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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Mich deucht, daß derlei Gesten doch nur zum Scheine dienen, die Arglosen zu beeindrucken.«
    »Im Buch steht, wenn man Magik benutzt, dienen die Worte dazu, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und die Gesten sollen ihr zeigen, was sie tun muß.«
    »Ein schlichter Barbar bin ich gar nur, doch mir erscheint’s, daß ihr Zauberer nach so vielen Jahrhunderten euch ruhig eine etwas wirkungsvollere Weise des Umgangs mit dieser Macht hättet ergrübeln können, auf die ihr euch so sehr verlaßt.«
    »Eine Macht …« Ich dachte darüber nach. »Ich glaube, es steckt noch mehr hinter der Magik als das.«

    »In der Tat? und was mag das sein?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich würde es doch ganz gern etwas eingehender studieren.«
    »So mögen die Götter dir einen raschen Verstand gewähren, denn mich dünkt, daß deine Gelegenheit zur Weiterbildung die Länge dieses Stricks nicht übersteigt.«
    Ich beschloß, ihn nicht daran zu erinnern, daß man mich dank meiner Magik gar nicht umbringen konnte. Es war schon schlimm genug, daß Grym überhaupt sterben mußte, da brauchte ich es ihm nicht noch schwerer zu machen.
    »Könige!« schnaubte Scandals Wachsoldat. »Schaut ihn euch an, wie er da oben rumhockt, ganz allerliebst, als hätte er keine einzige Sorge auf der Welt, während wackere Soldaten gezwungen sind, sich scheußlichstem Mief auszusetzen beim Kampf gegen diese Wildkatze auf dem Balkon.«
    »Wenn ich diese verdammte Schlinge nicht um den Hals hätte, würde ich dir mal zeigen, was eine richtige Wildkatze so alles kann«, zischte Scandal.
    »Ha! Es ist nicht gerecht, uns das alles in die Schuhe zu schieben.
    Willst du mal meine Meinung hören? Ich würde sagen, der wartet bloß darauf, daß sich das Problem von allein erledigt!«
    »Das da ist meine Schwester«, sagte ich. »Die wird sich nicht von allein erledigen.«
    »Und ein hüsches, lebhaftes Mädchen dazu, junger Mann. Aber selbst in einem Haus von dieser Größe wird ihr früher oder später die Munition ausgehen, und das ist auch der Zeitpunkt, da ihr hängen werdet. Eine Schande ist das!«
    »Du würdest uns freilassen?«
    »Ich würde euch hängen. Aber schnell und schmerzlos!
    Wenn unser König noch länger auf seinem königlichen Hinterteil sitzenbleibt, wird er die ganze Hinrichtung noch glatt vergessen, erinnert euch an meine Worte. Dann werdet ihr auf diesen spitzhornigen Ponys hocken, bis Orbix das nächste Mal die Gestalt wechselt.«
    »Vielleicht sollte jemand ihn an uns’re Gegenwart gemahnen«, schlug Grym vor.

    »So durcheinander, wie der ist?« Der Wachsoldat lachte sarkastisch.
    »Es braucht mehr als ein paar höfliche Worte ins haarige königliche Ohr, um diesen gekrönten Kuckuck an irgend etwas zu erinnern.«
    »Das ist es!« rief Scandal und machte einen plötzlichen Satz, daß er beinahe den Halt auf dem Soldaten verloren und sich selbst ohne königliche Lizenz aufgehängt hätte. »Das ist wie bei Amnesie! Das muß es sein! Wenn jemand im Fernsehen einen Schlag auf den Schädel verpaßt kriegt und sein Gedächtnis verliert, braucht er immer nur einen neuen Schlag, um seine Erinnerungen zurückzubekommen!
    Was wir tun müssen, ist, König Steffan ordentlich eins auf die Birne zu geben, dann erinnert er sich wieder daran, daß er Mutter Krötenhauch begnadigt hat, uns ziehen lassen wollte und Grym sein Anwalt geworden ist, während Zoltan seinen Tritt in den Hintern kriegt. Der Schock, das ist das Geheimnis.«
    »Gute Idee!« sagte Basehart begeistert.
    »Großartige Idee«, sagte ich mit etwas geringerer Begeisterung. »Und wie sollen wir das tun?«
    Wir tauschten Blicke aus. Wir waren hier, und der König war dort.
    Unsere Hände waren gefesselt. So viel zu diesem Thema.
    »Blödmänner«, brummte Scandals Posten. »Selbst wenn ihr es könntet, würdet ihr euch damit doch nur weiteren Ärger einhandeln.
    Es ist und bleibt ein Kapitalverbrechen, Königen eins auf den Kopf zu geben, ob sie es nötig haben oder nicht.«
    Scandals Schnurrbarthaare sackten herab. »Ach, Mist«, sagte er.
    »Nicht doch, Lieber«, tröstete Mutter Krötenhauch ihn.
    »Es hätte sowieso nicht funktioniert. Als du davon gesprochen hast, dem König einen Schlag zu verpassen, um sein Gedächtnis wiederherzustellen, hast du gleichzeitig meinem eigenen auf die Sprünge geholfen. Imaginesie ist anders als Amnesie. Da hilft ein Schlag auf den Kopf überhaupt nichts. Die wahren Erinnerungen im Geist des Königs sind durch falsche vertrieben worden. Wir müßten schon

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