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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Ist das alles?«
    »Nun, da wäre noch eine Klitzekleinigkeit.« Der König beugte sich vor und flüsterte: »Was soll ich mit dem da tun?«
    Er wies mit einem Kopfnicken zu Zoltan hinüber.
    Mein früherer Schulkamerad stand an einer Seite der Plattform und trug eiserne Handschellen. Sein altes, selbstzufriedenes Lächeln war verschwunden. In einem Antlitz, das so voller Haß war wie seins, gab es keinen Platz dafür.
    Der König hatte zwei seiner Männer abgestellt, ihn zu bewachen. Sie sahen nicht besonders glücklich aus. Sie hätten auch gern etwas von den Quarkschnitten abbekommen.
    Was sollte man mit Zoltan machen? Ich hatte nicht die leiseste Vorstellung, aber ich wäre jede Wette eingegangen, daß jemand wie Grym oder Mysti gesagt hätte: »Bring ihn um.«
    Oder jemand wie Scandal: »Mach ihn ganz tot.«
    »Nettes Kätzchen«, sagte der König. »Das hast du mir schon einmal gesagt.«
    »Darauf kannst du wetten«, erwiderte der Kater. »Aber ich sehe nur, daß er immer noch Sauerstoff verschwendet.«
    »Bisher habe ich noch nie die Hinrichtung eines Zauberers anordnen müssen.« König Steffan war besorgt. »Außer deiner, Meister Kendar, und da war ich nicht ich selbst. Ich weiß nicht, ob ich ihn töten lassen sollte, mußt du wissen. Im allgemeinen kümmere ich mich um meine Angelegenheiten und die Zauberer um ihre. Es wäre nicht tunlich, den Rat der Zauberer zu verärgern.«

    In diesem Punkt mußte ich ihm zustimmen.
    »Wo soll denn da ein Problem sein?« hakte Scandal nach.
    »Hör mal, Zoltan ist ein fauler Apfel. Leg ihn erst um; und wenn dieser Rat auftauchen und sagen sollte, daß du etwas Falsches getan hast, sagst du ganz einfach: >Ach wie peinlich! Mein Fehler. Aber für so was gibt es ja die Radiergummis an den Bleistiften.< Dann drückst du eine fette Spende für das Heim für Zauberer im Ruhestand ab, und alle sind glücklich.«
    »Alle, die noch am Leben sind, sind glücklich«, berichtigte ich ihn.
    »Scandal, du kennst die Zauberer nicht.«
    »Ich soll die Zauberer nicht kennen? Ha! Mit wem bin ich denn die ganze Zeit zusammen, seit ich in dieses kreiselnde Irrenhaus geraten bin?«
    »Also gut, dann kennst du eben den Rat der Zauberer nicht«, stellte ich klar. »Das sind elf der ältesten, klügsten, scharfsinnigsten, hinterlistigsten, strengsten, geizigsten, gnadenlosesten …«
    »Vergiß die feschen Kutten nicht«, sagte der Kater und stellte plötzlich die Ohren auf.
    »Was?«
    »Dreh dich mal um.«
    Das tat ich - gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie meine Schwester Lucy elf weißbärtigen Zauberern in silbergesprenkelten schwarzen Kutten ein Tablett mit Quarkschnitten darbot. Sie waren ohne jede Vorwarnung auf der Wiese vor Gut Uxwutsch erschienen, nicht einmal von einem Rauchwölkchen oder einem leisen Donnergrollen begleitet. Wenn man als Zauberer Mitglied des Rats ist, braucht man nicht anzugeben oder irgend etwas zu beweisen.
    Dann fürchten die Leute einen schon aus Prinzip.
    Die Ratsmitglieder verputzten jeweils drei Brote und vier volle Tabletts mit Keksen, bevor sie auch nur näher traten, um dem König die Ehre zu erweisen. Paps schnappte fast über, als er den Dienern befahl, Stühle für die Zauberer herbeizuschaffen. Die Diener befolgten die Befehle nicht allzu gründlich. Erinnert ihr euch noch, daß sie sich im Weinkeller versteckten? Na ja, da hatten sie sich nicht nur versteckt.
    Einer der Zauberer, ein Magus namens Meister Walpole, musterte mit kaltem Blick den Melkschemel, den unser Diener Gunderslot ihm anbot. Die Nase des armen Gunderslot war so rot wie eine Blutrose, sein Blick war schwammig, er schwankte hin und her wie ein Rohr im Wind und hatte gerade einen schlimmen Schluckauf.
    »Stuhl?« fragte er mit matter Stimme und streckte dem Zauberer den Schemel entgegen.
    »Wenn du darauf bestehst«, sagte Meister Walpole, und schon wurde Gunderslot in einen großen blauen Armsessel mit massenweise Kissen verwandelt. Mit zufriedenem Seufzen nahm der Zauberer darauf Platz und sagte: »Ein Fußschemel wäre angenehm. Sind in der Nachbarschaft irgendwelche Kinder übrig?«
    Als alle Ratsmitglieder Platz genommen hatten, befahl ihr Anführer, Meister Giftnatter, Stille. Er brauchte es kein zweitesmal zu sagen!
    »Der Rat der Zauberer ist ordentlich versammelt. Ich halte hier in der Hand einen Brief, der mir von König Steffan dem Gutgenugen übersandt wurde.« Meister Giftnatter ließ den Brief hoch in der Luft flattern, weit über das Dach von Gut Uxwutsch

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