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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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in der Politik, oder so was? Du hast doch gerade gehört, was ich darüber gesagt habe, was passiert, wenn Zoltan uns verfolgt.«
    Ich beugte mich hinunter und streichelte Scandals Kopf.
    Das schien ihn zu beruhigen. »Ja, ich habe dich gehört. Aber wenn du schlau genug bist, um einen Plan zu schmieden, wie er uns als erster angreift, ist er auch schlau genug, es doch nicht zu tun. Wir könnten hier verhungern, während wir versuchen, uns eine narrensichere Möglichkeit auszudenken, ihn zum Narren zu halten.«
    Wie auf ein Stichwort fing mein Magen plötzlich an zu knurren.
    Scandals Schnurrbarthaare verzogen sich zu einem gequälten Ausdruck. »Mein Reden seit vierzehnachtzehn. Wenn wir auf Warten setzen, gewinnt er. Und dabei kann ich noch nicht einmal diese dämlichen Beeren fressen. Also schön, wir müssen raus. Dann müssen wir eben furchtbar vorsichtig sein und unseren Rücken bedeckt halten, und zwar eine ganze Weile lang.« Er trat aus dem Labyrinth, und ich folgte ihm.
    »He, wo ist er denn?« fragte er plötzlich und blieb abrupt stehen.
    »Jipps!« Ich stürzte über ihn und mußte nach Luft ringen.
    Während ich mich schmerzerfüllt wieder aufrichtete, knurrte ich:
    »Wer soll wo sein?«
    »Der Schädel Yorick, der Schädel! Dieser gespenstische Fußball, mit dem du schon rumspielst, seit ich dich gefunden habe. Geh zurück und hol ihn.« Er schlang die Rute um seine Pfoten. »Ich warte solange.«
    Ich klopfte mir das Erdreich und die Grasschnipsel vom Kittel. Ich meinte, die Schleimwürmer im Graben zu vernehmen, wie sie mich auslachten. »Wozu brauchen wir denn den Schädel?«
    »Ich hätte eben gern ein Andenken und mag nun mal keine Postkarten … Was denkst du wohl, wozu wir den Schädel brauchen?«
    Scandal spuckte aus. »Tu’s einfach.«
    Ich schüttelte zwar den Kopf, begab mich aber wieder ins Labyrinth und holte den Totenschädel. Er war nicht allzu weit vom Eingang entfernt. Wie Scandal schon bemerkt
    hatte, hatte ich ihn die ganze Zeit auf dem Rückweg vor mich hergerollt. Ich muß mich wohl gelangweilt haben; mit Sicherheit habe ich mir nichts dabei gedacht. »Da«, sagte ich und reichte ihn dem Kater.
    »Tu ihn in deine Tasche«, erwiderte er kühl.
    Ich sah nach. »Ich habe keine Tasche.«
    »Ach, welche Überraschung - keine Tasche, um etwas hineinzutun, und dabei sollen wir gerade eine wer-weißwie-lange Reise antreten.
    Und auch nichts, was man hätte hineintun können. Kein Proviant, keine Streichhölzer, kein Messer, keinen Strick, kein Wasser, keine Möglichkeit, um Wasser zu transportieren, kein Geld, keine Waffen …«
    »Ich habe immer noch meinen Stock«, konterte ich.
    »Wunderbar! Den kannst du dir ja dann gegen den Kopf kloppen, wenn du Hunger kriegst. Mal sehen, wie er dir schmeckt.«
    Ich musterte erst den Kater, dann den Schädel. »Ich glaube, ich beginne zu begreifen«, sagte ich mit einer Stimme, die vor Ehrfurcht ganz leise war. »Ich bin ein Tor.

    Die Geschichten erzählen alle von der Weisheit der Katzen, und was die Geschichten erzählen, ist wahr. Du wolltest, daß ich den Schädel mitnehme, damit ich mich immer an die Gefahren erinnere, die unser harren, und daran, daß der Mensch für die Zukunft planen sollte.«
    Scandal machte ein stotterndes Geräusch. »Hol mir meine Stiefel und die Schaufel, Muttchen, da draußen wird es langsam tief. Hör mal, Macker, ich wollte lediglich, daß du diesen Schädelknochen mitbringst, für den Fall, daß wir doch noch ein Frühstück finden. Um es nämlich daraus essen zu können. Und um daraus zu trinken. Wer weiß? Vielleicht treffen wir ja auch auf einen Schwermetallfritzen, der uns bares Geld dafür …«
    »Gepanzerte Ritter können sich ihre eigenen Schädel besorgen«, wandte ich ein.
    »Wenn ich an die ganzen Schlaumeier denke, denen ich hier bisher begegnet bin, möchte ich wetten, daß die nicht einmal ihren eigenen Hintern finden, und sei es mit beiden Händen. Komm schon, Rattenklopper, machen wir uns auf den Weg.«
    Wir schlugen den Hauptweg ein, der vom Palast fortführte. Ich hätte schwören können, daß ich Zoltans Blick spürte, wie er sich mit jedem Schritt in meinen Rücken bohrte. Trotz meiner schützenden Magik erschauderte ich bei diesem Gedanken. Bald darauf gabelte sich der Weg.
    Scandal blieb stehen.
    »Du bist hier der einheimische Führer, Bwana. Wohin des Weges?«
    »Folge mir«, sagte ich und schlug den linken ein. »Ich weiß genau, wo wir sind.«
    Das stimmte sogar. Jeder Neuankömmling auf

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