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Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)

Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)

Titel: Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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Hölle.
    Jetzt, wo sie bei Andash war, fasste sie keinen Gedanken mehr an ihre Wahl für Breda. Andashs Nähe beflügelte sie an das Gute zu glauben und dafür einzustehen. Jetzt war alles in Ordnung, denn ihre Seele verlangte nach nichts anderem, als nach seiner Seite und doch ängstigte sie sich vor ihrer Schwäche. Sie fürchtete sich davor, nicht standhaft daran festhalten zu können. Hin und wieder kroch das Feuer der Hölle in ihr hoch, wie eine lodernde Flamme, die nur darauf wartete, sie ganz für sich einzunehmen. Immer noch spürte sie die Gier und die Lust in sich schlummern, die sie bei Soldans Bildern der Hölle empfunden hatte. Jene Gefühle waren aufgetaucht, sie hatten sich zwischen die pochenden Kopfschmerzen gedrängt und ließen sie daneben förmlich verblassen. Sie schämte sich dafür.
    Würde sie stark genug sein können, jene Gefühle zu bekämpfen? Sie wusste nur eins, sie dürfte Breda nicht mehr begegnen. In seiner Nähe konnte sie für nichts garantieren. Ihr Verlangen nach ihm schwächte ihren Willen für das Gute und das durfte sie nicht zulassen. Weder für sich selbst noch für die restliche Welt.
    Andash blickte sie aufmerksam an. Irgendetwas in ihr wusste, dass er ihren gesamten, bisherigen Tag miterlebt hatte. Alles hatte er in sich aufgenommen. Ihre Gefühle, ihre Ängste, denn er streichelte so fest über ihre zusammengefalteten Hände, als würde er sie halten wollen. Ihr sagen wollen, wie leid es ihm tat, dass sie all das aufgebürdet bekommen hatte.
    Und tatsächlich half seine Empathie dabei, dass es ihr besser ging. Sie war plötzlich innerlich beruhigter, als würde schon alles gut werden, irgendwie.
    „Ich mach dir erst mal einen Tee“, sagte Andash und ging in die Küche. Maira nickte wortlos und begab sich auf ihr Zimmer. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, drückte etwas Spitzes in ihrer Hosentasche. Das Pentagramm hatte sie schon fast vergessen. Nachdenklich zog sie es heraus, legte es auf ihre flache Hand. Erst jetzt fiel ihr der Schriftzug auf, der sich an dessen Rändern befand. Sie ging zum Fenster, um es ins Licht zu halten und die Schrift besser entziffern zu können.
     
    Sator Arepo Tenet opera Rotas
     
    Sie las die Worte laut vor. Plötzlich wurde sie von einem grellen Licht durchzogen. Eine Hitze erfüllte ihren Körper und sie zitterte am ganzen Leib. Geblendet sank sie schließlich auf die Knie. Angestrengt atmend, stützte sie sich auf ihre Unterarme, bis sie endlich wieder klar sehen konnte. Das Licht verzog sich in ihr Innerstes und flackerte langsam weichend, nur noch kurz, in ihren Augen auf. Das Pentagramm war, direkt vor ihr, auf dem Boden gelandet. Sie griff danach, wollte es an sich nehmen, doch nun reichte der bloße Gedanke daran, es in ihrer Hand halten zu wollen, aus. Es kam zu ihr, wie von selbst. Maira nahm sich vor, es an einem Band befestigt, um den Hals zu tragen, aber noch bevor sie sich vom Boden aufrichten konnte, erschien ein solches Band, wie aus dem Nichts. Es fädelte das Pentagramm in der Luft auf und schloss sich sacht um ihren Hals, als wollte es genau dort sein.
    Sie spürte, seitdem sie jene Worte verlesen hatte, eine Energie in sich, die mit nichts zu vergleichen war, das sie bisher empfunden hatte. Was hatte dieser Spruch nur zu bedeuten?
    War es ein Zauber oder ein Fluch? Sie fühlte eine Verbundenheit zu diesem Pentagramm, die aus ihrer tiefsten Seele zu kommen schien. Sie würde es, von nun an, immer bei sich tragen, es nie freiwillig jemandem zeigen. Das Spiegelbild zeigte ihr eine neue Maira. Eine machtvolle Maira. Als sie ihren Zeigefinger auf das Band legte, verlängerte es sich eigenständig, sodass  das Pentagramm völlig in ihrem Ausschnitt verschwand.
    Vorsichtig öffnete Andash die Tür.
    „Hier ist dein Tee.“ Forsch beäugte er Maira. Er sah aus, als hätte er irgendeinen Verdacht geschöpft, was sich soeben, während seiner Abwesenheit in ihrem Zimmer abgespielt hatte und er wirkte deswegen äußerst beunruhigt.
    „Ist irgendetwas?“, fragte sie ihn.
    Wortlos drehte er sich um und ging auf den Flur hinaus.
    „Ich bin dann unten, wenn du mich brauchst.“ Seine Stimme klang flach. Sein Tonfall war auffällig schwermütig. Maira umfasste das Pentagramm und atmete tief aus. Konnte es möglich sein, dass er die Magie gespürt hatte, die vom Pentagramm ausgegangen war?
    Ein zartes Hämmern, gegen die Fensterscheibe, riss sie aus ihren Gedanken.
    „Da bist du ja wieder.“ Maira lächelte knapp.

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