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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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erklärte ich.
    »Wir wissen schon, was du meintest«, warf Scandal ein.
    »Was uns sie Sprache verschlägt, ist, daß du irgendeine Art von Anführer sein sollst.«
    Ich verschloß den Mund zu einer, wie ich hoffte, strengen Miene.
    »Und warum, wenn ich bitten darf, tut es dies?«
    »Weil man, wenn man irgend jemanden irgendwohin führen will, zunächst einmal wissen muß, wohin man überhaupt geht.«
    »Ich weiß, wohin ich gehe.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich gehe nach Hause.«
    »Nach Hause«, wiederholte der Kater. »Hübsche Idee.
    Jedenfalls für jene unter uns, die nach Hause können.«
    Seine Worte trafen mich wie ein Pfeil in der Kehle. Zum ersten Mal, seit die Welfies uns losgeschickt hatten, sah ich mir meine Reisegefährten einmal gründlich an, und in allen drei Gesichtern erkannte ich nur dieselbe Sehnsucht und denselben Verlust: Zuhause.
    Mysti war gerade aus dem einzigen Zuhause geworfen worden, das sie je gekannt hatte. Gewiß, sie behauptete zwar, froh zu sein, dem zu entkommen, aber das machte es auch nicht leichter, sich der großen, unbekannten Außenwelt stellen zu müssen. Irgendwo war sie hinter ihrer harten Fassade ganz einsam und verschüchtert.

    Grym hatte kein Zuhause von jener Art, wie ich mir eins vorstellte.
    Er war ein nomadischer Barbar. Heim, Zuhause oder Heimat war für Grym kein Gebäude, kein Name auf einer Landkarte oder ein besonderes Stück Land. Sein Zuhause war sein Stamm, sein Volk. Das konnte er zwar wieder ausfindig machen und sich ihm anschließen, doch solange er es mit diesem Gesicht tat, würde er nie wirklich zu einem Teil davon werden.
    Scandals Zuhause war eine andere Welt, eine andere Dimension, ein Ort, so unglaublich, daß er eigentlich gar nicht existieren durfte. Nun existierte er aber, eine Welt, die von meiner nur ein Rattenloch weit entfernt war, aber dieses Rattenloch mußte man erst einmal finden!
    Drei verlorene Seelen, drei Lebewesen, die nicht dort hinkommen würden, wo sie hinwollten, es sei denn …
    Es sei denn, ich half ihnen dabei. Es sei denn, ich lernte meine Magik zu bemeistern und ihnen damit zu helfen. Sie brauchten mich.
    Mich, Kendar Gangle, Rattenklopper. Der Knoten in meinem Hals löste sich und sackte in meinen Magen herab, wo er sich niederließ wie ein Klumpen von Velma Chefköchins Haferbrei. Er wurde immer schwerer und schwerer, je länger ich die drei musterte. Ich wünschte mir, ich hätte alles zurücknehmen können, was ich über das Führersein gesagt hatte. Die Leute brauchten zwar einen Führer, aber gebraucht zu werden, ist ziemlich beängstigend. Ich wünschte, alles könnte wieder genauso werden wie vor der Zeit, da ich durch Meister Thengors Magik krachte. Ich wünschte, der einzige, der von mir abhing, wäre ich selbst gewesen.
    Das Problem bei der Magik ist, daß sie einem keine Wünsche erfüllt.
    Mist!
    »Jetzt hört mal zu«, sagte ich und versuchte, mir selbst zum Trotz zuversichtlich zu klingen. »Meine Idee ist solange die beste, die uns zur Verfügung steht, bis ihr eine bessere entwickelt. Warum sollten wir versuchen, eine Hexe zu vernichten, deren Zauber so mächtig sind, daß sie selbst den Welfies Angst einjagen?«
    »Versprochen haben wir’s.« Grym klang seiner Sache ebenso sicher, und er bluffte keineswegs. »Daher ist’s ein Gebot der Ehre.«
    »Falsch! Wir haben überhaupt nichts versprochen. Diese ganze Sache mit dem Hexentöten wurde mir aufgebrummt, mir, dem Meister Kendar, und mich hat niemand vorher gefragt, ob ich das tun wollte.
    Es wurde mir einfach von den Welfies aufs Auge gedrückt.«

    »Ich bin dein Diener durch Schwerteid, dies Tier ist dein Familiär, und diese Welfiemaid ist deine Frau«, erwiderte Grym. »Nach meinem Ehrenkodex heißt das wir, o Kendar.«
    »Außerdem kommen wir aus der Sache nicht raus«, meldete sich Mysti zu Wort.
    »Wieso denn? Der Wald ist groß, und es ist nur eine einzige Hexe«, gemahnte ich sie. »Wenn wir ihr aus dem Weg gehen wollen, dürften die Chancen doch wohl voll auf unserer Seite liegen.«
    »Falsch!« Sie ahmte mich haargenau nach. Das gefiel mir überhaupt nicht.
    »Hättest du vielleicht Lust, dich zu erklären?« fragte ich sie.
    »Mit Vergnügen. Erinnerst du dich an meine Flügel?«
    »Hm.«
    »Erinnerst du dich an die Zeremonie des Bindens, des Segnens und des Geschäfts, als der Gebieter Valdaree mir die Flügel vom Leib riß?«
    »Äh … Aua.«
    »Erinnerst du dich, daß es nicht geblutet hat?«
    Ich musterte den

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