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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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ich alle diese Liebesszenen schreiben kann, muß ich sie erst einmal ausleben.« Dann lachte sie mich aus. »Ach, nun sei doch nicht so dumm! Curio steht nur Modell für die Bilder.«
    »Welche Bilder?«

    »In meinen Büchern. Auf meinen Büchern. Milkum hat ja viele Talente, aber was die Malereien betrifft, kann er nicht mal einen Vertrag abzeichnen. Wenn also die Zeit gekommen ist, So stürmisch war mein Freibeuter zu illustrieren …
    »Der jüngste Knaller von Raptura Eglantine«, warf Milkum ein.
    »… heuert er einen Künstler aus der Straße der Verhungerten Illuminatoren in Gladderadatsch an, Curio steht Modell - und schon ist alles fertig. Als du hier hereingestürzt kamst, habe ich Milkum gerade mit Curio die Szene vorgeführt, die meiner Meinung nach auf dem Buchdeckel am besten aussehen würde. Begreifst du jetzt?«
    »Was ich begreife, ist folgendes: Wenn Paps das herauskriegt, wird er dem Begriff Knaller eine völlig neue Bedeutung verleihen.« Ich wandte mich an Milkum. »Ich hoffe, du kannst schwimmen, denn mein Vater wird dich in den Graben schmeißen.«
    »Kendar, wir haben doch überhaupt keinen Graben auf Gut Uxwutsch«, wandte Lucy ein.
    »Dafür wird Paps glatt einen bauen.«
    »Deine Familie sollte sich eigentlich geschmeichelt fühlen«, protestierte Milkum. »Hast du nicht gehört, was ich sagte, daß selbst der König auf seiner Burg in Gladderadatsch Raptura Eglantine verehrt? Er hat sogar darauf bestanden, daß wir den Namen unseres Verlags ändern, um seine königliche Förderung zu dokumentieren.«
    »Und wie lautet der?«
    »Burg-Verlag, der Verlag mit der königlichen Zinne.«
    »Du wirst es Paps doch nicht sagen, oder, Kendar?« flötete Lucy.
    »Ich weiß nicht.«
    Die Miene meiner Schwester trübte sich. »Na schön, dann sag es ihm doch, wenn du darauf bestehst. Und dann kannst du ja einfach davonspazieren. Du mußtest ja nicht dein ganzes Leben in diesem Haus zubringen, um auf irgendeinen kinnlosen Macker mit einem Haufen Landbesitz zu warten, der dich heiratet. Ach, und glaub bloß nicht, daß die mich fragen werden, ob ich den kinnlosen Macker überhaupt heiraten will oder nicht. Wenn er genug Land hat, werden Papi und Mami schon dafür sorgen, daß ich ihn will. Sonst setzt es etwas.«
    »Sie können dich nicht zu einer Heirat zwingen.«
    »Ach, können sie nicht?« Lucys Augen blitzten. »Wenn ich nicht heirate, sitze ich hier fest bis in alle Ewigkeit. Es ist nicht besonders schwer, einem Gefangenen zu sagen, er soll etwas Geduld haben, wenn du auf der anderen Seite der Gefängnismauer stehst. Du konntest wenigstens weg, auf die Schule. Du machst dir überhaupt keine Vorstellungen, wie langweilig das ist, hier auf dem Land zu leben, wo man all diese gesunden Dinge tun kann. Mir wird schon ganz übel, wenn ich nur an gesunde Dinge denke. Als Mädchen kann man nur eine bestimmte Zahl von Blumen pflücken, bevor man durchdreht.«
    »Da sagst du was!« stimmte Mysti ihr unaufgefordert zu.
    Sie verließ ihren Posten an der Tür und setzte sich neben Lucy aufs Bett. »Und wenn du ihnen dann sagst, daß du es leid bist, Butterblumen zu pflücken, und daß du zur Abwechslung mal was Interessantes tun willst, dann sagen sie zu dir: »Warum gehst du nicht hinaus und tollst ein wenig über das Gras und tanzt und singst mit den sanften Waldwesen?<, stimmt’s?«
    »Völlig, bis auf den Teil mit den sanften Waldwesen«, antwortete Lucy. »Inzwischen haben Basehart und Papi die meisten von denen schon umgelegt.«
    »Das Singen fand ich immer am schlimmsten«, beklagte sich die ehemalige Welfie. »Ich durfte nie etwas mit Text singen. Es war immer nur dideldummi und dideldummdei, bis meine Zunge schon ganz pelzig war von Zuckerglasur.«
    »Wenigstens hat man dich nicht dazu gezwungen, Laute zu spielen.«
    Lucy zog ein Gesicht, als hätte sie in eine Kakerlake gebissen. »Die Laute und die Harfe, weil das die schicklichen Instrumente für eine Dame sind. Plimm-plimm-plumm, plimm-plimm-plamm, bis du am liebsten eine der Saiten abreißen und jemanden damit erwürgen würdest. Einmal habe ich gefragt, ob ich nicht Trompetenunterricht nehmen könne. Mami bekam plötzlich eine ganze Woche lang Kopfschmerzen, und Paps sagte einfach: nein.«
    »Ich wette, Sticken mußtest du auch lernen.«
    Lucy nickte. »Der nächste, der mir eine Nadel in die Hand drückt, bekommt sie postwendend zurück, aber mit der Spitze nach vorn.« Sie ließ ihren Blick zu mir hinüberschweifen, während sie

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