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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Zeit lautstark darüber beschweren konnte, während man es tat. Das Zerschneiden von Wurmfledermausflügeln zu allerwinzigsten Happen war Kleinkram oberster Güte, weil man dabei Gelegenheit bekam, mit den Messern zu jonglieren oder jede Menge Applaus einzuheimsen. Dem Hauptgericht die Dornen abzuschneiden, war Frauenarbeit, denn das war mühsam und langweilig, und niemand verlor jemals ein Wort über diesen Job, es sei denn, er wurde nicht erledigt.) Jedenfalls standen dort nun vier männliche Welfies neben dem Chef, das silbriggoldene Haar in der Brise wehend, jeder mit einer kleinen Kristallkugel auf den Fingerspitzen seiner rechten Hand. Die Vier faßten sich mit der Linken gegenseitig an und begannen mit einem stattlichen Tanz auf Zehenspitzen - ich glaube, der Welfie, der die Bedeutung des Worts »Aufstampfen« begreift, muß erst noch geboren werden -, während Seine Welfische Gnaden Mysti und mir bedeutete, daß wir uns zu den Vergnügungen gesellen sollten.
    O Freude! O Entzücken! Ich hasse das Tanzen. Ich kann es nicht richtig. Es gibt zwar viele Dinge, die ich nicht richtig kann, aber Tanzen gehört nun einmal zu jenen, die ich auch nie richtig können wollte.
    Als hätte ich überhaupt eine Wahl! Mysti ergriff mein Handgelenk und zerrte mich auf das Mittelfeld. »Komm schon, Grym, mach mit!«
    rief sie über die Schulter. »Das macht Spaß.«
    »Wird mir Promiß gegeben, daß ich noch eine Wurmfledermaus töten kann?« fragte er fröhlich.
    »Noch besser! Diesmal könnte es sein, daß du einen Mann töten sollst.«

    Na, das genügte, um meinen treuen Barbarenkumpel zu überzeugen.
    Er machte einen Satz über den Tisch und hatte sich bereits hinter dem Weifenchef aufgebaut, bevor Mysti und ich dort eingetroffen waren.
    Der Weifenherrscher schien über Gryms Anwesenheit nicht verärgert zu sein.
    »Ein sterblicher Zeuge?« fragte er. »Das ist gut. Und ihr, meine Kinder, habt euch bereits die Hand gegeben, ohne daß ich euch dazu anwies? Möge dieses günstige Zeichen für euch beide lange Jahre häuslichen Glücks, Friedens und Einverständnisses bedeuten.«
    Ich wurde das Gefühl nicht los, daß jedweder häuslicher Frieden und alles Glück, das ich mit Mysti erfahren sollte, davon abhängen würde, ob ich oft genug die magischen Worte »Ja, Liebes« aussprach.
    »Mein Gebieter«, sagte ich. »Wozu brauchen wir einen »Nun, für die Zeremonie des Bindens, des Segnens und des Geschäfts, die ich nun vollziehen werde, o Großer. Wir haben bereits genügend welfische Zeugen, da scheint mir dies nur angebracht zu sein. Es ist ein wundervolles Ritual. Bestimmt hast du doch davon schon in deinen Büchern geheimen Wissens gelesen?«
    Ich bemühte mich, meine Unwissenheit mit Gelassenheit zu überspielen. »Tut mir leid. Ich bin in einen häßlichen Krieg mit einem rivalisierenden Zauberer geraten, und der Hundesohn hat sämtliche Kapitel über weifische Kultur in meinen Büchern geheimen Wissens verbrannt.«
    »Das ist nicht schlimm.« Seine Welfigkeit wischte es beiseite.
    »Unsere Riten sind kurz und schlicht. Ein Zauberer von deiner überragenden Gelehrsamkeit wird ihnen mühelos zu folgen wissen.«
    Er fummelte mit den Fingern, und eine purpurne Flamme erblühte auf seinem Handrücken.
    Die ließ gelbe Flügel sprießen und flog ein Stück durch die Luft, um sich auf den vier verbundenen Händen der immer noch tanzenden Welfies niederzulassen.
    Feurige, fransige Dornen aus weintraubenfarbenen Blitzen fuhren jedem Welfie über den Arm, hinauf bis zum Hals und dann den anderen Arm wieder herunter und trafen die funkelnden Kugeln mit ausreichender Kraft, um sie senkrecht in die Luft zu schleudern wie Seifenblasen. Alle fielen sie mit gewaltigem Krachen zerberstenden Kristalls und einem Rumpeln wie von einem Drachen in Kolik zu Boden.

    Kaum hatten sie diesen berührt, als die Scherben wieder emporspritzten und eine schartige, gläserne Woge bildeten, die sich über Mysti und mich ergoß, bevor ich auch nur mit der Wimper zucken konnte. Ich wollte aufschreien, doch kaum hatten die messerspitzen Stücke uns getroffen, als sie auch schon zu fetten, öligen Tröpfchen zerschmolzen, die so rochen wie die Parfümsammlung meiner Mutter. Mysti und ich wurden durchtränkt und durchstänkert.
    »Seht, nun seid ihr gebunden«, intonierte der gekrönte Welfie.
    Soweit, so schlicht.
    Vielleicht doch nicht so schlicht. Als wir dastanden, völlig durchtränkt, und die geschmolzenen Kristalle ohne jede Vorwarnung

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