Esther Friesner
ja sooooo durcheinander«, stöhnte ich.
Mysti strich mir übers Haar. »Liebling, hat man dir denn in dieser Zauberschule überhaupt keine Logik beigebracht?«
»Hat man schon; aber ich bin durchgeflogen«, erwiderte ich, den Mund voller Kröte. Das Tier stieß ein verärgertes Jaggerrampfl aus und hopste davon.
Grym schnippte mit den Fingern. »Bei Buxomia und ihren zehntausend ausgewrungenen Liebhabern, mich dünkt, ich habe es!
Eine Hexe, die so mächtig ist, die Welfies zu besiegen, muß fürbaß über gar recht viel Macht gebieten, auch den raffiniertesten aller Welfie-Zauber zunichte zu machen.
So werden wir sie denn doch nicht metzeln! Wertvoller ist sie für uns, so sie am Leben und nicht tot, gewährt sie uns nur das Geschenk, Mysti vor ihrem drohenden Verhängnis zu erretten.«
»Meinst du, das würde sie?« fragte ich. »Warum sollte sie uns überhaupt helfen? Sie weiß doch, daß wir gekommen sind, um sie umzubringen.«
Ich sprach es gerade aus, da steckte die Hexe den Kopf durch die kleine schwarze Tür zu ihrem Hinterzimmer und sagte: »Meine Lieben, hättet ihr etwas dagegen, etwas leiser zu sein? Ich versuche gerade, meine Seifen im Auge zu behalten.« Dann verschwand sie wieder, kehrte aber schon einen Augenblick später wieder zurück und fügte hinzu: »Natürlich wußte ich, daß ihr gekommen seid, um mich umzubringen. Alle kommen her, um mich zu töten. So ist das hier Brauch.« Dann war sie fort, verschwunden in dem geheimnisvollen Zimmer, ohne etwas anderes zurückzulassen als eine Wolke aus merkwürdig riechendem Rauch.
»Was tut sie da drin?« fragte Mysti. »Kaum sind wir hereingekommen, hat sie den Tisch gedeckt, uns Tee serviert und ist durch diese kleine schwarze Tür verschwunden. Sie hat uns nicht mal nach unseren Namen gefragt. Oder uns ihren mitgeteilt.«
»Immer mit der Ruhe, Schwester.« Scandal gähnte und grub seine Krallen in meine Schenkel, gerade fest genug, daß es weh tat, aber nicht so heftig, daß ich ihn abwarf. »Das wird sie schon noch nachholen. Du hast die Dame doch gehört: Sie beobachtet ihre Seifen.
Dort, wo ich herkomme, lassen die Leute haufenweise am Nachmittag alles fallen, schalten den Fernseher ein, legen die Füße hoch und schauen ihre Lieblingsseifenopern. Da ist nichts dahinter.«
»Was ist denn ein Fernseher?« fragte ich unschuldig.
Auf Scandal wirkte es elektrisierend. Alle vier Pfoten schössen in entgegengesetzte Richtungen davon; seine Rute zeigte schnurgerade gen Decke, die Augen weiteten sich, ebenso die Pupillen, und seine Schnurrbarthaare knisterten von kleinen, rülpserartigen Magikausbrüchen. »Kein Fernsehen!« quiekte er. »Heiliger Bimmbamm, das stimmt ja!«
Er sprang von meinem Schoß auf die Tischplatte, daß die Kröten rechts und links davonstoben. »Alles auf! Alles auf!« schrie er.
»Kommt schon, bewegt eure Hintern, bevor sie etwas merkt! Rennt um euer Leben, laßt die Rettungsboote runter, Frauen und Kätzchen zuerst, verdammt, die Torpedos, lauft!«
Er lief tatsächlich: immer wieder im Kreis. Es dauerte drei Versuche, bis ich ihn endlich am Halskragen zu fassen bekam und ihn dazu zwang, mir ins Gesicht zu sehen. Seine Pfoten schlugen immer noch wild um sich. »Gibt es da irgendwelche Probleme?« fragte ich und hielt die wirbelnde Katze auf Armeslänge von mir entfernt.
»Sie ist eine Hexe!« jaulte der Kater.
»Das wissen wir schon.«
»Begreifst du denn nicht?« keuchte er. »Sie belügt uns. Sie kann gar nicht ihre Seifenopern anschauen, weil ihr Robin-Hood-Imitate doch noch nicht mal wißt, was ein Fernseher ist! Sie hat das nur als Vorwand benutzt, um sich in ihr geheimes Labor zu schleichen, um uns irgendwelchen Ärger on the rocks zu mischen, irgendeine Gehässigkeit. Dieser ganze Tee-und-Kekse-Kram ist nur eine Finte.
Das ist wie bei Hänsel und Gretel, da gewinnt die Hexe das Vertrauen der Kinder auch, indem sie ganz furchtbar teiteitei und nett zu ihnen tut, um sie dann in Ingwerbrot zu verwandeln und aufzuessen. Meine Mutter hat mich schließlich nicht großgezogen, um als Makrone zu enden!«
Die schwarze Tür ging auf, als Scandal gerade fertig war.
Das rosige Gesicht der Hexe kam hervor, doch zum erstenmal lächelte sie nicht.
»Was ist das für ein Lärm? Ich weiß selbst, daß ich keine besonders gute Gastgeberin bin, aber wenn ich nicht auf meine Seifen aufpasse, wird es hier drin ziemlich unangenehm. Wenn ihr schon nicht leise sein könnt, könnt ihr genausogut reinkommen und euch nützlich
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