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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Frohbeerensträuchern zu tun.
    Es ist allerdings ziemlich schwierig, den Fuß zu heben, wenn sich eine große Katze mit allen vieren daran festklammert und ihn beschwert.
    »Was tust du da?« zischte Scandal.
    »Ich dachte, es wäre ganz nett, hinauszugehen.«
    »Ha-ha-ha-ha-ha. Hö-hö-hö, Schlaumeier. Hast du nicht eine Kleinigkeit vergessen?« Ich grübelte darüber nach.
    Nach kurzer Zeit - ja, nach äußerst kurzer Zeit - schnaubte er. »Nie die ganze Munition auf einmal verschießen, Hautgerippe. Ich meine deinen alten Spielgefährten.«
    »Zoltan?« Ich lächelte. »Der soll nur kommen! Meine Magik wird mich schon beschützen.«
    »Glaubst du etwa, das weiß der nicht?« Scandal ließ sich von meinem Bein herabplumpsen und ging auf dem grasbewachsenen Weg auf und ab. »Deshalb hat er doch überhaupt nur gewartet, bis du eingeschlafen warst, erinnerst du dich?
    Herrje, das wäre doch der reinste Segen, wenn der genauso dämlich wäre wie du und tatsächlich versuchte, uns einen reinzuwürgen. Dann könnte die Magik ihm eins überbraten, und wir könnten sicher sein, daß er außer Gefecht ist, denn …«
    »Was soll das heißen, >wenn er genauso dämlich wäre wie…    »Halt’s Maul, ich denke gerade nach.« Scandals gestreifte Rute zuckte noch schlimmer als die Spitze von Meister Benidorms Hut.
    »Wenn er immer noch in dem Palast ist, oben auf einem der Türme, dann beobachtet er wahrscheinlich das Gelände, um festzustellen, in welche Richtung wir davonlaufen.« Er blieb stehen und musterte den Palast. »Mist, das geht nicht, das geht nicht. Nicht die leiseste Chance, uns in seinem toten Winkel davonzustehlen, er hat nämlich keinen.
    Von diesen Türmen sind mindestens zwei hoch genug, um diesem Guppy dreihundertsechzig Grad Gesichtsfeld zu gewähren.«
    »Meister Thengor wußte eben immer ganz gern, wer zu Besuch kommen würde«, meinte ich. Der Kater klang ganz schön besorgt, was meine Stimmung nicht gerade hob. »Er sagte, es würde weniger Energie kosten, einen Wachturm zu besetzen, als eine Kristallkugel am Laufen zu halten.«
    »Schön, daß er so umweltbewußt gedacht hat«, höhnte Scandal. Er begann wieder auf und ab zu stolzieren. »Zoltan hält sich also bedeckt, behält aber gleichzeitig ein Auge auf uns und kann sehen, welchen Weg wir von hier aus nehmen. Danach folgt er uns, wie es ihm behagt, und wartet den passenden Augenblick ab, um zuzuschlagen.
    Der Weg ist lang und beschwerlich, die meiste Zeit hänge ich fest und muß für einen Jungen das Kindermädchen machen, der noch nicht mal mit einer Straßenkarte in der Hand aus einem geschlossenen Schrank herausfinden würde …«
    »Was für ein Junge … ?«
    »Maul halten, Hautgerippe, ich bin gerade in Fahrt. Endlich sieht der Bösewicht seine Gelegenheit gekommen! Wir schlagen das Nachtlager auf, du schläfst. Ich entferne mich ein Stück, einem Ruf der Natur folgend. Zoltan schleicht sich an, er kommt näher, immer näher …!« Scandals Rückenhaare stellten sich auf wie die Borsten eines Buschschweins. »Er prüft das Gelände, ebenso den Wind, kriegt das Freisignal, er befindet sich auf der Leeseite, kauert sich zusammen und - zzzapppp! Arrivederci, Rattenklopper.«
    Ich schluckte schwer. »Ich glaube, ich will aber nicht, daß mein arrivederci gezappt wird«, warf ich ein. »Ich weiß ja nicht mal, was das ist.«
    »Glaub mir, das willst du auch gar nicht wirklich wissen.«
    Scandal nahm Platz. »Wenn wir ihn doch irgendwie zu einem Angriff provozieren könnten. Die Schutzreaktionen deiner Magik würden ihn für eine Weile aus dem Spiel schmeißen, vielleicht sogar für immer.«
    »Ich will aber nicht, daß er stirbt.«
    »Warum nicht? Umgekehrt hätte er nicht das mindeste dagegen gehabt.«
    »Ich bin aber auch nicht Zoltan.« Ich scharrte mit dem Fuß im Gras.
    »Und ich möchte auch nie so werden.«
    »Mein Pfoten sind gebunden, Freundchen.« Katzen haben wirklich eine merkwürdige Art, die Schultern zu zucken: Sie machen es mehr mit dem Schwanz, hauptsächlich deswegen, weil sie kaum Schultern haben. »Deine Magie macht sowieso, was sie will, wann sie will und so heftig sie will, vor allem dann, wenn es darum geht, deine Haut zu retten. Wenn Zoltan dir was antun will, muß er das Risiko eben eingehen.«
    Ich blickte aus dem Labyrinth in die große weite Welt hinaus. »Wir auch. Komm, Scandal, wir gehen.«
    »Sag mal, Freundchen, ist das vielleicht ein Hobby von dir, dich taub zu stellen? Bewirbst du dich etwa um einen Platz

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