Haar. Danach sog es ihren, sich verströmenden Duft, in sich auf, wie ein hungriges Tier. Maira erkannte, dass es tatsächlich einem Raubtier gleich war, denn sein Blick war gierig und lechzend. Es wollte etwas von ihr, da hatte sie keinen Zweifel. Seine tänzelnden Bewegungen um sie herum und sein euphorisches Gehabe, das einem Kind glich, welches einen Weihnachtsbaum voller Geschenke betrachtete, waren eindeutig. Es würde sich von ihr ernähren und von ihrem Leben kosten, bis zum letzten Schluck. Sabbernd vor Verlangen schmatzte es vor sich hin. Maira schloss krampfhaft die Augen, während sie ihren Rücken an die kalte Wand presste. Kein Ausweg, zu weit entfernt schien die Tür, durch die sie, eben erst, diesen verhängnisvollen Raum betreten hatte. Nie zuvor war ihr etwas Unheimlicheres begegnet, als dieses Wesen. Was es auch war, es war schlimmer, als alles, was sie in diesem Haus bereits gesehen hatte. Sie wollte nicht sterben, nicht heute und schon gar nicht so. Unfähig sich zu bewegen stand sie da, während das Wesen sich an ihrer Todesangst ergötzte.
„Es tut nur einen Moment lang weh. Das verspreche ich dir.“ Seine Worte drangen in ihre Brust wie die Kugeln eines Gewehrs. Ihr Herz setzte aus, als es sie packte und zusammendrückte, als wäre sie nichts als eine alte Blechdose.
Stürmisch riss jemand die Tür auf. Breda trat mit wütendem Gesichtsausdruck in den Raum.
„Finger weg von ihr, Balthasar!“, rief er und stellte sich schützend vor Maira. Balthasar schwebte unheilvoll vor den beiden.
„Sie ist der Schlüssel!“, mahnte Breda, doch Balthasar schien diese Tatsache nicht sonderlich zu beeindrucken.
„Und?“, hauchte er. „Sie ist lecker!“
Wieder bewegte er sich auf sie zu.
„Balthasar, Schluss jetzt damit!“ Soldan hatte soeben den Raum betreten.
„Wenn du ihr etwas antust, kann sie nicht mehr wählen und sie soll sich doch für unsere Seite entscheiden. Also … ich lasse dir gleich ein paar Menschen zukommen, oder vielleicht sogar einen Engel.“
Unbefriedigt verzog sich Balthasar zurück an die Zimmerdecke und verharrte dort, mit enttäuschter Miene.
„Geh mit ihr raus, Breda“, sagte Soldan. „Geh und zeig ihr die Stadt.“
Breda führte Maira hinauf in den Flur. Dann öffnete er ihr die Haustür. Maira sah ihn verwirrt an.
„Ich verstehe das nicht“, gestand sie. „Gerade eben, war ich noch eine Gefangene und nun zeigst du mir die Stadt?!“
Breda nickte hastig. „Ja, es ist schwer zu verstehen, aber du bist und du warst nie unsere Gefangene. Soldan konnte dich nicht gegen deinen Willen zu uns bringen. Niemand könnte das. Du musst selbst wählen und du hast zu uns gewollt.“
„Zu euch?“, wiederholte Maira.
„Ja“, antwortete Breda knapp, ohne weitere Erklärungen.
Maira traute sich kaum die Frage zu formulieren, die ihr nun auf der Zunge brannte, aber sie brauchte Gewissheit. Sollte die alte Sandice wieder einmal Recht behalten haben?
Vorsichtig blickte sie sich nach dem Haus um, von dem sie sich wie von selbst entfernte. Ihr war wohl dabei es hinter sich zu lassen. Kritisch sah sie nun Breda von der Seite an. „Und ...“, begann sie. „Wer genau seid ihr?“
Sie schluckte als sie die Worte ausgesprochen hatte, denn sie wusste die Antwort bereits. Sie lag so glasklar vor ihr, dass sie es nicht bestreiten konnte. Dennoch wehrte sie sich gegen sie. Was sollte es auch
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