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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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hinzufügte:
    »Und der erste, der Paps erzählt, was ich hier tue, bekommt die gesammelten Werke von Raptura Eglantine genau dorthin, wo die Sonne …«

    »Ich sage kein Wort«, versprach ich. »Ich habe schon genug Probleme, da brauche ich nicht noch die Petze zu machen.«
    »Probleme?« Lucys Blick fuhr von mir zu Mysti und Grym hinüber.
    »Ich verstehe«, sagte sie. Das tat sie aber nicht, und sie bewies es auch gleich. »Also, Kendar, nur weil deine Frau eine wahnsinnige, glorreiche, allesverzehrende Leidenschaft für diesen Mann zu empfinden scheint …«
    »Tue ich das?« fragte Mysti verwundert.
    »Tut sie das?« fragte Grym bestürzt.
    »… heißt das noch lange nicht, daß sie dich, ihren treuen Ehemann, nicht lieben würde. In Wirklichkeit tut sie das nämlich nur, um dich eifersüchtig zu machen.«
    »Ach ja? Das tue ich?« Mysti blickte mich an. »Und, funktioniert es denn?«
    »Schon bald wirst du von diesem Spiel bis an den Rand der Verzweiflung getrieben sein«, stürmte Lucy weiter.
    »Dein Mißtrauen wird dich so lange zerfressen, bis du schließlich eine Szene zu Gesicht bekommst, die dir die Seele im Leib zerreißen wird: Deine Frau! Dein bester Freund! Gemeinsam ertappt in einer Umarmung von brennendster Begierde!«
    »He, ich bin sein bester Freund, und ich habe bloß einen kleinen Katzenschlummer auf ihren Knien gemacht«, wandte Scandal ein.
    »Mit mir ziehst du jedenfalls nicht die alte Schiebedachs-Nummer ab.«
    Lucy hörte ihn gar nicht. Ihr Gesicht war wie verwandelt, es leuchtete in einem seltsamen Strahlen. Sie befand sich ganz eindeutig in der Gewalt einer Macht, die noch größer war als jede Magik.
    »Mit gebrochenem Herzen wirst du den Blick von ihren schlanken, milchweißen Armen abwenden, wie sie seinen mächtigen, sonnengebräunten Hals umschlingen; von ihren weichen Lippen, die sich gegen die seinen pressen in einem Kuß, dessen tosendes Feuer sie bis ins Mark zu verzehren scheint!«
    Grym stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Curio ging zu ihm hinüber und sagte: »Manchmal wird sie eben so.
    Ich kann gar nicht erwarten, wie der Deckel dazu aussehen wird. Hier, nimm doch auch etwas Öl.«
    »Aber ich habe doch überhaupt niemanden geküßt!« jammerte Mysti.
    »Jedenfalls schon seit langer, langer Zeit nicht mehr, und ganz bestimmt nicht Grym.«

    Es spielte keine Rolle, was sie sagte. Meine Schwester war in ihre eigene Welt entwichen. Ihre Röcke und langen Ärmel wirbelten um sie herum, als sie sich in Pose warf, gestikulierte und zwischen mir und Mysti hin und her lief. »Du brichst in Tränen aus und stürzt aus dem Raum. Sie verfolgt dich, ruft dich beim Namen, schwört bei allem, was ihr lieb und teuer ist, daß es nur eine Finte war, um dich dazu zu bewegen, sie doch zu beachten. Taub für ihr Flehen, geblendet von deinen Tränen, paßt du nicht auf, wohin du trittst, und stürzt von den Zinnen der Burg.«
    »Welche Burg?« wollte ich wissen. »Welche Zinnen?«
    »Du stürzt in den Graben!«
    »Welcher Graben? Ich denke, wir haben gar keinen Graben!«
    »Aber als du gerade im Begriff bist, zu ertrinken, ihren treulosen, doch angebeteten Namen auf deinen Lippen, springt sie hinein und rettet dich, ja, findet bei dem Versuch beinahe selbst den Tod. Du nimmst sie in deine Arme und blickst ihr in die Augen. Das Feuer ungezügelter Liebe - das schon seit langem unter der dünnen Fassade einer höflichen Vernunftehe geglüht hat - bricht plötzlich an die Oberfläche, in einem überwältigenden Schwall brausender Zärtlichkeit, der dich völlig überrascht und euch hinwegspült auf den Gipfeln einer donnernden Woge nach der …!« Abrupt brach sie ab.
    »Mach weiter, mach weiter!« bat Mysti.
    Lucy schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das funktioniert nicht. Es muß andersrum sein, der Mann muß die Frau retten.«
    »Warum das denn?« Mysti wirkte verärgert.
    »Weil es immer der Mann ist, der die Frau rettet«, warf Milkum ein.
    »Und genau das hat das Publikum bisher immer gekauft, da dürfen wir es doch nicht enttäuschen, oder?«
    »Da wir gerade beim Retten von Frauen sind«, sagte ich, »genau das ist mein eigentliches Problem.« Ich erklärte meiner Schwester alles über Mutter Krötenhauch und Zoltans Drohungen. Sie machte einen enttäuschten Eindruck.
    »Dann willst du sie also aus Paps’ Verlies befreien?«
    »Ich möchte schon, aber das kann ich jetzt nicht mehr«, antwortete ich. »Nachdem Zoltan dafür gesorgt hat, daß Evvon sicher in der Hauptstadt

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