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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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bekommen, wofür er euch bezahlt hat.«
    Mit einem Kopfrucken wies ich in Zoltans Richtung. »Hier stehe ich nun. Ihr könnt den Köder wieder freilassen.«
    »Nicht, wenn euch euer Leben lieb ist!« brüllte Zoltan die Trottel an.
    »Das ist nicht der Rattenklopper, den ich einmal kannte. Er hat sich irgendwie verändert, seit er den furchterregenden Wald von Euw betreten hat. Das gefällt mir nicht. Bewacht die Hexe und haltet etwas Scharfes an ihren Hals. Diese Situation bedarf möglicherweise einiger Überlegung.« Er trat einen Schritt zurück und nahm eine nachdenkliche Pose ein.
    »Laßt sie los«, wiederholte ich, »sonst sind für euch ein paar Beerdigungen fällig.«
    Mutter Krötenhauchs Buch behandelte das Thema Vernichtung deiner Feinde (Grundstufe, Mittelstufe, Oberstufe und Partytricks) erst im zwölften Kapitel. Ich war bisher erst bis zum fünften gekommen, hatte aber sehr gute Ergebnisse mit dem Kapitel über Illusionen erzielt. Scandal war ins Hexenhaus gelaufen, um Hilfe zu holen, aber bis zu seiner Rückkehr mußte ich Zoltan aufhalten. Ich führte die Aufwärmübungen durch, um meine Magik wissen zu lassen, daß ich sie bald brauchen würde; dann formte ich die Hände zu Schalen, ließ die Finger zappeln wie einen Haufen Würmer und sagte:
    »Morganatischerdithyrambus!«
    Es war ein sehr hübscher Drache, doppelt so hoch wie Mutter Krötenhauchs Hütte. Besonders stolz war ich auf die roten Hörner und die goldenen Schuppen. Er stieß ein leises, höfliches Gebrüll hervor.
    (Im Buch stand, daß gerade die kleinen Details wie Farbe und Ton den eigentlichen Unterschied zwischen einer guten Illusion und einer Massenpanik auf dem Marktplatz ausmachen.) Der Drache senkte den Kopf und musterte die Menge beiläufig, wie eine Dame, die sich gerade ihre Lieblingspraline aus einer Schachtel aussuchte. Der Dorfmob explodierte mit Gekreisch und Geschrei, Fräulein Cosh tobte, daß der Drache nicht die Pranke gehoben hätte, bevor er losbrüllte, und einen mit dem Lineal auf die Krallen kriegen würde, wenn er das noch mal versuchte.
    »Kennt ihr denn gar keinen anderen Ort, an dem ihr jetzt viel lieber wärt?« fragte ich die Trottel, die immer noch Mutter Krötenhauch festhielten. Ihre Münder standen sperrangelweit offen, als sie den Drachen angafften, aber sie liefen nicht davon. Ich überlegte mir, sie ein wenig dazu zu ermuntern. »Die Bestie ist hungrig. Sehr hungrig.
    Ich glaube nicht, daß sie aufhören wird, nachdem sie einen von euch verputzt hat.«
    »Rührt euch nicht vom Fleck!« befahl Zoltan. »Seht ihr denn nicht, daß das Untier nur eine Illusion ist?«

    Wot fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Äh …Nein, Herr.
    Sieht mir doch ziemlich echt aus.« Er ließ Mutter Krötenhauch los und jagte wie ein Armbrustbolzen durch die Menge davon.
    Ich ließ den Drachen wieder losbrüllen. Das entschied die Sache für Lorrinz, der sofort seinem Bruder hinterherjagte, schneller als eine eingefettete Lamprete durch einen Abfluß.
    Ein großer Teil der Menge schloß sich ihm an, alle funkelnden Sensen und Sicheln und Schabehaken zurücklassend.
    Zoltan fluchte, dann atmete er tief ein, bereitete sich darauf vor, seine Kräfte zu entfesseln. Was immer er im Schilde führen mochte, es würde etwas Besonderes werden, etwas wirklich Bösartiges, sonst hätte er nicht so viel Aufwärmzeit gebraucht. Wie ich Zoltan kannte, würde er seinen Zauber kaum gegen mich richten.
    Höchstwahrscheinlich würde er Mutter Krötenhauch ins Visier nehmen. Irgendwie hatte er mich bis zu ihrem Haus verfolgt und herausbekommen, daß sie mir behilflich war. Und alle meine Freunde waren für ihn nur Freiwild.
    Weshalb brauchte Scandal nur so lange? Ich mußte noch den letzten Mann verscheuchen, der Mutter Krötenhauch gerade festhielt, und das mußte ich schaffen, bevor Zoltan genug Kraft aufgebaut hatte, um diesen großen Zauber loszulassen. Ich glaube, ich bin in Panik geraten, denn wahrscheinlich habe ich es etwas übertrieben. Als erstes ließ ich die Zähne des Drachen immer länger und spitzer werden; sie schienen schon beim bloßen Zusehen zu wachsen. Dann gab ich noch etwas Sabber hinzu - lange, schlürfende Fäden, die dem Ungeheuer aus den Lefzen troffen. Die Augen des Drachen verwandelten sich von Schwarz in glimmendes Blutrot. In seinen Klauen erschienen Stücke von triefendem Fleisch. Aus seinem Schwanz sprossen Stacheln. Dann gab ich noch eine Kette aus menschlichen Totenschädeln dazu.
    Als ich als

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