Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
zutragen, da bemerkte sie das jemand auf der Veranda stand. Langsam trat er aus dem Schatten des Vordachs heraus.
„Ich habe dir nichts zu sagen“, fuhr sie Breda an, der sich in kleinen, unmerklichen Schritten auf sie zu bewegte.
„Ich will nicht mehr zu den Bösen gehören“, flüsterte er.
„Das soll ich dir glauben?“ Mairas Tonfall war kühl. „Du kannst dir das doch nicht so einfach aussuchen. Du bist, was du bist.“
Breda schmunzelte. „Ja, ich bin, was ich bin. Aber ich glaube fest daran, dass auch ich mich für eine Richtung entscheiden kann. Komm mit mir zu dem Advokaten. Bitte. Vielleicht kann er für uns beide sprechen.“
Maira hielt inne. Sie dachte in seinen Worten Ernsthaftigkeit herauszuhören, oder war es doch nur wieder eine seiner gelungenen Lügen? Sie wusste es nicht, aber vielleicht sollte sie ihm die Chance geben, ihr zu beweisen, dass er es dieses Mal wirklich ernst meinte. Sie grübelte einen Moment lang und fasste kurzerhand einen Entschluss, von dem sie hoffte, ihn im Nachhinein nicht bereuen zu müssen.
„Ich hol nur eben meine Jacke.“ Rasch ging sie ins Haus. Drinnen regte sich nichts. Es war mucks Mäuschen still. Beinahe so, als wäre Andash gar nicht da. Es wäre ihr auch egal gewesen. Sie hatte ohnehin nicht vorgehabt sich von ihm zu verabschieden; ihm Bescheid zu sagen, dass sie noch fortging oder wohin sie in dieser Nacht wollte. Ihr war es ganz recht, dass Breda ihr eine Möglichkeit bot zu verschwinden. Sie musste einfach raus. Auch wenn sie sich als ihren Begleiter lieber jemand anderes gewünscht hatte. Sie konnte sich nicht entscheiden, gegen wen von beiden sie in diesem Moment mehr Groll hegte. Breda hatte sie belogen und vermutlich auch ausgenutzt. Andash hatte sie ebenso belogen. Ob er sie auch für irgendwelche Zwecke missbraucht hatte, wollte ihr noch nicht so richtig klar werden. Sie kam zu dem Schluss, dass er vermutlich einen Sinn darin gesehen hatte. Einen Sinn in ihr und das er damit auch nicht viel besser war, als Breda. Sie fühlte sich so unendlich verlassen, dass es ihr die Kälte ins Herz trieb, wie ein Eiszapfen der sich in die Erde bohrt.
„Nun komm schon“, sagte sie im Vorübergehen zu Breda, der ihr Tun beobachtete, bis sie die Auffahrt hinunter ging.
Erleichterung machte sich in ihm breit. Maira blieb auf Abstand zu ihm. Wie dumm würde sie sich vorkommen, wenn sie nun in seine Falle getappt wäre. Wenn dies alles von Soldan einfach inszeniert war. Dass sie ihm diese Geschichte abkaufen sollte, nur um in seiner gefährlichen Nähe zu sein und um ihre Entscheidung zu seinen Gunsten, vorschnell zu fällen.
Sie konnte gar nicht schnell genug zu diesem Advokaten gelangen. Vielleicht würde er ihr endlich die Antworten geben, die ihr bisher verwehrt geblieben waren. Sie hatte das Gefühl sich zwischen zwei Welten zu bewegen, ohne zu wissen, worauf sie zusteuerte. Auf was sie achten sollte und was genau von ihr verlangt wurde. Nicht nur was Himmel und Hölle von ihr forderten, sondern auch die Menschen, die scheinbar in diesem Bündnis der Mächte eine eher unscheinbare Rolle spielten.
Isseltz begleitete sie, indem sie sich achtsam im Flug von Baum zu Baum bewegte. Von Hausdach zu Laternenmast, ihre Maira stets im Blick behaltend. Der Weg zu dem Advokaten war einfach. Maira fand ihn trotz der Dunkelheit mühelos wieder. Problemlos erinnerte sie sich an das kleine Haus, in dessen Zaun, die Katze eingeritzt war.
Kurz warf sie den Kopf herum, um sich zu vergewissern, dass Breda immer noch hinter ihr ging. Den ganzen Weg über, hatten sie nicht ein einziges Wort gewechselt. Ihr stand der Sinn einfach nicht danach mit ihm zu reden. Worüber hätten sie auch sprechen sollen? Sie kannte den Grund, weshalb er sich bei ihr aufhielt und selbst die Tatsache, dass er sein dämonisches Leben überdachte, änderte nichts daran, dass er sie belogen hatte. Sie fühlte sich betrogen und nicht respektiert. Den Advokaten zu besuchen war etwas, dass sie sich schon an dem Tag vorgenommen hatte, als sie rein zufällig auf ihn gestoßen war.
Jetzt endlich stand sie vor seiner Tür. Vorsichtig klopfte sie an. Isseltz flog auf den Schornstein des Hauses und lugte von dort zu Maira hinunter.
Ein junges Mädchen, kaum zwölf Jahre alt, öffnete die Tür einen Spalt breit und reckte den Kopf hindurch.
„Ja?“
„Hallo, ich heiße Maira.“
Das Mädchen machte zunächst einen verdutzten Eindruck, dann entspannten sich ganz plötzlich ihre Züge und sie wirkte
Weitere Kostenlose Bücher