Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Nicht viele Leute waren an jenem Abend unterwegs, aber ihr war, als würden diejenigen, denen sie begegnete, sie unverblümt anstarren. In einer Weise, als wüssten sie ganz genau, wer sie war und was sie vorhatte. Maira beschleunigte ihren Schritt. Der Gedanke daran, dass es sich bei diesen Menschen vielleicht gar nicht um normale Leute handelte, ließ ihren Puls hoch schnellen. Womöglich waren es einfache Engel und Dämonen, die sie erkannt hatten und sich nach einer Antwort auf die Frage verzehrten, für welche Seite sie sich entscheiden würde. In dem Moment, als sie in die Straße einbog, in der Burmas Haus stand, atmete sie auf. Sie warf einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass ihr niemand gefolgt war. Hinter ihr lag alles still und einsam. Das flackernde Licht der Straßenlaternen, dass diese auf die ansonsten dunkle Straße warfen, war das Einzige, was sich regte.
„Ich sollte besser draußen warten“, erklang dumpf Mankoschs Stimme aus ihrem Rucksack.
„So ein Unsinn“, brummte Maira. „Du kommst mit rein. Alleine fühle ich mich zu unwohl.“ Sie schluckte, als sie sich dem Haus näherte. Isseltz setzte sich auf ihre Schulter und schmiegte ihren Kopf an Mairas Wange, um sie zu ermutigen. Ohne ihren Blick von Burmas Haus abzuwenden, streichelte sie den Vogel flüchtig.
„Ich mach das schon, Isseltz.“ Maira lächelte knapp, als sich der Vogel auf das Dach des Hauses verzog. Sie wollte nicht feige erscheinen, aber sie fühlte sich in diesem Augenblick alles andere als tapfer.
Mankosch versuchte sie zu beruhigen, als sie mit zittrigem Atem zuerst auf ihre Füße, dann auf den Boden sah, auf dem sie sich befand.
„Es sind nur noch ein paar Schritte.“
Wieder war der Asphalt sporadisch gesäumt mit weißen Haarknäueln. Sie ging durch das Gartentor. Ein weiteres Mal öffnete ihr, nachdem sie ein paar Mal geklopft hatte, Burmas Tochter. Sie bat sie, vor dem Büro, Platz zu nehmen, da ihre Mutter noch beschäftigt war. Maira hatte sich, jetzt da sie zurück in jenem Haus war, gefangen. Sie würde tatkräftig sprechen und Burma ihre Entschlossenheit präsentieren. Ihr Blick schweifte durch den langen Flur, an dessen Ende Burmas Tochter an einem kleinen Schreibtisch saß und mit einem Kugelschreiber auf einen Block klopfte, während sie versunken in einem Buch las. Als Maira sie so betrachtete, fragte sie sich, warum sie so unauffällig aussah. Ob ihr Äußeres womöglich nur eine Verkleidung war? Wurde sie auch als Advokat geboren oder war es nichts, in das man einfach hineingeboren wurde, sondern etwas, das erlernt werden musste? So vieles gab es, in dieser neuen Welt noch zu erfragen. In dieser Welt, in die sie erst vor Kurzem hineingestolpert war. Ihr Blick haftete auf Burmas Tochter, auch wenn ihre Augen durch sie hindurch starrten, weil sie alles was sich in der letzten Zeit zugetragen hatte, Revue passieren ließ. Sie überlegte, was sie hätte anders machen können. Die Frage, wie sie Ciprian hätte helfen können, beschäftigte sie noch immer. Aber sie konnte einfach keine Antwort für sich finden.
Burma stand im Türrahmen und beäugte Maira kritisch.
„Wen hast du da mitgebracht?“ Ihre Stimme klang gereizt. Sie konnte nur Mankosch meinen, denn Isseltz traute sich nicht einmal in Burmas Haus. Mankosch aber war versteckt in Mairas Tasche. Wie also konnte Burma wissen, dass sie nicht alleine gekommen war?
Zaghaft lockerte sie den Riemen.
„Niemanden“, antwortete sie und versuchte dabei überzeugend zu klingen. Misstrauisch lugte Burma in die Tasche. Unter heftigem Fauchen sprang sie sogleich an die Decke und krallte sich daran fest. Ihre Augen funkelten in einem intensiven Rot, auch ihre Tochter sprang am Ende des Flurs ruckartig auf und flüchtete sich schreiend hinter eine der Türen, die daraufhin mit einem lauten Knall zufiel.
„Was ist das?“ Burmas Augen waren vor Schreck weit aufgerissen.
„Nein, nein, nein“, versuchte Maira sie zu beruhigen. „Er wird dir nichts tun. Es ist doch nur ein Bär. Mein Teddybär Mankosch.“ Langsam zog sie ihn aus dem Rucksack hervor und hielt ihn mit beiden Armen vor ihren Körper.
„Nur ein Bär“, keuchte Burma. „Das ist ein Kampendon, das rieche ich sofort.“
„Ein was? Nein, es ist mein Beschützer. Er ist vollkommen harmlos.“
Mit bösem Blick sprang sie von der Decke hinunter.
„Ein Kampendon ist nicht harmlos, meine Liebe. Du hast wirklich keine Ahnung.“
Burma ging in ihr Büro und nahm angespannt auf dem
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