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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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zwinkerte. »Ich dachte, du hast gesagt, du willst den Kram nicht haben. Ich versuchte doch nur, dir einen Gefallen zu tun, alter Freund und Kupferstecher. So ähnlich wie letzte Nacht, erinnerst du dich? Oder sagen dir die Worte >extra kroß< überhaupt nichts? Ach, wie vergeßlich die Welt doch ist!«
    Er hatte recht. »Ich bin dir einen Gefallen schuldig«, räumte ich ein.
    »Du bist mir gleich mehrere Gefallen schuldig, aber wer wird da schon so kleinlich sein und Erbsen zählen?«
    »Also schön, ich bin dabei.« Inzwischen standen zwei der kleineren Sonnen hoch am Himmel, während eine weitere gerade aufging und die große noch hinter dem Horizont verborgen lag. Das Licht warf beunruhigende Schatten auf den Totenschädel, die mich an höchst beunruhigende Möglichkeiten denken ließen. »Äh, Katze? Die anderen Zauberer …
    die sind ziemlich sauer auf mich.«
    »Ich wette, du hast recht.« Der Kater wirkte unbekümmert.
    »Diese anderen Stücke von Meister Thengors Magik … die könnten irgendwo sein.«
    »Alles muß immer irgendwo sein, Hautgerippe.«
    »Ich weiß nicht, wie weit wir reisen müssen, bis wir den Rest der Magik gefunden haben oder bis wir einen Zauberer finden, der mir nicht den Tod wünscht.«
    »Reisen soll ja den Horizont erweitern.«
    »Ich bin noch nie irgendwo anders gewesen als zu Hause und hier auf der Akademie.«
    »Wie! Willst du etwas behaupten, daß dein ganzer Charme, dein Witz und deine Kultiviertheit ganz allein auf deinem eigenen Mist gewachsen sind? Wahrlich, es geschehen noch Zeichen und Wunder!«
    »Katze … möglicherweise klappt nichts von alledem.
    Unterwegs sein, das ist gefährlich, vor allem wenn wir nicht wirklich wissen, was uns dort erwartet.« Dazu könnte ich euch ein paar passende Geschichten erzählen! schien der Schädel zu sagen. Fiese Geschichten.

    »Vielleicht-…«, fuhr ich fort, »vielleicht sollten wir die Dinge lieber nehmen, wie sie sind. Wenn meine Magik mich im Wachzustand beschützt, könntest du mich ja bewachen, während ich schlafe, dann könnten wir beide sicher bis zum Haus meiner Eltern kommen. Meine Mutter würde dir gern ein Zuhause hier auf Orbix geben. Das wäre doch gar nicht so schlecht.«
    Der Kater warf mir einen komischen Blick zu. »So seltsam dir das auch erscheinen mag, Chef, aber ich habe nicht das leiseste Bedürfnis, fremde, neue Welten zu erforschen, um daselbst neues Leben und neue Zivilisationen zu entdecken.«
    »Nicht?« Meine Miene sackte in den Keller. Reingefallen!
    »Nicht, wenn es hier keine anderen Katzen gibt, denen ich davon erzählen kann. Weibliche Katzen, meine ich. So ein Miezekater fühlt sich schnell einsam.«
    »Ist das dein Name?« fragte ich. »Miezekater?«
    »Nee, nee. Pussy war mein Sklavenname. Nenn mich Scandal«, sagte der Kater. »Nichts kommt schneller von der Stelle, nichts kann mich aufhalten, und ich werde dir alles erzählen, was du wissen mußt.
    Leckst du mein Ohr, leck’ ich deins.«
    Ich stieß ein ersticktes Geräusch hervor.
    »Lust auf ‘ne kleine Schunkelnummer?« fragte er fröhlich.
    »Nein, danke. Könnten wir uns nicht statt dessen einfach die Hand geben?«
    Er lachte. »Rattenklopper, für dich besteht ja doch noch ein Rest von Hoffnung! Und jetzt mal zum Thema Frühstück …«

KAPITEL 7
    Es war schon fast Mittag, als wir schließlich aus dem Labyrinth herausfanden. Wenigstens vergeudeten wir unsere Zeit nicht damit, hilflos umherzuirren oder ständig in irgendwelche Sackgassen zu laufen. Der Kater erzählte mir, daß er mich gefunden hatte, indem er meine Witterung verfolgte, und so brauchten wir nur unserer beider Witterung nachzugehen, um wieder hinauszugelangen.
    »Kein Problem«, meinte er. »Jedenfalls nicht für mich.«
    Die drei kleinen Sonnen der gegenwärtigen Inkarnation von Orbix waren wie kleine rote Perlen über den Himmel verteilt, und die große Sonne stand fast senkrecht über uns, als Scandal mich zu der letzten Schneise im Frohbeerengestrüpp führte.
    »Das muß wirklich das größte gottverdammte Labyrinth seit dem Pentagon sein!« fluchte er kopfschüttelnd. »Ich hab’ schon geglaubt, mir würde gleich die Nase abfallen, bevor ich uns hier rausbugsiert habe.«
    »Ich glaube, es ist eher nach dem Prinzip eines Oktagons als nach dem eines Pentagons angelegt«, warf ich ein.
    »Jedenfalls sieht es so aus, wenn man es von den Palasttürmen aus betrachtet.« Gerade wollte ich den Fuß heben, um den letzten Schritt hinaus in die gesegnete Welt vor den

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