Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Seite entscheide?“, fragte sie und sah ihn durchdringend an, gespannt auf seine Antwort, die auf sich warten ließ.
„Das weißt du doch“, erwiderte er schließlich. „Du hast es gesehen. Soldan hat es dir gezeigt.“ Empört atmete sie aus. Sie blickte vor sich auf den Boden, wandte sich dann von Breda ab und ging wieder ihren Weg, wo auch immer dieser sie hinführen würde.
„Maira!“, rief Breda ihr hinterher, doch sie reagierte nicht auf ihn.
„Du kannst dich nicht davor verstecken. Wir sind überall, entweder wir oder die Engel. Wir alle sehen dich.“
Sein Rufen hallte in ihrem Kopf wider und erneut fing er an zu schmerzen. So pochend, als wären diese Bilder der Hölle immer noch in ihr und sie weigerten sich, sie wieder zu verlassen.
Geister
Gedankenverloren stolperte sie schließlich über die Türschwelle ihres Hauses, wo Andash bereits voller Ungeduld auf sie wartete.
„Was ist geschehen?“
Völlig aufgelöst fiel sie ihm in die Arme. Sie wusste nicht warum ihr Weg, sie nach Hause geführt hatte, denn eigentlich hatten ihre Füße sie einfach irgendwohin getragen.
Alles in ihr stand still. Seit dem Augenblick, als Breda ihr jene Dinge erzählt hatte. Als sich die Welt, die sie für so normal hielt, plötzlich für sie wandelte und zu dem wurde, was sie ihr Leben lang in ihren Alpträumen verfolgt hatte. Nun hatten diese Träume sie eingeholt. Sie, die sie immer versucht hatte zu verdrängen, zu vergessen. Tag für Tag, jeden Morgen echoten grässliche Bilder in ihr wider und verdarben ihr Gemüt. Erst als sie älter wurde, hatte sie gelernt ihnen nicht allzu viel Gewicht zu verleihen, sich nicht von ihnen bestimmen zu lassen, aber nun, wusste sie, dass diese Träume sie auf etwas vorbereiten wollten. Auf das, was ihr noch bevorstand und sie ahnte, dass Breda vermutlich Recht hatte. Sie würde sich nirgendwo verstecken können.
Eine Frage jedoch, glühte in ihrem Innersten. Wenn Breda ihre dämonische Wahl sein sollte, wer verbarg sich dann hinter dem Engel?
Andash strich ihr sanft über das Haar, so wie er es früher getan hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war.
„Du weißt es nun?“, fragte er ruhig, aber so wie er es sagte, klang es mehr wie eine Feststellung. Nur langsam sah Maira in sein Gesicht. Wie sie ihn so betrachtete, schlich das Gefühl in ihr hoch, dass sie bei ihm auf der Seite des Guten war. Erinnerungen strömten durch sie hindurch, wie ein Film und sie schienen ihr jegliche, seiner Taten zu präsentieren. Als wollten sie ihr zeigen, welche der beiden Seiten, sie ihr Leben lang begleitet hatte und auch, das, was diese aus ihr gemacht hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit ihrem ersten Fahrrad gestürzt war und sich dabei das Knie aufgeschlagen hatte. Andash war da gewesen, um sie trösten. Er hatte ihr ein Pflaster auf die Wunde geklebt und ihre Welt war wieder in Ordnung gewesen. Da war dieses Mädchen, das sie in der Schule, wegen ihrer Sommersprossen, immer aufgezogen hatte. Maira wusste noch, wie sehr sie deshalb geweint hatte. Wieder war es Andash, der sie mit tröstenden Worten aufbaute, der ihr sagte, dass niemand ihr das Gefühl geben konnte, schlechter zu sein als sie es wäre. Dass sie etwas Besonderes sei und sich wegen niemandem grämen sollte, der sie nicht zu schätzen wusste.
Tränen rannen aus ihren Augen, nun da sie begriff wen sie vor sich hatte. Ihren Beschützer und Freund.
„Du bist nicht mein Onkel.“ Sie lächelte sanft bei dieser Erkenntnis und drückte ihn erneut fest an sich. Behutsam nahm er ihre Arme von sich und blickte ihr direkt in die Augen, dann schüttelte er den Kopf. „Nicht so richtig.“
„Bist du denn der Engel?“ Mairas Frage klang fast ein wenig verzweifelt. Ihr Wunsch nach Aufklärung war genauso groß, wie ihre Furcht davor, noch mehr zu erfahren, was sie vielleicht schockieren konnte.
„Nein“, antwortete Andash besonnen. „Aber ich bin auf seiner Seite.“
„Das weiß ich“, sagte Maira und lächelte ein bisschen.
„Du warst also bei den Dämonen?“ Andash schien diese Tatsache in ihren Augen zu lesen. Sie nickte still vor sich hin, bevor sie ihren Blick ins Leere gleiten ließ.
„Was haben sie dir erzählt?“
„Nicht viel“, antwortete Maira, auch wenn dies nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Als sie heute Morgen zu Sandice aufgebrochen war, hatte sie dies als ganz normales Mädchen getan. Wiedergekehrt war sie als der Schlüssel zur Macht zwischen Himmel und
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