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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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verschwinden zu lassen, das kann ich dir versichern! Je langsamer du lernst, um so länger bleibst du; je länger du bleibst, um so länger bezahlst du auch.
    Und nichts läßt ein Kind langsamer lernen, als wenn man ihm sagt, daß es überhaupt nichts lernen kann.«
    »Das ist doch …»Ich wollte gerade sagen lächerlich. Da fiel mir etwas anderes ein: Jedes Jahr bekamen wir ein oder zwei neue Studenten, die mit einem königlichen Stipendium auf die Akademie kamen. (König Steffan war ein Förderer der Künste. Dem Zauberer, der Stipendiaten annahm, wurde eine Menge königlicher Gunst zuteil, aber er mußte dafür auch einen Vertrag unterschreiben, in dem er versprach, die Stipendiaten so lange zu unterrichten, bis sie ihren offiziellen Spitzhut bekamen - das war eine Stufe nach der Kutte, aber noch eine Stufe vor der Überreichung des Zauberstabs, den nur der Rat vergeben kann. Die Stipendiumssumme aber, die diese Schüler mitbrachten, genügte nur für ein zweijähriges Studium.) Es war seltsam, aber jeder Stipendiat auf Meister Thengors Akademie hatte seinen Spitzhut in weniger als zwei Jahren geschafft.
    Mutter Krötenhauch lächelte mich gütig an. »Nun, Liebes? Bist du bereit, es zu versuchen?«
    Ich fühlte, wie mein Mund und mein Blick hart wurden.
    »Gib mir einfach nur das Buch«, sagte ich, »und weich ein Stück zurück.«
    »Hol es dir selbst«, sagte die Hexe. »Du hast es ja auch fallenlassen.«

KAPITEL 20
    Als ich das Kapitel über die Einführung in die Levitation zum erstenmal las, löste ich acht von zehn Aufgaben falsch.
    Beim zweitenmal, nachdem ich das Kapitel erneut gelesen hatte, hatte ich fünf von zehn falsch.
    Nach dem drittenmal waren drei von zehn falsch.
    Beim viertenmal beschloß ich, nicht mehr die Falschen zu zählen, sondern mich lieber auf die zu konzentrieren, die ich richtig hatte. Das war eine gute Sache: Es waren nämlich neun.
    Ich hatte mich im Schatten der Wachhecke eingeigelt und versuchte gerade, alle zehn richtig zu bekommen, als Scandal mich entdeckte.
    Die Wachhecke auf der Rückseite von Mutter Krötenhauchs Hütte war mein Lieblingsplatz zum Studieren, vor allem deshalb, weil mir der giftige Efeu Mysti vom Hals hielt. »Na, wie läuft’s, Houdini?« fragte der Kater.
    Ich zielte mit zwei Fingern auf ihn und sagte: »Sysopbitglitch.«
    Scandal schwebte plötzlich bis zum oberen Heckenrand hoch. »Was meinst du, wie sieht es aus?« Ich grinste.
    »Sehr komisch. Setz mich ab.« Nachdem ich es getan hatte, plusterte Scandal sein Fell auf, wie er es immer bei Verärgerung tat. »Bist ja ein echter Horrorknabe, Alice, ein richtiger Horrorknabe.«
    »Eines Tages wirst du mich noch bei meinem richtigen Namen nennen«, antwortete ich. »Der Schreck wird uns beide umbringen.«
    »Versprochen?« fragte Scandal mit heimtückischem Feixen. Dann kam er heran und rieb sich an meinen Beinen.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich und legte das Buch ab.
    »Was verstehst du nicht? Erzähl’s Onkel Scandal. Ich soll ja neun Leben haben. Da kann ich es mir leisten, mich ein paarmal zu Tode langweilen zu lassen.« Er ließ sich auf die Seite sinken, legte das Kinn auf meinen Fuß und schnurrte.
    »Dich.«
    »Mich sollst du auch gar nicht verstehen. Ich Katze, du Mensch.
    Wenn du mich tatsächlich mal verstehen solltest, müßte ich meinen Gewerkschaftsausweis abgeben.«
    Ich seufzte. »Die Hälfte der Zeit weiß ich nicht einmal, wovon du überhaupt redest.«

    »Nur die Hälfte?« Scandal richtete die aufgestellten Ohren nach vorn.
    »Ich lasse wohl nach.«
    »Das Komische ist, es spielt gar keine Rolle. Das meiste von dem, was du sagst, macht durchaus Sinn.«
    »Sinn?« Plötzlich waren die Ohren flach angelegt. »Sinn?
    Bruder, das ist ja die reinste Kriegserklärung! Kerl, ich bin eine Katze! Eine Kreatur der Intuition, von unergründlicher Tiefe und Rätselhaftigkeit. Wenn du ein Tier haben willst, das Sinn macht, hol dir gefälligst einen Hund.« Er kletterte auf meinen Schoß, kringelte sich zu einer Kugel zusammen und schien sofort einzuschlafen.
    »Siehst du, genau das meine ich damit, wenn ich sage, daß ich es nicht verstehe«, sagte ich. »Im einen Augenblick bist du wütend auf mich oder machst dich über mich lustig oder nennst mich dumm …«
    »Hab’ dich nie dumm genannt«, murmelte der Kater.
    »Habe dich einen Menschen genannt. Na ja. Schon gut. Egal.«
    » … und im nächsten schnurrst du oder kuschelst dich an mich oder reibst dich an meinen Beinen. Ich

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