Esther Friesner
diese widerlichen Dinge auch noch benutzte.
Das ging immer so weiter, bis Tante Gloriana mir in einem Jahr mal einen bunten Wintermantel schickte, der so häßlich und so scheußlich war, daß, als meine Mutter mich zwang, ihn bei der Hausarbeit zu tragen, alle unsere Hühner einen kurzen Blick darauf warfen und auf der Stelle tot umkippten.
Da sagte Paps: »Ich liebe meine Familie wie jeder andere auch, aber Verwandte können keine Eier legen«, und schrieb Tante G. persönlich einen bösen Hör-auf-meinem-unschuldigen-wenn-auch-dummen-Sohn-diese-schrecklichen-Geschenke-zu-schicken-Brief.) Ich räusperte mich. Inzwischen lächelte nicht nur der gekrönte Welfie, sondern sämtliche Welfies in Sichtweite.
Diese zahllosen perfekten weißen Zähne, all diese vollkommenen Gesichter gaben mir das Gefühl, als würde ich in einer Schüssel gebutterter Murmeln stehen. »Nun, äh, was ist denn das für ein Gefallen, edler Herr?« fragte ich.
»Im Wald von Euw lebt eine Hexe«, erklärte der Welfie.
»Aber eigentlich sollten hier nur Welfies leben, mußt du wissen. Wir mögen sie nicht.«
»Das kann ich mir vorstellen. Ich nehme an, da ich ein Zauberer bin und sie eine Hexe, geht ihr davon aus, daß sie auf mich hören wird.
Ihr möchtet also, daß ich euch den Gefallen tue und sie dazu auffordere, wegzugehen, richtig?«
»Falsch«, erwiderte der gekrönte Welfie. »Wir möchten, daß du uns den Gefallen tust, sie totzumachen.«
KAPITEL 15
Mysti setzte sich in der Nähe des Ostrands des Walds von Euw auf einen pilzbedeckten Baumstumpf und sagte: »>Scheidung Was ist denn das, eine >Scheidung«
Scandal stemmte alle vier Füße fest ins Moos und erklärte ihr: »Das ist ein großes, haariges Tier, das in einem Fabton deiner Wahl geliefert wird, dazu in verlockenden acht leckeren Geschmacksnoten, darunter neu im Angebot Banane-Himmbeere und Schokolade-Schokoladenstreusel. Was schert dich das, was eine Scheidung ist? Es geht hier nur darum, daß der Junge eine von dir haben will und daß er genug Magik in seinem Gekröse hat, um dir die Socken wegzuhauen, selbst wenn ihr Welfies gar keine Socken tragt.« Er stand auf und stakste von ihr fort, stolz mit der Rute peitschend. »Keine weiteren Einlassungen.«
Mystik zielte mit einem Finger auf Scandals Hintern, und ein Winzstrahl Magik versengte ihm den Pelz. Der Kater kreischte auf und machte einen senkrechten Satz in zehnfache Körperhöhe. Sein eigener Magikvorrat setzte ein halbes Dutzend lodernder Drehräder in Gang, die eine Gruppe in der Nähe stehender unglückseliger Schößlinge absägten.
»Das ist Nummer eins«, sagte die Welfie.
»He! Laß bloß Scandal in Frieden«, protestierte ich.
»Oder?« Sie lachte mich aus.
»Oder … oder … oder sonst.« Das war zwar ziemlich lahm, aber die beste Erwiderung, die mir einfiel.
Mysti gähnte und verschränkte beide Hände um ein hochgezogenes Knie. »Wie ich bibbere.«
Am Rande unserer kleinen, herzlichen Gruppe schritt Grym der Große auf und ab wie ein gefangener Löwe, in der einen Hand den aus seiner Scheide gezogenen Grabräuber, im anderen Arm unser Hochzeitsgeschenk, der flügelgefärbte weiße Teppich. »Weshalb zögern wir?« wollte der Barbar wissen. »Ward uns nicht aufgetragen, die böse Hexe des Waldlands aufzuspüren und zu metzeln?«
Scandal, der gerade seinen versengten Pelz putzte, hob den Blick.
»Wir werden zur erstbesten Gelegenheit ein Haus auf ihren Schädel fallen lassen, du Vogelscheuche. Paßt dir das in den Kram?« Er war ein sehr mürrischer Kater.
Grym und Mysti hatten nicht allzu lange gebraucht, bis sie begriffen, daß sie nie alles verstehen würden, was Scandal sagte. Tatsächlich war Grym zu dem Schluß gelangt, daß Scandals seltsamste Wörter ganz einfach die Stimme seiner Stammesgötter sein mußten, die ein Auge auf ihren geliebten Barbarenjungen hielten. Das war auch nur gerecht: Schließlich waren es dieselben Götter, die ihn mit dem bestraft hatten, was Scandal das >Gesicht vom Planeten Zuckerschnute< nannte, und nun tat es ihnen leid. Deshalb hatten sie die Katze in ein Orakel verwandelt. Ich konnte Grym nicht dazu bringen zu erklären, warum diese Götter, wenn es ihnen tatsächlich so leid tun sollte, nicht einfach sein Gesicht in etwas wirklich Heftiges oder einfach nur Häßliches verwandelten.
»Es steht den Sterblichen nicht an, die Götter in Frage zu stellen«, hatte seine Antwort gelautet.
Ich hätte eigentlich am liebsten gefragt »Warum nicht?«, nur
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