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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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war. Ich trat aus meinem Heckengefängnis und stellte fest, daß Grym, Mysti und Scandal alle ebenfalls in ihren Laubkäfigen festsaßen, ganz ähnlich jenem, aus dem ich soeben befreit worden war.
    »Ich werde an keinerlei gemütlicher Plauderei teilnehmen, bevor du meine Freunde nicht freigelassen hast«, teilte ich der Hexe mit.
    Sie schnalzte mit der Zunge und sah mich an, wie das Kindermädchen Esplanadia es damals getan hatte, als ich meinen ersten Stinkwurm streichelte. (Diese Miniaturdrachen sind die einzigen mir bekannten Kreaturen, die einen noch schlimmeren Mundgeruch haben als Basehart.) »Aber natürlich werde ich sie freilassen«, sagte sie. »Wenn es nach mir gegangen wäre, wären sie sowieso gar nicht erst in diese Lage gekommen. Das war alles Jawjs Idee.«
    »Wer ist Jawj?« fragte ich und sah mich um. »Dein Familiär?«
    »Mein Strauch. Na ja, einer meiner Sträucher, um genau zu sein. Das ist der, der alle Verwaltungsentscheidungen fällt. Die sind nämlich lebendig, mußt du wissen, meine Büsche. Wenn man sich schon die Mühe macht, eine Hecke zu pflanzen, sollte man es auch gleich richtig tun und eine Wachhecke anbringen. Mit dieser hier war ich bisher insgesamt eigentlich recht zufrieden, obwohl es immer wieder mal bedauerliche Vorfälle wie diesen gibt, wenn Jawj völlig arglose Passanten mit Feinden verwechselt und die Fassung verliert. Die Wurzeln, müßte ich eigentlich sagen. Andererseits - wieviel Urteilsvermögen kann man schon von einem Busch erwarten?«
    »Tue ich gar nicht, tue ich gar nicht«, murmelte die Hecke.
    »Die von mir eingeleitete Maßnahme war, auf der Grundlage aller zur Verfügung stehenden Eckdaten und in Abgleich mit den bereits gespeicherten Informationen, nur umsichtig.«
    »Ja, Liebes«, sagte die Hexe, ohne zuzuhören. »Und jetzt sag den anderen, sie sollen die Freunde des netten Jungen freilassen.«
    »Das werde ich nicht tun.«
    »Freischneider!« sagte die Hexe.
    Im nächsten Augenblick standen wir auch schon alle vor ihr und versuchten, nicht allzu schuldbewußt dreinzublicken.
    »Was habt ihr netten jungen Leute denn bloß?« fragte sie aufrichtig besorgt. Sie beugte sich sogar bis zu Scandal hinunter und fügte hinzu:
    »Selbst euer süßes kleines Haustier scheint wegen irgend etwas unglücklich zu sein. Ob da wohl eine hübsche Tasse Tee helfen kann?
    Wir können ja unsere eigene kleine Party feiern. Ich weiß, daß ich frisches Brot und Butter habe, dazu ein paar Honigkuchen und die Reste von der Hüpferterrine von gestern abend. Kommt mit.« Sie ging auf ihre Hüttentür zu.
    »Wir haben keinen Hunger«, sagte ich und fühlte mich ziemlich mies. Sie war doch so eine nette Dame! Und bisher hatte ich noch nichts zu Gesicht bekommen, was mich davon hätte überzeugen können, daß sie eine böse Hexe war. Sicher, sie ließ ihr Haus von Jawj und seiner dornigen Familie bewachen, aber wenn ich so nahe bei den Welfies gewohnt hätte wie sie, hätte ich den ganzen Laden mit einer Wachhecke, einem Wachhund und einem doppelten Graben voller Wachschleimwürmer abgesichert.
    Warum mußten wir sie nur töten? Doch die Antwort darauf kannte ich schon: Wenn wir es nicht täten, würde Mysti sterben. Und auch wenn ich nicht sonderlich erpicht darauf war, sie ständig bei mir zu haben, hieß das doch keineswegs, daß ich sie mir tot wünschte. Ich wünschte mir, ich könnte die Magik besser organisieren. Wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre, wäre ich sofort zu den Welfies zurückgekehrt und hätte sie gezwungen, ihren Zauber von Mysti zu nehmen, sonst … sonst … Sonst - was?
    Sonst wäre es zu irgend etwas Unangenehmen gekommen. Ha! Ich war vielleicht ein Zauberer! Ich konnte mir ja nicht einmal eine wirklich furchtbare Strafe für meine Feinde ausdenken. Meister Thengor hatte dieses Problem nie gehabt, wenn es um Rache ging. Er hatte sogar eine ganze Abteilung in der Bibliothek eingerichtet, in denen nur Bücher mit Titeln standen wie: Heimzahlen - aber richtig!
    und: Rache ist Leberwurst und: Wer nicht hören will, muß bluten und: 101 Möglichkeiten, dem anderen noch eins überzubraten, wenn er schon am Boden liegt. Ich hatte einfach nicht das Zeug zu einem richtigen Zauberer, Magik hin, Magik her. Aber nun saß ich hier fest.
    Ich blickte zu Grym hinüber. Der große Barbar war genauso unglücklich über die ganze Situation wie ich; das war deutlich zu erkennen. Mysti sah keinem von uns in die Augen, und Scandal hatte sein Fell aufgeplustert und machte den

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