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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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diesem Buch nur die Grundlagen lernen, nichts Komplizierteres. Ein bißchen Levitation, ein bißchen Illusion, einfache Schutzzauber, die bloß dazu taugen, weiche, runde Gegenstände abzuhalten …«
    »Hervorragend. Wenn wir das nächste Mal in eine Puddingattacke geraten, werde ich mich viel sicherer fühlen, weil ich bei dir bin!« höhnte Scandal. »Nicht, daß du mich noch allzu lange in deiner Gegenwart dulden wirst.«
    »He! Ich dachte, du würdest doch bloß bei mir solange herumhängen, bis du einen Rückweg in deine eigene Welt gefunden hast.«
    Verlegen wandte Scandal den Blick ab. »Ndrsbrlgt.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich habe es mir anders überlegt!« schrie mir die Katze ins Gesicht. »Was ist los, brauche ich dafür eine Genehmigung, oder was?
    Diese deine Welt gefällt mir nun mal, okay? Sie ist sehr viel sauberer und ruhiger als mein alter Tanzboden, und ich brauche nicht mein halbes Leben in der Sorge herumzulaufen, von irgendeinem Toyota zerquetscht zu werden.«
    »Wer ist denn Toyota?« wollte ich wissen.
    Er schlug die Vorderpfoten übereinander.
    »Willst du wirklich nicht mehr gehen,« fragte ich.

    »Nö. Dieser Laden ist echt cool. Mutter Krötenhauch hat mir erzählt, daß ihr hier keine richtig großen Hunde habt.«
    »Die hatten wir mal«, räumte ich ein. »Aber sie sind ständig in die Sümpfe abgehauen und wurden dort von den Schleimwürmern gefressen.«
    »Na, Katzen sind jedenfalls schlau genug, sich von Sümpfen fernzuhalten. Ja, das ist ein Leben!« Er streckte sich, bis ich die feinen Streifen auf seinem Bauch erkennen konnte.
    »Kein Wagen, keine Hunde, einfach nur Frieden und Ruhe und …«
    »Tötet die Hexe!«
    »… und gelegentlich mal eine Hexenjagd.« Bei dem vertrauten Ruf sprang Scandal auf die Beine. »Schauen wir uns den Spaß mal an.«
    Wir ließen uns Zeit damit, um das Hexenhaus zu schlendern. Wir waren mittlerweile schon eineinhalb Wochen bei Mutter Krötenhauch, lange genug, damit Mysti vollständig genesen konnte und ich mit meinen Studien weiterkam. In dieser Zeit hatten wir uns an die Käseburger Hexenjagden gewöhnt, die ungefähr alle drei Tage stattfanden, gerade häufig genug, um Mutter Krötenhauch mit einer frischen Ladung von Edelmann Bobbos Teilchen zu versorgen.
    (Es gab sogar mal eine Ein-Mann-Hexenjagd, als der Oberdorftrottel Evvon etwas Hautwasser brauchte, bevor er um die Hand der Dorftrottelin des nahe gelegenen Sumpton anhielt. Er stand draußen vor Mutter Krötenhauchs Tür und rief: »Tötet die Hexe!« und fuchtelte ganz allein mit seinem Mop herum, eine volle Stunde lang, bis ihn endlich jemand bemerkte. Später hörten wir dann, daß die Trottelin von Sumpton ihn abgewiesen hatte. Sie sagte, sie sei zwar doof, aber nicht verrückt.) Das Ganze war für uns inzwischen schon ein alter Hut.
    Scandal und ich wußten also, daß es keinen Grund zur Eile gab. Eine Hexenjagd ging erst dann richtig los, wenn der Singsang »Tötet die Hexe!« aufhörte und dem schlichten Ruf »Töten! Töten! Töten!« wich.
    Wir kamen gerade um die Hüttenecke, als ich jemanden rufen hörte:
    »Hängt sie!«
    Abrupt blieb ich stehen. »Da stimmt etwas nicht. sagen sonst nie, wie sie die Hexe töten wollen.«
    »Verbrennt sie!« ertönte ein weiterer Ruf, wie um mich zu bestätigen.

    »Bist du sicher, daß du nicht ein bißchen überreagierst, Chef?« fragte Scandal, während er mit seinen Krallen an mir zupfte.
    »Näht sie in einen Sack mit diesem verfluchten Oktopus und schmeißt sie in den Staunehuschteich!« dröhnte eine dritte Stimme.
    Das genügte Scandal. »Hoppla! Wenn sie so genau werden, dann meinen sie es auch! Was ist da los?«
    »Psssst!« Ich bedeutete ihm, still zu sein, während ich um die Ecke spähte.
    Die Dorfbewohnermeute hatte sich vor dem Hexenhaus versammelt wie immer, angeführt von den drei Dorftrotteln, doch anstelle von Mops hielten sie nun Schabehaken und Sicheln und Sensen in den Händen sowie alle möglichen scharfkantigen Feldgeräte. Die Frauen hatten Scheren dabei, und eine von ihnen - wahrscheinlich die Dorfschullehrerin - fuchtelte mit einem häßlich aussehenden Lineal, an dem noch alte Blutflecken klebten.
    Mutter Krötenhauch stand auf ihrer Türschwelle, umschwärmt von Kröten, und musterte den Mob so gelassen, als sei alles beim alten.
    Grym, Mysti und Norris waren weit und breit nicht zu sehen. Ich vermutete, daß sie noch im Hinterzimmer waren und auf die Seifen aufpaßten. Eine Hexenjagd war schließlich nichts,

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