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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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worüber es sich aufzuregen lohnte.
    »Ich glaube, da muß ein Irrtum vorliegen«, sagte Mutter Krötenhauch. »Ich kann mich nicht erinnern, für heute eine Ladung Lebensmittel bestellt zu haben.«
    »Da liegt tatsächlich ein Irrtum vor, und zwar deiner, Hexe!« schrillte Lorrinz und wedelte mit einer Sense. »Viel zu lange hat unser unschuldiges Dorf gelitten, in Furcht erstarrt unter dem Joch deiner hexischen Tyrannei und … und … äh …« Er lehnte die Sense sorgfältig an seine Schulter und grub in seiner Gürteltasche nach etwas, während die Umstehenden der schaukelnden Klinge auswichen. Schließlich zog er ein Stück Papier hervor, entfaltete und las es, wobei er die Lippen mitbewegte, und fuhr schließlich fort: »>Hexischen Tyrannei und Andeutung!«
    Eine Kugel aus blauem Feuer sirrte hinter der Menge hervor und hieb Lorrinz kräftig auf den Schädel. »Das heißt Tyrannei und Ausbeutung, du Idiot!« ertönte ein Schrei, den ich nur zu gut kannte.
    Der Mob teilte sich, um eine dunkelbekuttete Gestalt durchzulassen.
    Ich verspannte mich. Es war Zoltan.

    Lorrinz stand da und rieb sich den Hinterkopf. »Ich hab’ bloß vorgelesen, was hier steht«, grollte er und zeigte das Papier vor. »Kann ich doch nichts dafür, wenn du so eine furchtbare Sauklaue hast.«
    Zoltan packte Lorrinz vorn an seinem hafermehlbefleckten Kittel.
    »Nur für den Fall, daß du vergessen haben solltest, wer ich bin: ich bin keine von euren wackelköpfigen Heckenhexen; ich bin ein Zauberer.«
    »Das stimmt!« rief Wot aus der Menge. »Das ist er! Das steht auf seiner Visitenkarte und überall!«
    »Trotzdem kann kein Mensch das entziffern«, sagte Lorrinz halblaut.
    »Nun?« fragte Zoltan, an die Menge gewandt. »Was gafft ihr alle so?
    An die Arbeit! Ihr seid hierhergekommen, um die Hexe zu töten. Was hindert euch?«
    Unter den Käseburgern entstand jede Menge unbehagliches Gemurmel, das ab und zu von einem lauten »Aua!« unterbrochen wurde, als sich jemand an der Sichel seines Nachbarn schnitt.
    Schließlich war es Evvon, der vortrat, um zu sagen: »Bitte um Verzeihung, Herr, aber als du in die Dorfkneipe kamst und jedem einen ausgegeben hast, echter Herr, der du bist, da hast du gesagt, daß wir die Hexe nicht wirklich umbringen sollen. Wir sollen bloß herkommen und ein bißchen Ärger machen, um sie als Köder zu benutzen, gewissermaßen.«
    Zoltan rasselte einen Zauber herunter, der einen großen rosa Vogel über Evvons Kopf erscheinen ließ. Die Kreatur krächzte einmal und legte prompt ein Ei, das auf dem Schädel des Obertrottels zerbarst; dann verschwand der Vogel wieder.
    »War ich nicht an der Reihe, zu sprechen, Herr?« fragte Evvon, während er sich das Eigelb aus den Augen wischte.
    »Es ist ja nicht so, als könnten wir die Hexe nicht töten«, rief Wot.
    »Als ich zur Schule ging, da hat unser Fräulein Cosh gesagt, daß es auf der Welt nichts gibt, was man nicht tun könnte.« Er reckte den Hals und fragte die mit dem Lineal wedelnde Frau: »Stimmt’s, Fräulein Cosh?«
    »Hast du dich etwa ordentlich per Handzeichen gemeldet, Evvon?«
    fragte die Lehrerin schrill und drohte ihm mit dem Lineal. Der Trottel schnitt eine Grimasse. »Habe ich dich etwa nach vorn gerufen, um etwas aufzusagen, junger Mann?«
    »Ich bin umringt von Trotteln«, preßte Zoltan zwischen langsam malmenden Zähnen hervor.

    »Oh, nein, Herr, eigentlich nicht«, warf Edelmann Bobbo ein. »Nur die drei da sind Trottel.«
    »Bald werden es nur noch zwei sein«, verkündete Evvon stolz.
    »Meister Zoltan hat mir nämlich eine Stellung beim Staat angeboten. Dann werde ich ein Büro-Ratt!«
    »Bei soviel Naturtalent«, meinte Zoltan achselzuckend, blieb mir doch gar nichts anderes übrig.«
    »He! Du kannst doch nicht einfach hier bei uns aufkreuzen und mit einem von unseren Trotteln verschwinden!« protestierte der Konditor.
    »So daß seine armen Brüder völlig aufgeschmissen sind, soviel Trottelarbeit, wie hier doch anfällt. Ist ja nicht so, als wären es geborene Käseburger.
    Diese Jungs sind echte Importtrottel, voll verzollt und alles!
    Das ist einfach nicht gerecht, ist das nicht.« Ein Sturm der Zustimmung erhob sich in der Menge, vor allem von Lorrinz und Wot.
    Immer noch versteckt, warf ich einen kurzen Blick auf Mutter Krötenhauchs Gesicht. Die Hexe wurde von Sekunde zu Sekunde ärgerlicher. Ihr Haar, das sich gewöhnlich unter ihrem Kopftuch verbarg, war in langen, feuchten Strähnen seinem Gefängnis entkommen, schwarz und

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