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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Welfie-Frauen das Hauptgericht auf: Blumen.
    »Was ist denn los, Meister Kendar?« erkundigte sich mein Gastgeber.
    »Du hast ja deine Butterblume gar nicht angerührt.«
    »Ich dachte, das wäre die Garnitur.«
    »Du bist wirklich komisch, für einen Zauberer. Ha, ha.«
    »Ha, ha«, wiederholten die anderen Welfies pflichtschuldig.
    »Iß es«, murmelte mir Mysti ins Ohr.
    »Aber das ist …«
    »Iß es!« Sie hatte die spitzesten Ellenbogen, ob menschlich oder welfisch, die meine Rippen je zu spüren bekommen hatten.
    Ich nahm mir eine Nelke von meinem Teller mit gemischten Blüten und biß ein paar Blüten davon ab. Sie schmeckten glatt und fransig und leicht süßlich, und das alles auf einmal. Ich mochte es nicht besonders, wie sie sich an Zunge und Gaumen klebten.
    »Ork«, bemerkte ich leise. Mystis hämisches Lächeln war vollkommen aufrichtig. »Jetzt weißt du auch, weshalb ich es hasse, eine Welfie zu sein«, sagte sie so leise, daß nur ich es hören konnte.
    »Ich hasse den Wald, ich hasse die Gesellschaft, ich hasse es, in einem Pilzhaus zu wohnen, das mit jedem Regen größer wird, und vor allem hasse ich die Verpflegung!«
    »Vielleicht könnte ich dir ja etwas von den Resten im Gästehaus holen. Da liegt noch eine Menge kerniges Essen herum«, schlug ich vor.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur Besucher bekommen gutes Fleisch.
    Deine Reste würden mich nicht zufriedenstellen.«
    Mit Verachtung schnippte sie ihre Portion Wurmfledermaus beiseite.
    »Ein Königreich für ein Steak! Englisch.« Wie sie es sagte, sah ich schon förmlich vor mir, wie ihr der hellrote Saft aus den Mundwinkeln troff.
    »Ist es wirklich so schlimm, eine Welfie zu sein?« fragte ich.
    »Schlimm? Ha! Das ist doch noch längst nicht alles. Tag um Tag nichts anderes zu tun, als über Waldlichtungen zu flirren, mit Horden von Schmetterlingen zu frohlocken und diesen Schlangenfraß zu essen. Nacht um Nacht fröhlich auf dem von Tau geküßten Gras herumzutapsen und mit meinen Schwestern lieblich zu singen.« Sie schnitt eine häßliche Grimasse. »Ich hasse meine Schwestern.«
    »Ich habe einen Bruder, auf den ich auch nicht gerade scharf bin«, warf ich ein.
    Sie blickte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Wer interessiert sich denn für dich und deinen blöden Bruder? Ich will nur aus diesem lausigen Wald raus, und du wirst mir dabei helfen, Gatte.«
    So würde das also werden? Ich verschränkte die Arme.
    »Vielleicht helfe ich dir, vielleicht auch nicht. Eigentlich gefällt es mir hier ganz gut. Schön friedlich. Und mich werden sie schon nicht dazu zwingen, die Heckenabschnitte aufzufuttern. Ich finde, das hier ist genau der richtige Ort für einen Meister der Magik, um sich niederzulassen, Gattin.«
    Aus irgendeinem Grund ließ sie sich durch nichts von dem, was ich sagte, aus der Fassung bringen. Sie lächelte auf die gleiche Weise, wie Scandal es zu tun pflegte, wenn er etwas ausgefressen hatte und ich nichts dagegen unternehmen konnte. Das machte mir Sorgen, obwohl ich nicht wußte, worum es eigentlich ging.
    Ich sollte es noch erfahren.
    Nachdem die Teller mit den Blumen abgeräumt waren Und man uns goldene Schüsseln mit Nüssen und Honig serviert hatte, stand der gekrönte Welfie auf und befahl mit einer Geste Ruhe. Die Mühe hätte er sich gar nicht zu machen brauchen. Keiner von den Hochzeitsgästen sagte etwas, und wenn jemand auf Veilchen herumkaut, kann er dabei sowieso nicht allzuviel Lärm veranstalten.
    »Freies Welfenvolk des lustigen Waldes«, verkündete er.
    Sein Publikum wirkte so fröhlich, wie es nur sein konnte, was nicht sonderlich viel war. »Wir haben uns hier versammelt, um die Hochzeit des großen und ruhmreichen Meisters Kendar mit einer unserer eigenen unwürdigen Frauen zu feiern.«

    »Hussa«, sagten alle Welfies im Chor, bis auf Mysti, die etwas Gehässiges über die Mutter des gekrönten Welfies murmelte.
    »Möge die Weifenmaid Mysti vortreten«, befahl der Anführer und vollzog eine Reihe ausladender Gesten mit den Armen, bis er aussah wie eine verrückt gewordene Windmühle. Mysti wischte sich sofort alles Feixen, jede höhnische Grimasse und den Schadschnauzenblick aus dem Gesicht. Sie stand da, groß und rein wie eine Lilie, die Hände über der Brust gekreuzt, das Gesicht gerade hoch erhoben genug, damit jeder ihren Ausdruck perfekten, heiteren Gehorsams sehen konnte.
    Schon beim bloßen Anblick drehte sich mir der Magen um.
    Scandal knuffte mich in den Fußknöchel, bis ich

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