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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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machen.«
    »Dort drin?« fragte Grym. Ich war froh, daß er meine Aufgabe als Steller dummer Fragen übernommen hatte.
    »Sieh mal an, unser Schlaumeier!« Die Hexe wirkte erfreut. »Ja, ja, genau hier drin, hopp-hopp! Wenn ich sie zu lange unbeaufsichtigt lasse, gibt es keine Garantie, was dann alles passieren kann.«
    Gryms Hand schloß sich um Grabräubers Griff. »Tun wir nun, wie sie uns geheißen, auf daß sie unseren Argwohn nicht argwöhne«, schnarrte er aus dem Mundwinkel. »Ich gehe als erster; Meister Kendar, folge du als letzter, um die Nachhut zu sichern.«
    »In Ordnung«, schnarrte ich zurück.

    Die Hexe seufzte und stampfte mit dem Fuß auf. »Wenn ihr Jungs eure Nachhut sichern wollt - und die ist bestimmt schrecklich süß, da bin ich ganz sicher -, müßt ihr euch nur noch ein bißchen im Flüstern üben. Dieses ganze alberne Geschnarre da hört sich an, als wärt ihr ein paar Attentäter in einem Bühnenstück - und zwar in einem äußerst miserablen Bühnenstück, die Sorte, wo der Held seinen Hut verkehrt herum aufsetzt und seine eigene Mutter ihn den ganzen zweiten Akt lang nicht wiedererkennt. Ich kann nämlich jedes Wort verstehen, was ihr sagt, müßt ihr wissen; so klar wie Glockengeläut, nur doppelt so laut.«
    Grym und ich legten uns einen Wer?-Wir?-Blick zu. Das hatten wir von Scandal gelernt.
    »Ja, ihr«, erwiderte die Hexe, obwohl wir kein Wort gesagt hatten.
    »Ich bin schließlich nicht erst gestern geboren, wie bedauerlich das auch ist, und verdiene mir meinen Unterhalt recht ordentlich mit der Hexenkunst, und zwar schon um einiges länger, als du zum letztenmal gebadet hast.« Das war an Grym gerichtet, der auch prompt errötete.
    »Also hängt hier nicht rum und bildet euch ein, ihr könntet Mutter Krötenhauch noch beibringen, wie man Eier aussaugt. Zum einen mag ich keine Eier und zum anderen …«
    Letzteres erfuhren wir nicht mehr, denn genau im selben Augenblick ertönte hinter der Hexe ein ominöses Geblubber, es gab einen säuerlichen brennenden Geruch, ein Krachen, als sei etwas Großes umgestürzt, dann peitschte ein langer purpurner Tentakel aus der Türöffnung, wickelte sich dreimal um Mutter Krötenhauchs dicklichen Leib und zerrte sie schreiend und zappelnd ins Hinterzimmer zurück.
    Grym stieß einen höllischen Kriegsruf aus und stürmte ihr durch die offene Tür hinterher. Ich ließ den Kater fallen und rannte ihm nach.
    Ich hörte noch, wie Scandal hinter mir irgend etwas über verrückte Helden brüllte, während Mysti die Hauskröten anschrie, sie sollten gefälligst ihren warzigen Hintern aus dem Weg hieven, damit sie an den Schürhaken am Kamin herankäme. Dann konnte ich nichts mehr hören, weil meine Magik ein lautes, zorniges Knistern in Gang setzte, das mich von Kopf bis Fuß umhüllte, wie ein Kokon aus Feuer.
    Der Kokon riß weit auf, als ich mit der Stirn gegen Gryms muskulösen Rücken krachte, und die Magik erstarb wieder.

    Ich hatte gerade noch Zeit für einen Atemzug, als Mysti mich von hinten rammte und der Stoß uns beide zu Boden riß.
    Na ja, Grym blieb eigentlich stehen - er war massiv genug, um noch mitten in einem Wirbelsturm die Stellung zu halten -, aber Mysti und ich fielen um wie die Kegel.
    »Steht mal vom Boden auf, ihr Lieben«, empfahl Mutter Krötenhauchs beruhigende Stimme. »Ich weiß noch nicht, was da übergeschäumt ist, und es könnte Sachen mit euch anstellen, die euch nicht besonders gefallen würden.«
    Mysti und ich standen auf und klopften uns hastig ab. Wir hatten zwar nichts abbekommen, aber wenn eine Hexe einem sagt, man solle aufstehen, weil einem das, was sonst passiert, nicht besonders gefallen dürfte, empfehle ich, ihr zu vertrauen und sich in Bewegung zu setzen.
    Dann spähten wir rechts und links um unseren Freund den Barbaren herum und sahen, was ihn mitten in seinem heldenhaften Ansturm hatte stocken lassen.
    Fröhlich wie eine Feldmaus, die sich den Bauch mit Frohbeeren vollgeschlagen hatte, hockte die Hexe auf einem zusammengerollten Tentakel, der zu einem purpurnen Ungeheuer mit sackartigem Körper gehörte, welches noch über sieben weitere Fangarme verfügte. Jeder davon hielt ein Holzpaddel mit langem Griff, die das Untier gelegentlich in sieben von zehn Kesseln tauchte, die wiederum jeder auf seinem eigenen kleinen Herd vor sich hin siedeten.
    Leuchtende Regenbogenblasen stiegen aus allen schwarzen Töpfen bis auf jenen, der umgekippt dalag und das darunter befindliche Feuer gelöscht hatte. Die

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