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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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begreife das nicht; das ist viel zu verwirrend, als daß man es verstehen könnte. Magst du mich nun eigentlich, oder magst du mich nicht?«
    Scandal hob den Kopf und sah mir ins Auge. »Ich mag dich.
    Zufrieden? Schön, dann kipp auch gefälligst tot um.«
    Er legte sich wieder schlafen.
    Ich kam zu dem Schluß, daß dies die perfekte Gelegenheit war, meine zehnte Aufgabe der Einführung in die Levitation richtig hinzubekommen. Ich hielt die rechte Hand hoch, wie ich es früher immer machte, wenn ich für meine Schwester Lucy im Kinderzimmer Schattenentchen an die Wand warf; dann ließ ich die Handpuppe das mystische Wort »Dryginonnaroe« sagen. Vielleicht hatte ich endlich die Betonung auf die richtige Silbe gelegt, denn plötzlich funktionierte es!
    Scandal erhob sich langsam von meinem Schoß und begann sich um sich selbst zu drehen. Er fing ganz langsam an, dann wurde er immer schneller und schneller, bis er es aufgab, so zu tun, als würde er schlafen, und nur noch um Gnade winselte.
    Ich ließ ihn noch ein Dutzend Male wirbeln, bevor ich den Zauber beendete und ihn zur Erde zurückgleiten ließ. Sein Fell spie immer noch zischende Glühwürmchen aus Magik, als er hin und her taumelnd sagte: »Das ist das letzte Mal, daß ich ein Nickerchen in einem offenen Wäschetrockner riskiert habe.« Er lehnte sich schräg an mich und fügte hinzu: »Wenn ich wieder bei Kräften bin, würde ich mir an deiner Stelle meine Schuhe nur noch anziehen, nachdem ich mich vorher davon überzeugt habe, was drin ist, Kumpel.
    »Ich will nur eine ehrliche Antwort«, erwiderte ich.
    »Du willst es ehrlich haben?« Scandal legte sich hin und vergrub die Krallen im Erdreich. »Na schön, dann sollst du es auch ehrlich bekommen. Ich mag dich, Kumpel, und der Schreck darüber raubt mir mindestens viereinhalb meiner Leben.«
    »Du magst mich?« Ich mußte einfach lächeln, auch wenn ich mich gleichzeitig verwirrt fühlte. »Aber … aber warum erschreckt dich das?«
    Scandal ließ sich auf den Rücken fallen und schlug nach etwas Laub.
    »Weil das letzte Mal, als ich den Fehler beging, ein Hautgerippe zu mögen, derselbe Knlich mich mit einem Tritt aus seinem Leben beförderte, sobald er eine weiche, warme, kuschlige Hautgerippe-Frau gefunden hatte, deshalb. Ich habe dir doch schon von meinem Softwarezauberer erzählt, richtig?«
    »Richtig«, sagte ich. Ich wußte zwar immer noch nicht, um was für eine Art von Magik es sich bei Software handeln mochte, aber es klang sehr bequem.
    »Das allererste Mal, daß der Typ eine findet, die nicht gleich loskreischt oder -lacht, als sie ihn nackt sieht. Und dann hat die Frau ausgerechnet eine Katzenallergie, und schon heißt es hasta la vista, Kätzchen. Ciao. Shalom. Aloha.
    Nimm deinen Hut, was hast du’s so eilig. Heute mach’ ich noch einen Aufstand, weil ich keinen Dosenthunfisch kriege, und am nächsten Tag balge ich mich persönlich mit Ratten um leere Thunfischdosen.«
    Scandal wälzte sich nach rechts. »Viele Leute meinen, Katzen hätten kein Herz. Nun, haben wir doch. Meins ist einmal gebrochen worden; und an einem zweiten Durchgang liegt mir nichts.«
    Ich streckte den Arm aus und hob ihn auf, preßte ihn an meine Brust.
    »So etwas würde ich dir niemals antun.«
    »Das sagen sie alle.« Scandal versteifte seine Beine und stieß sich aus meinen Armen ab. »Im Augenblick brauchst du mich. Schließlich schleppe ich immer noch einen Teil der zerfetzten Magik des alten Thengor mit mir herum, weißt du noch? Aber dank Mutter Krötenhauchs schimmligem altem Buch lernst du endlich die Magik zu benutzen, die du hast.
    Schon bald wirst du herausgefunden haben, wie du diese ganzen Bruchstücke wieder einsammeln kannst, meins eingeschlossen. Dann wirst du mich nicht mehr brauchen. ann wirst du niemanden mehr brauchen.«
    Ich sah dem Kater in die Augen. Er wirkte so stolz, so unabhängig, obwohl er doch gerade aus sich herausgegangen war und mir mitgeteilt hatte, daß er verletzt war und sich fürchtete. Man hätte es ihm nie angemerkt. Von einer Katze konnte man eine Menge lernen.
    »Magik oder nicht, ich werde dich trotzdem brauchen«, sagte ich.
    »Mäuseköttel! Nachdem ich so mitkriege, was du der alten Dame alles erzählst, scheinst du dich in der Magik so wohl zu fühlen wie eine Ente in der Orangensoße.«
    »Wenn Mutter Krötenhauch hört, daß du sie eine >alte Dame< nennst, dann bist du derjenige, der in der Orangensoße endet«, ermahnte ich ihn. »Egal, jedenfalls kann ich aus

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