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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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aushärteten, versiegelten sie uns in einer Haut aus durchsichtigem Stein. Wir konnten zwar normal atmen, aber es gab keinerlei Bewegungsraum mehr. Ihr könnt nicht wissen, was das bedeutet, bis ich euch mitgeteilt habe, daß ich durch die Explosion der Kristallkugeln einen solchen Schreck bekam, daß ich Mysti voll in die Arme hüpfte. Und da war ich immer noch, dicht an sie gepreßt. Ein Teil von mir starb fast vor Verlegenheit, der andere betete um eine schnelle Flucht, und ein weiterer hüpfte auf und ab vor Freude, zündete Kracher und hängte ein NICHT STÖREN BIS ZUM
    JÜNGSTEN GERICHT-Schild draußen an die Tür.
    »Tanzen die Esel schon, Voondrab-Gesicht?« fragte Mysti mich viel zu zuckersüß.
    »Was? Wird von mir etwa erwartet, daß ich dich jetzt küsse oder so was?« fragte ich.
    »>Oder so was.<« Sie zog mich auf, und das gefiel mir nicht.
    »Drücken wir es mal so aus: An diesem Punkt der Zeremonie solltest du besser irgend etwas tun, um zu zeigen, daß wir einander gebunden sind. Etwas Körperliches.«
    »Und wenn nicht? Ich wollte überhaupt nicht an dich gebunden werden. Ich bin viel zu jung, um an dich gebunden zu sein. Ich bin viel zu verwirrt, um an dich gebunden zu sein. Ich bin viel zu nichtwelfisch …«
    »Welfies singen«, erwiderte sie. »Und zwar reichlich. Nachts ziehen wir durchs ganze Land, immer nur auf der Suche nach guten Flecken, wo wir jenen Sterblichen einen vorsingen können, die gerade versuchen, eine ordentliche Runde zu schlafen. Sterbliche, die Weifengesang vernehmen, vergessen das nie wieder, hauptsächlich deswegen, weil er sie die ganze Nacht wachhält und wir uns auch nicht davon abhalten lassen, wenn man uns mit alten Schuhen bewirft oder kaltes Wasser aus dem Fenster schüttet. Wir komponieren alle unsere Lieder selbst. Wie würde es dir gefallen, der Held eines bald schon allenthalben sehr berühmten Lieds zu werden, das von dem jungen Meister Kendar handelt, dem einzigen Sterblichen, der jemals so eng mit einer Weifenmaid zusammenkam und der nichts unternahm, weil er gar nichts hatte, um etwas damit zu unter …«
    Ich küßte sie. Sämtliche Welfies jubelten. Ich glaube, sie sagten:
    »Jau.« Einmal.
    Kaum hatten unsere Lippen sich berührt, als die Kristallhaut um uns herum verdampfte, bis wir nur noch mit einem klebrigen warmen Tau bedeckt waren, der immer noch nach viel zu vielen Blumen auf viel zu engem Raum roch. Der Welfiechef grinste. »Seht, nun seid ihr gesegnet.«
    Er klatschte in die Hände, worauf eine Schar geflügelter weiblicher Welfies mit sauberen weißen Tüchern und silbernen Wasserschalen herbeiflatterte. Mysti und ich wurden recht gründlich gesäubert, obwohl uns noch immer etwas von dem Geruch nachhing. Als wir fertig waren, flogen die Weifenmaiden wieder davon, und Seine Weifenschaft bedeutete uns, uns wieder vor ihm aufzubauen.
    »Nun seid ihr sowohl gebunden als auch gesegnet«, sagte er. »jetzt bleibt nur noch der letzte Teil dieses heiligen Ritus zu erfüllen. Das Geschäft.« Er lächelte mich an, als müßte ich einfach wissen, was er damit meinte.
    Klar, tat ich auch.
    »Ähhh … Geschäft?« fragte ich und versuchte Zeit zu schinden.
    »Um offen zu sein, ist das Wort Geschäft das einzige, das uns einfiel, weil es so gut zu Binden und Segnen klingt«, erläuterte er. »In Wirklichkeit geht es nur um einen kleinen Gefallen.«
    »Gefallen«, wiederholte ich. »Ach, das ist doch nicht nötig. Du hast uns doch sowieso schon mehr als genug Gefallen getan: uns nicht umgebracht, deine Nase nicht mehr in meinen Geist gesteckt, uns nicht gezwungen, zu jeder Mahlzeit Blumen zu essen, uns …«
    »Dies ist ein Gefallen, den du deinerseits uns erweisen mußt.« Er blickte mich an, als erwartete er, daß ich jetzt vor Freude tot umkippen würde. »Es ist nur eine Geste deiner Dankbarkeit für die dir erteilte Ehre, eine Welfie zur Braut bekommen zu haben.«
    Ich musterte Mysti. Für die sollte ich dankbar sein? Ja, vielleicht, wenn ich in der Sache eine freie Wahl gehabt hätte; doch so, wie die Dinge standen, war sie mir aufgedrängt worden wie eine Fuhre Sand.
    Eine sehr hübsche Fuhre Sand, noch dazu mit einigen äußerst netten Kurven, aber trotzdem …
    (Das war wie die Geschenke zu Wedwels Wunschtag, die ich immer von Tante Gloriana bekam, von denen jedes entweder häßlich oder furchtbar oder beides war. Mutter bestand nicht nur darauf, daß ich Tante G. Ach-das-gefällt-mir-aber-gut-Briefchen schrieb, sie beharrte sogar darauf, daß ich

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