Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Sie wunderte sich darüber, dass er sofort wusste, was sie tun wollte.
„In Gegenwart von Numen funktioniert das Pentagramm nur sehr eingeschränkt und Teleportation erfordert sehr viel Energie.“
Maira blickte ihn erstaunt an.
„Numen? Er ist hier?“
Sie musterte Mankosch eindringlich, als die Erkenntnis sie plötzlich übermannte. Kopfschüttelnd schnaubte sie vor sich hin. Enttäuscht von sich selbst, weil sie glaubte zu dumm gewesen zu sein, um alleine darauf zu kommen.
„Andash!“, säuselte sie dann. „Ich hätte es wissen müssen.“
Mankosch sah zu ihr auf. Erleichtert, dass sie nun endlich die ganze Wahrheit kannte.
„Er weiß noch nicht lange, dass du tatsächlich seine Nichte bist. Er hatte es sich nicht vorstellen können, dass ein Kind aus einer Verbindung zwischen Himmel und Hölle hervorgehen konnte. Normalerweise ist so Etwas nicht möglich. Beide Spezies werden nicht geboren, sondern erscheinen überwiegend irgendwann, irgendwo. Es war auch hierbei vermutlich Dea, die deine Entstehung überhaupt möglich machte.“
Maira stutzte bei der Erinnerung an das, was sie über Bredas Vergangenheit erfahren hatte.
„Aber, Breda sagte doch, er hatte einen Vater.“
„Die Regel …“, sagte Mankosch stockend. „Es gibt Einzelfälle, wo sich ein Dämon und ein gefallener Engel, was auch immer aus ihm geworden ist, miteinander einlassen. Nur durch eine solche Zusammenkunft ist es den Dämonen möglich sich zu vermehren, wie ein menschliches Wesen. Ein sogenanntes Schlupfloch, denn eigentlich sollte die Zahl der Dämonen begrenzt bleiben, denn sie richten zu viel Unheil an. Aber wer versteht schon Deas Spielregeln!? Früher mochte sie diese Welt und alles, was auf ihr lebte. Heute hat man den Eindruck, die Erde ist nicht mehr für sie, als ein riesiges Schachbrett, auf dem sie die Züge von schwarz und weiß bestimmt und sich darüber amüsiert, dass sich die Bauern ständig gegenseitig töten wollen.“
„Also bedeutet das, dass Breda einen Engel zur Mutter hat?“ Maira führte die Unterhaltung rasch wieder zum Thema zurück. Für sie tat sich mit diesem Umstand ein völlig neuer Weg auf. Sollte Breda tatsächlich die gleiche Mischung aus Himmel und Hölle in sich vereint haben wie sie? Mankosch nickte geistesabwesend.
„Ja, wenn auch einen gefallenen Engel. Im Prinzip tragt ihr beide genau dieselbe Kreuzung in euch. Womöglich fühlt ihr euch deshalb zueinander hingezogen.“
Mankosch hatte vielleicht Recht. Nie hätte sie gedacht, dass sie auf die Worte eines Teddybären hören würde, aber genau genommen war er ja kein normaler Bär und nichts, was sich ihr in den letzten Tagen offenbart hatte, ließ sich noch als „normal“ bezeichnen. Für sie hatte diese Definition mittlerweile eine völlig neue Bedeutung bekommen.
Sie zog sich einen blauen Pullover über. Kurz hielt sie inne, als sie ihren Kopf hindurch gesteckt hatte. Sie dachte daran, dass Andash ihr jenen Pullover geschenkt hatte. Rasch zog sie sich um. Ein blau-weiß kariertes Hemd war gut genug. Sie konnte das Gefühl nicht ertragen, etwas anzuhaben, das sie von ihm hatte. Jetzt nicht , dachte sie. Sie zog ihre Lederjacke darüber und warf sich den gelben Schal um, denn es war kalt geworden draußen. Dann wartete sie kurz ab, bevor sie zur Tür hinausschnellte.
„Was ist jetzt?“, fragte sie Mankosch. „Kommst du mit?“
Der Bär grinste. „Was denkst du denn?“, neckte er sie. „Natürlich komm ich mit dir.“
Ihre Augen suchten das Zimmer nach einem geeigneten Versteck für ihn ab. Dann fiel ihr der Rucksack ein, den sie so manches Mal mit in die Universität genommen hatte. Nun würde er ihren Teddybären transportieren, anstatt ihren Mittagssnack.
„Rein mit dir“, sagte sie. Mankosch sah nicht gerade begeistert aus, als er in den Rucksack krabbelte. Es war dunkel und ein eigensinniger Geruch nach gedörrtem Fleisch hatte sich im Stoff festgesetzt.
„Ich hoffe, du machst es kurz“, bat er, sobald Maira die Schlaufe zugezogen hatte.
„Ich versprech’s“, gab sie zurück, dann schlich sie die Treppe hinunter und huschte so unauffällig wie nur möglich aus dem Haus. Isseltz folgte ihr auf ihrem Weg zu Burma.
„Und du willst das wirklich tun?“ Mankoschs Stimme drang aus ihrem Rucksack, den sie locker über einer Schulter trug. Behutsam schob sie seinen Kopf wieder hinein. Es musste schließlich niemand merken, dass sie in ihrem Alter, ein Stofftier spazieren trug, das auch noch sprechen konnte.
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